Unvergessen bleibt unser Platz 2, der auf eindrucksvolle Weise mit einer der größten Neuerungen unserer Zeit abrechnet. Mit Satire und messerscharfen Beobachtungen wird das allzu selbstgefällige Netzwerk auf seinen wahren Nutzen überprüft.
Luan Elster (Pseudonym)
Luan Elster (Pseudonym)
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Ein
PC in nahezu jedem Haushalt der ersten Welt, Highspeed Internet (naja, zumindest in großen Städten), das
benutzer(un)freundlichste Betriebssystem aller Zeiten. Und social
media en masse. Der perfekte Nährboden ist geschaffen. Und er wird
besiedelt.
Laut
einem Spiegel Online Artikel zählte Facebook als Paradebeispiel
bereits am 14. September 2012 eine Milliarde Nutzer. Gründer Mark
Zuckerberg verkündete dies – wer hätte damit gerechnet – mit
einem Facebook-Eintrag: „Einer Milliarde Menschen zu helfen, ist
unglaublich, es erfüllt einen mit Demut und es ist das, worauf ich
mit Abstand am meisten stolz in meinem Leben bin.“
Seit
wann „hilft“ Facebook Menschen? Und dann sogar einer Milliarde
Menschen? Welche Funktion auf Facebook ist neu oder gar von
Bedeutung?
Na
gut, was kann man also machen auf Facebook... Zum Beispiel Bilder
uploaden! Welch Bereicherung für unsere Gesellschaft. Nun zeigen
Facebook-Nutzer der anderen Milliarde Menschen ungemein interessante
Schnappschüsse von sich selbst und anderen. Hierbei bekommt man als
Außenstehender eine enorme Bandbreite an Schätzen der
künstlerischen Fotografie zu bieten. Von spätpubertären Damen, die
sich in lasziven Posen in Waldstücken oder anderen faszinierenden
Landschaften selbst inszenieren und dieses Bild nach einer
professionellen Photoshop-Bildbearbeitung mit einer stimmigen, oft
englischsprachigen und ungemein philosophischen Weisheit (etwa: „You
only live once, so do the best with your life!“) uploaden, bis hin
zu Momentaufnahmen von sich anderweitig blamierenden Mitbürgern.
Wer
Bilder nicht mag, kann auf Facebook jedoch auch einfach sein Leben
protokollieren. Dank der tollen neuen Facebook-Chronik können die
Aktivitäten eines Facebook-Nutzers sogar chronologisch
zurückverfolgt werden. Was ich mich dabei nur immer wieder frage:
Warum sollte ich mein Leben protokollieren, wenn ich nicht gerade
eine Autobiografie plane? Und warum interessiert es sogar noch meine
Mitmenschen? Muss man sich ernsthaft Gedanken um seine
(Facebook-)Freunde machen? Da einige User dazu tendieren, „Freunde“
bis in den vierstelligen Bereich und weiter zu sammeln, hat zu allem
Überfluss auch noch eine breite Masse trotz
Privatsphäre-Einstellungen, die nur Freunden das Einsehen
ermöglichen, Zugang zu diesen Inhalten.
Für
schreibfaule User hat Mark Zuckerberg aber auch eine bequeme Lösung:
Einfach „Gefällt mir“ drücken. Liken, liken, liken. Diese
Funktion ist ebenfalls nicht neu, dennoch interessant: Man kann zwar
stets zeigen, was man mag. Eine Dislike-Funktion gibt es jedoch
nicht. Schade, sonst könnte man vermutlich Facebook oder gar den
Facebook-Papst Mark Zuckerberg höchstpersönlich disliken.
Ebenso
bequem ist es, andere Posts zu teilen. Aus Langeweile teilen die
Freunde des Teilers das Geteilte nochmal und dessen Freunde tun es
ihm gleich. Es entsteht (manchmal) eine Kettenreaktion der Teilung,
wodurch sich bestimmte Inhalte unglaublich schnell verbreiten. Aber
ist das wirklich immer sinnvoll? Gehen einem nervige
Hype-Erscheinungen nicht irgendwann einfach nur noch auf die Nerven?
Man
kann aber auch noch weiter gehen und Facebook-Seiten abonnieren, um
ständig auf dem neusten Stand zu bleiben. Das wäre eigentlich ganz
praktisch, wenn nicht vor allem große und beliebte Facebook-Seiten
dazu tendieren würden, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu
posten, um möglichst viele Likes abzugreifen.
Zwar
gibt es noch zahlreiche andere Möglichkeiten, Zuckerbergs
Geniestreich zu genießen, beispielsweise Chatten, Anstupsen oder
Farmville-Einladungen. Meine Erfahrungen während meiner Zeit als
Gesichtsbuchler beschränken sich jedoch weitgehend auf die bereits
genannten.
Was
stört mich also an Facebook?
Es
leistet keinen nennenswerten Beitrag zu unserer Gesellschaft. Wie ein
Parasit labt sich diese „Errungenschaft“ an den Informationen
über seine Anhänger. Deren Profile sind jedoch nicht hinsichtlich
aufkommender Werbung mit Bedacht zu erstellen, denn sie machen den
Ersteller nicht nur sichtbar für Facebook, sondern auch für mehr
oder minder Außenstehende (je nach Privatsphäre-Einstellungen und
Ausprägung der Freundesammelleidenschaft). Glücklicherweise
beschränken sich die von mir beschriebenen, leicht zugespitzten
Randerscheinungen auf einen vergleichsweise kleinen Teil der Nutzer,
jedoch ist selbst dieser kleine Teil ein Teil, der kein Teil sein
müsste und sollte.
Es
ist definitiv nicht immer falsch, ein Profil von sich zu erstellen
und auf sich aufmerksam zu machen und dadurch Kontakte zu knüpfen.
Man sollte sich jedoch stets überlegen, wo, wie und wem man sich
präsentiert.
Eine feine satirische Dekonstruktion dieses Massenphänomens.
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