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Donnerstag, 30. Oktober 2014

Martin Lotter

Beruf und Privates sind getrennt? Nicht mehr unbedingt. Die Unternehmen mischen sich immer mehr in das Leben ihrer Arbeitnehmer ein. Ist das gut oder gefährlich?

"Meinhardt Branig" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)
http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/deed.de

Dienstag, 21. Januar 2014

Einen wohlverdienten 3. Platz bei der Leserabstimmung - im Vergleich zum ADAC ungefälscht - erreicht ein Text, der einen völlig neuen Blick auf die politischen Folgen der demografischen Entwicklung warf und einen bleibenden Eindruck bei den Lesern hinterließ.

Mittwoch, 13. November 2013

Staatsfeind Nr. 1 der Deutschen sind sie selbst

Daniel Vedder
Dieter Schütz  / pixelio.de
 
Wir alle kennen die Zahlen: vor 50 Jahren kamen auf einen Rentner noch ca. drei Berufstätige, heute sind es knapp einer auf zwei und in weiteren 50 Jahren sind es möglicherweise gar für jeden Berufstätigen ein Rentner1. Wir wissen auch alle, was das bedeutet: höhere Sozialabgaben für uns, die nachwachsende Generation, der spätere Renteneintritt, und niedrigere Renten. Oft genug bekommen wir diesen Sachverhalt in der Schule zu hören. Doch ein Aspekt des vielzitierten demografischen Wandels ist erstaunlich wenig beachtet. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft kennen wir. Aber was sind die Auswirkungen auf die Demokratie selbst?
Das Grundmerkmal jeder Demokratie ist die Herrschaft der Mehrheit. In den großen demokratischen Revolutionen der letzten 250 Jahre war damit auch fast immer verknüpft, dass diejenige Bevölkerungsschicht den Staat führen wollte, die mit ihrer Arbeitsleistung auch die Wirtschaft am Laufen hielt. Für sie galt das Prinzip „Wer zahlt, schafft an“. Nicht eine kleine Gruppe fauler Adeliger sollte die Entscheidungen treffen, sondern die Arbeiter, die erstens in der Mehrheit waren und die zweitens ohnehin die gesamte Wirtschaftsleistung erbrachten. Sie wollten ihr Geld selber ausgeben können. Ein durchaus gerechter Anspruch, aber einer, der in der Rentengesellschaft von Morgen nicht unproblematisch ist.
Denn was passiert, wenn die Gruppe, die die demokratische Mehrheit besitzt, nicht mehr die Gruppe ist, die den Wohlstand erzeugt? Wenn es mehr Rentner als Beruftstätige gibt? (Es sei zu beachten, dass hierbei keine absolute Mehrheit nötig ist. Die ältere Generation muss es nur schaffen, in den regierenden Parteien genug Einfluss zu erhalten.) Damit könnten die Rentner theoretisch kontrollieren, was mit dem Geld passiert, dass die Jüngeren verdienen. So warnte der frühere Bundespräsident Roman Herzog: „Das könnte am Ende in die Richtung gehen, dass die Älteren die Jüngeren ausplündern.“2 Das wäre demokratisch. Aber wo bliebe unsere hochgeschätzte Gerechtigkeit?
Andererseits meint Gesellschaftsforscher Meinhard Miegel, die Jüngeren würden „Mittel und Wege finden, sich der Belastung zu entziehen – da können die Mehrheitsverhältnisse sein wie sie wollen.“2 Wir stehen hier also vor einem schwerwiegenden Dilemma. Auf der einen Seite haben wir die ältere Generation, die als potentielle demokratische Mehrheit wider aller Gerechtigkeit die Jüngeren ausnutzen könnte. Auf der anderen Seite stehen die Berufstätigen, die ihre Ersparnisse unter allen Umständen selbst verwalten wollen, und zu dem Zweck vielleicht sogar bereit wären, die in Artikel 20 GG festgelegten Prinzipien unseres demokratischen Sozialstaats zu missachten.
Es scheint eine Wahl zwischen Scylla und Charybdis zu sein – entweder die Gerechtigkeit oder die Demokratie muss dran glauben. Doch es gibt einen denkbaren Ausweg: das Familienwahlrecht. Dieses wurde bereits dreimal im Bundestag vorgeschlagen, zuletzt 2008, jedoch jedes Mal ergebnislos. Die Idee hinter diesem Gesetzesentwurf ist, den Familien mehr politischen Einfluss zu geben, indem man auch Kindern das Wahlrecht gibt. Laut seinen Befürwortern würde dies ein Gegengewicht schaffen zu den Wahlstimmen der Rentner, und somit der Politik die nötige Ausrichtung auf Nachhaltigkeit verschaffen. Der Schutz der Familie ist fest im Grundgesetz verankert (Art. 6), ist aber auf Grund einer kleinen Familienlobby in der täglichen Politik nicht immer so wichtig, wie er sein sollte. Mit dem Familienwahlrecht würde man Politiker zwingen, mehr auf die Familien zu achten, die ja die Zukunft unserer Gesellschaft darstellen3. Auch würde es dem Grundsatz der allgemeinen Wahlen näher kommen als die momentane Regelung, die unter-18-Jährige von den Wahlen ausschließt.
Das es dabei aber auch Probleme gibt, liegt auf der Hand. Diese liegen darin begründet, dass Kinder nicht voll zurechnungsfähig sind. Wenn dies für ihre Straffähigkeit gilt, warum sollte es für ihr Wahlrecht anders sein? Die Stimme der Kinder müsste daher treuhänderisch von den Eltern vergeben werden. Doch welches Elternteil entscheidet, für welche Partei „das Kind wählen soll“? Und was, wenn das Kind eine andere Partei bevorzugt als die Eltern, dies aber auf Grund seiner Minderjährigkeit nicht durchsetzen kann? Mal ganz abgesehen davon, dass das Wahlrecht ein höchstpersönliches Recht ist, was bedeutet, dass es überhaupt nicht von einer Person für eine andere ausgeübt werden darf. Letztlich würde das treuhänderische Ausüben des Wahlrechts bedeuten, dass die Eltern mehrere Stimmen hätten – ein klarer Bruch mit dem Prinzip der gleichen Wahl. Prof. Isensee aus Bonn meinte hierzu in einem Aufsatz aus dem Jahre 2004, dass das Familienwahlrecht in seiner momentanen Konzeption einer Verfassungsänderung bedürfe. Jedoch sei diese im Rahmen dessen, was das Grundgesetz erlaubt, ließe sich also mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag durchsetzen4. Allerdings setzt eine Zwei-Drittel-Mehrheit eine breite gesellschaftliche Zustimmung voraus, die momentan noch nicht vorhanden ist, und die sich auch nicht für die nähere Zukunft abzeichnet. Es lässt sich schlussfolgern, dass das Familienwahlrecht, zumindest nach heutiger Sicht, kein realistischer Lösungsansatz ist für die oben genannten Probleme.
Also quo vadis, Deutschland? Die Gefahren einer Altenrepublik sind klar erkennbar. Leider wissen wir noch nicht, wie wir damit umgehen sollen. Hier braucht es eine verstärkte öffentliche Debatte, die diesen Sachverhalt thematisiert, bevor es zu spät ist. Bei allem Pessimismus sei jedoch auch angemerkt, dass die Daten, die unseren Befürchtungen zu Grunde liegen, Vorausberechnungen sind, mit allen damit verbundenen Unsicherheiten. Es könnte also sein, dass sie nie eintreffen, und dass wir die beschriebenen Probleme nie haben werden. Nichtsdestotrotz müssen wir gerüstet sein, denn die Möglichkeit eines Fehlalarms entschuldigt nicht das Fernbleiben der Rettungskräfte. Wie Malcom X sagte: „Die Zukunft gehört denen, die sich schon heute darauf vorbereiten.“


Quellen
  1. Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur“, Bundeszentrale für politische Bildung http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61541/altersstruktur
  2. Kampf der Generationen: Herzog warnt vor 'Rentner-Demokratie“, Spiegel Online, 2008 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kampf-der-generationen-herzog-warnt-vor-rentner-demokratie-a-546690.html
  3. Schmidt, Renate (2004). „Anmerkungen der Bundesministerin Renate Schmidt zum Familienwahlrecht“, Humboldt Forum Recht http://www.humboldt-forum-recht.de/deutsch/2-2004/beitrag.html
  4. Isensee, Josef (2004). „Familienwahlrecht und Grundgesetz“, Humboldt Forum Recht http://www.humboldt-forum-recht.de/druckansicht/druckansicht.php?artikelid=38

Mittwoch, 6. November 2013

Martin Lotter

Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

Was lernen wir nicht alles in unserer Jugend. Das fängt schon mit dem Radfahren an. Ein Schwimmkurs ist auch obligatorisch, oft lernen wir ein Instrument. Natürlich gehen wir zur Schule. Der Staat möchte Bürger mit einer guten Allgemeinbildung. Mindestens 9 Jahre Schule müssen sein. Später mit 18 machen wir dann einen Tanzkurs und den Führerschein. Wer keinen Führerschein hat, darf nicht Autofahren. Man soll ja im Straßenverkehr nicht das Leben anderer gefährden.
Die meisten von uns gründen irgendwann in ihrem Leben eine Familie und wir bekommen Kinder. Spätestens da stellen wir fest: Wir haben in unserer Jugend viel Sinnvolles und weniger Wichtiges gelernt, aber habe ich je gelernt ein Kind zu erziehen?
Das Widersprüchliche in unserer Gesellschaft ist, dass es uns wichtig ist, pädagogisch gut ausgebildete Lehrer und Erzieher in Schule und Kindergarten zu haben. Aber wenn die Kinder von der Schule nach Hause kommen, treffen sie auf Eltern, die auf diesem Gebiet brutale Laien sind.
Wann und wo lernen wir, wie wir in optimaler Weise Kinder erziehen? Haben sich unsere Eltern und wir als künftige Eltern jemals mit der Psyche von Kleinkindern, Kindern oder Jugendlichen beschäftigt? Wie motiviere ich Kinder in unterschiedlichen Lebensaltern oder Lebensphasen? Lerne ich, wie ich Kinder bei schulischen oder sozialen Problemen unterstützen kann? Oder noch viel einfacher: Haben wir gelernt einen Haushalt zu führen? Kinder benötigen angemessene Nahrung, Kleidung und Wohnung. Diese Rahmenbedingungen sind wichtig für ein erfolgreiches Erwachsen werden. Wer kann schon sein Kind altersgerecht und gesund bekochen? Wie viele Kinder gehen täglich hungrig, falsch gekleidet und unvorbereitet zur Schule? Wir sehen diese Lücken an unseren Eltern und wissen, dass wir genauso ratlos sind. Und keiner tut etwas dagegen.
Fakt ist: Wir wissen, wie wir Kinder zeugen. Aber sobald wir mit dem Kind aus der Geburtsklinik nach Hause gehen, sind wir hilflos. Was ist die Lösung?
Vor einigen Jahrzehnten gab es noch Schulfächer wie Hauswirtschaft, Handwerken, Erziehungskunde und dergleichen. Damalige Eltern haben wenigsten ansatzweise grundlegende Kennnisse mitbekommen, die sie auf ihre künftigen familiären Aufgaben vorbereitet haben.
Diese elementare Vorbereitung gibt es heute nicht mehr. Leider. Unsere Gesellschaft lässt ihre Kinder heute völlig unvorbereitet auf deren Kinder los. Es gibt akuten Handlungsbedarf.

Ich schlage vor, dass Eltern erzieherische Kenntnisse aktiv erwerben sollten. Da die Schulen dies nicht vermitteln, sollten werdende Eltern sie in der Freizeit erwerben. Die staatlichen Volkshochschulen wären eine ideale Institution, die den jungen Eltern das fehlenden Wissen vermitteln könnte.
An dieser Weiterbildung sollten alle verantwortungsvollen Eltern ein Eigeninteresse haben. Ignorante Eltern – man wird sie immer finden – sollten erst dann Kindergeld erhalten, wenn Sie diese Weiterbildung nachweislich und erfolgreich absolviert haben. Man könnte so etwas auch „Elternführerschein“ nennen.
Dies wäre zum Wohle der Kinder und damit letztendlich auch gut für die Eltern und gut für unsere Gesellschaft.

Das ist mein Vorschlag. Was haltet Ihr davon?

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Daniel Vedder
Monatsthema 10/2013

Kaum ein Buch war 2012 kontroverser als Prof. Manfred Spitzers Werk „Digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“1. Insbesondere die jüngere Generation, die allbekannten „Digital Natives“, sind schnell dabei, es als unrealistisch und fortschrittsfeindlich abzutun. In diesem Geiste erwähnte auch ich es vor ein paar Monaten in einem Essay, der kürzlich auf CATO publiziert wurde2. In der Zwischenzeit wurde ich jedoch von einem Bekannten dazu angeregt, das Buch auch selbst einmal zu lesen (bis dahin hatte ich lediglich eine Rezension gelesen3). Nun muss ich sagen: Spitzer hat mich beeindruckt. Ganz überzeugt hat er mich aber noch nicht.

Samstag, 10. August 2013

Dorothee Bär, MdB
Gastbeitrag

Das Thema des Monats auf CATO ist klug gewählt, zumindest für mich als Familienpolitikerin. Denn ein großer Teil der Familiendebatten dreht sich immer wieder darum, ob die Familienpolitik sich dem Individuum widmen soll – aus meiner Sicht der individuellen Familie mit ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen - oder der Gesamtgesellschaft, innerhalb derer die Familien sich bewegen.
Das ist eine legitime Frage, denn beide Seiten – Individuum bzw. individuelle Familie und die Gesellschaft – haben Ansprüche, die sich manchmal widersprechen. Eine Familie handelt nicht immer ökonomisch optimal. Wenn ein Elternteil beruflich zurücksteckt, um mehr Zeit für die Kinder zu haben, ist das nicht ökonomisch optimal im Sinne der Arbeitsteilung. Frei nach Ricardo (der das allerdings auf Länder bezogen hat) sollten die Eltern beruflich das tun, was sie am besten können und die Kindererziehung denjenigen überlassen, die sich eben darauf spezialisiert haben.
Aber werden wir so dem Individuum – der Familie, dem Kind, der Mutter, dem Vater – gerecht? Und ebenso wichtig: Nutzt das auf lange Sicht wirklich der Gesellschaft? Ist alles Handeln ökonomisierbar? Die Ökonomie befasst sich mit der Verteilung knapper Güter zur Schaffung größtmöglichen Nutzens, im oben genannten Fall der Zeit und der Arbeitskraft der Eltern. Und der Nutzen für ein Individuum – wenn sich Eltern zum Beispiel Zeit für ihre Kinder nehmen – kann unmittelbar in Konkurrenz stehen zum Nutzen für die Gesellschaft – zum Beispiel ein geringeres Bruttoinlandsprodukt, weil die Eltern weniger arbeiten, weniger verdienen, weniger konsumieren.
Was die Frage nach dem Schützenswerten angeht, glaube ich nicht an den Gegensatz, der durch die Worte „Individuum versus Gesellschaft“ suggeriert wird. Vieles, was dem Individuum nützt, nützt auch der Gesellschaft. Kinder, die Zeit hatten, um Bindungen mit ihren Eltern aufzubauen, sind emotional gefestigter und resilienter. Damit verliert die Gesellschaft heute etwas vom Bruttoinlandsprodukt, dafür gewinnt sie in der Zukunft wertvolle Bürger.
Darum lautet meine Antwort auf die Frage von CATO: Beide sind schützenswert, Gesellschaft wie Individuum. Aber beide müssen auch voreinander geschützt werden. Das Individuum muss vor einer Gesellschaft geschützt werden, die nur den gegenwärtigen Nutzen kennt. Die Gesellschaft muss vor Individuen geschützt werden, die der Gesellschaft zu viel abverlangen. Ein guter Mittelweg findet sich im Artikel 2 des Grundgesetzes: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt...“ 
Die Individuen – Familien, Eltern, Kinder – sollen ihren Weg gehen, so lang sie nicht die Rechte der Gesellschaft verletzen. Ein geringerer Beitrag zum Nationaleinkommen ist aber keine Rechtsverletzung. Und die Gesellschaft muss sich weiterentwickeln, um neuen Herausforderungen zu begegnen – dabei darf sie aber nicht die Entfaltung der Persönlichkeiten in Familien durch ein Ökonomisierungsdiktat verhindern. So können sowohl Individuen als auch die Gesellschaft profitieren.

CATOteam 2013
Ceterum censeo...