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Donnerstag, 19. März 2015

Niklas Götz
Man mag vom Kapitalismus und der freien Marktwirtschaft die Meinung haben, die man will - Fakt bleibt jedoch, dass sie dazu führen, dass immer mehr Lebensbereiche kommerzialisiert und, um wettbewerbsfähig zu bleiben, auch immer stärker industrialisiert werden - kann diese Entwicklung dauerhaft sein?
"Björn Müller" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd)
http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de
 

Mittwoch, 19. Februar 2014


Martin Lotter
Gabi Eder  / pixelio.de


In den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der überschuldeten Jugendlichen unter 20 Jahren um 400% gestiegen. Auch in der Altersklasse 20 – 29 gab es einen Anstieg um 160%. Dabei gibt es keine Geschlechterunterschiede. Junge Männer oder Frauen haben die gleichen Schuldenprobleme.

Freitag, 6. Dezember 2013

Martin Lotter

khv24  / pixelio.de

 
Es war einmal in Berlin...
Die EU Kommision hat uns Deutschen schon mehrfach vorgeworfen, dass wir zu viel sparen und zu wenig komsumieren. Die Europäsche Zentralbank hat deshalb die Zinsen fast auf Null gesenkt, aber die ignoranten Deutschen geben ihr Geld trotzdem nicht aus, sondern lassen es immer noch auf den Sparbüchern. Um der fortgesetzen Kritik der EU zu entgehen hat die, große Koalition eine Kommission eingerichtet mit dem Ziel Vorschläge zu erarbeiten, wie man uns Deutsche zum Konsumieren bringen kann. Experten der sogenannten „Konsumkommission” unter Vorsitz von Andrea Nahles waren Sylvia van der Vaart, Ex-Industrieboss Olaf Henkel , Harald Glöckler und Uli Hoeness als Berater in steuerlichen Fragen. Die Lobby der Bauindustie wollte als Experten noch Bischof Tebartz van Elst platzieren. Allerdings war er zum Zeitpunkt der Besetzung der Kommision nicht erreichbar.
Andrea Nahles hat nun – unter musikalischer Begleitung á la Astrid Lindgren - das Ergebnis vorgestellt. In der ersten Bundestagssitzung noch vor Weihnachten soll das Gesetz verabschiedet werden. Der Titel des Gesetzes ist entweder „Konsumförderungsermächtigungsgesetz“ oder „Konsumnotstandssonderverordnung“. Eine Historikerkommision muss noch ein Urteil zum Titel abgeben.
Hier einige der Vorschläge der Expertenkommision:
Das statistische Bundesamt hat ermittelt, dass der Konsum in der Weihnachtszeit kräftig steigt. Daher wird die Weihnachtszeit verlängert. Sobald bei Aldi Lebkuchen und Christstollen im Angebot sind, dürfen auch Weihnachtsmärkte geöffnet werden. Somit wird Weihnachten im September beginnen. In München wird das Oktoberfest bis Ende Dezember verlängert und der Glühwein wird regionaltypisch in Maßkrügen ausgeschenkt. Lediglich am Volkstrauertag und Totensonntag wird der Ausschank gestoppt, es sei denn, die Budenbesitzer schenken zur Zeichen der Trauer nur besonders dunklen Glühwein aus. Dieser Kompromiss ist dem mönchischen dunklen Starkbier zur Fastenzeit entlehnt.
Die Arbeitgeber werden verpflichet Weihnachtsgeld bereits im September auszuzahlen.Gleichzeitg erhalten die Arbeitnehmer einen zusätzlichen bezahlten Feiertag, den sogennanten Volkseinkaufstag. An diesem Tag sind alle Onlineanbieter verpflichtet 10 % Rabatt auf die Einkäufe zu geben. Amazon muss 20 % Rabatt geben, da sie sowieso keine Steuern in Deutschland zahlen.
Von den guten Konsumerfahrungen der USA will man in Deutschland profitieren. So sind die durchschnittlichen Größen der Getränke in den USA deutlich über denen in Deutschland. Altbier oder Kölsch wird im Rheinland immer noch in „0,2l Reagenzgläsern“ ausgeschenkt. Die guten Erfahrungen beim Oktoberfest mit Maßkrügen will man nun auf ganz Deutschland ausweiten. Bierausschank in Gläsern kleiner als 1 Liter ist nicht mehr zulässig. Um Probleme alkoholisierter Fahrer mit der Straßenverkehrordnung zu vermeiden wird die Promillegrenze von 0.5 auf 3 Promille angehoben. Die Autoindustrie begüßt den Vorschlag und sieht darin eine indirekte Abwrackprämie. Die Versicherungslobby intervenierte erfolglos. Merkel meint, diese Maßnahme sei alternativlos.
Basierend aus Datenlieferungen der NSA wurden Bevölkerungsschichten ausgemacht, die sich penetrant weigern die Wirtschaft zu fördern. Diese sogenannten „Konsumagnostiker“ will man besonders ansprechen. Zunächst ist es verboten auf seinem Briefkasten Schilder wie „Bitte keine Werbung“ anzubringen. Auch Anzeigenblätter müssen gelesen werden.

Konsumagnostiker ist man zudem, wenn man ungenutztes Geld auf dem Konto hat. Die Banken sind verpflichtet, die Daten alle Konten mit mehr als 20.000 € Guthaben an ein neu einzurichtendes Ministerium für Konsumfreude zu senden. Als mögliche Minister sind Ursula von der Leyen oder Sigmar Gabriel im Gespräch. Kompetenz wird von der Leyen wegen der 7 Kinder zugesprochen, Gabriel wegen seiner gemütlichen Figur. Als Geheimtipp auf diesen Posten gilt eine nicht näher genannte ca. 50-jährige Person aus den Neuen Bundesländern. Dieser Person wird besonders viel Erfahrung mit dem Nachholen von Konsum nach der Wende zugesprochen.


Minijobber und Harz IV Empfänger könnten zu Homeshoppingmanagern ausgebildet werden, die dann Tupperwarenabende oder sonstige Homeshoppingevents veranstalten. Konsumagnostiker müssen 2 Mal im Jahr an solchen Veranstaltungen teilnehmen, bis sie geheilt sind.
Angelehnt an den Energiesparberater will die Bundesregierung nun das Berufsbild des Konsumberaters (IHK zertifiziert) etablieren. In Schnellkursen werden diese (in der Szene bereits als Shoppingqueens bekannt) ausgebildet. Jeder Konsumagnostiker oder jeder Bürger mit einem Kreditlimit von 5.000€ bekommt einen Beratungsgutschein von seiner Gemeinde geschickt . Die Shoppingqueen kommt dann zu Besuch und macht Vorschläge, welche veralteten Möbel, Kleidungsstücke oder andere Haushaltsgegenstände dringend zum Wohle Deutschlands ausgetauscht werden sollten. Ob es eine Abwrackprämie für Wohn- und Schlafzimmer gibt ist noch nicht entschieden. Die Zeitschrift „Schöner Wohnen“ wird aber zusammen mit dem Ikea-Katalog von der Post monatlich kostenfrei allen Haushalten zugestellt.

Die Expertenkommission hat sichverschiedene Produkte näher angesehen. Unklar war den Frauen der Kommission, warum es Mon Cherie nicht auch im Sommer gibt. Die Sommervariante könnte MöönCherie heißen, schlägt Harald G. vor. Darüber hinaus soll auf Vorschlag vom Bauernverband die Portionsgröße von Milchprodukten angepasst werden. Jogurt in der Größe von Fruchtzwergen wird verboten. Mindestgröße für Jogurt wird 500 ml. McDonald und die Fast-Food-Industrie haben sich freiwillig dazu verpflichtet nur noch Produkte ab der Größe von BigMac zu verkaufen. Hamburger werden aus dem Sortiment genommen, ebenso die kleine Portion Pommes.

Die starke Lobby der Gesundheitsindustrie hat die Kommission ebenfalls von Maßnahmen überzeugt. Alle Kinder erhalten am ersten Schultag einen ADHS-Vorsorgetest. Sobald Anzeichen von Hyperaktivität vom durchführenden Pharmareferenten erkannt werden, erhalten die Eltern ein kostenloses 9-jähriges Ritalinabonnement. Mädchen in der Pubertät können auf Kosten der AOK jährlich einen Modelcheck durchführen. Notwendige Schönheitsoperationen trägt ebenfalls die Krankenkasse. Die Bertelsmann Stiftung, quasi das Kompetenzzentrum für Bildungsforschung, schlägt vor, ähnlich wie „Jugend forscht“ einen bundesweiten Wettbewerb „Jugend kauft“ auszuloben. Schließlich kann es nicht sein, dass Kinder in heutiger Zeit noch zum Sparen erzogen werden. Die Sparkassen werden den Weltspartag abschaffen.

Der Apothekerverband verpflichtet sich, Rentnern eine erweiterte Betreuung zukommen zu lassen und führt ab jetzt Hausbesuche durch. Viele Rentner würden noch viel zu wenig Arzneimittel konsumieren.

Die Kirchen solidarisieren sich ebenfalls mit der Bundesregierung. Während die Katholiken mit Verweis auf Limburg und prächtig ausgestattete Kirchen meinen, genug für die Bauindustrie zu tun, bestätigt Margot Käßmann, dass dahingehend in ihrer Kirche „nichts in Ordnung“ ist. Die 4 Millionen Muslime in Deutschland wollen als Zeichen der Integration den Ramadan von 1 Monat auf 1 Tag kürzen. Das würde ihren Konsum deutlich ankurbeln. Die Genehmigung aus Mekka steht aber noch aus.
Auch die FDP wollte kurz vor dem Ausscheiden aus dem Bundestag noch etwas für die Konjunktur tun. Tierfreundin Leutheusser-Schnarrenberger (ihr Hund heißt Dr. Martin Luther) sieht im Besitz von Haustieren einen wahren Konsumturbo. Abhängig vom zu versteuernden Einkommen soll sich jeder Haushalt ein Haustier anschaffen müssen. Kleinverdiener einen Hamster oder Meerschweinchen, mittlere Einkommen Hund oder Katze und große Einkommen Pferde oder dergleichen. Für Bürger, welche aus nachweisbaren Gründen keine Tiere halten können, bietet sich als Ablass eine Spende an Tierheime oder die Patenschaft für rumänische Straßenhunde an. Letzteres hat zu diplomatischen Verwerfungen mit Rumänien geführt und wird wohl nach Intervention Westerwelles als Option gestrichen. Der griechische Botschafter hat als Ersatz der Kommission eine von Goldman Sachs zertifizierte Adressliste mit 4 Mio. Strassenhunden überreicht. Die CSU schlägt vor, dass die Troika bei ihrem nächsten Besuch die Strassenhunde in Athen zählt.

Während die Linken die Kommission und das neue Ministerium als neokapitalistisch ablehnen, waren die Grünen frustriert, nicht über die Existenz der Konsumkommission informiert worden zu sein. Claudia Roth meinte, die grüne Bundestagsfraktion hätte während der Koalitionsverhandlungen sowieso Langeweile und könne sich ganz oder zumindest in Person von Claudia Roth „einbringen“. Olaf Henkel hat ihre Teilnahme allerdings nach Rücksprache mit seinem Kardiologen und mit Hinweis auf ein aus der Teilnahme Roth’s resultierendes erhöhtes Schlaganfallrisiko für Ihn abgelehnt.

Der Bundesrat muss dem Gesetz noch zustimmen. Während die Maßnahmen dem Berliner Wowereit nicht weit genug gehen, lehnen die Schwaben mit Verweis auf die Nichtdurchführbarkeit des Gesetzes in Baden-Württemberg ab. „Die schwäbische Hausfrau wird die Umsetzung des Gesetzes boykottieren“, so Ministerpräsident Kretschmann. Wowereit sieht die Kompetenz für Geldausgeben mit einem Seitenhieb auf Stoiber eindeutig in Berlin und nicht in Bayern. Die AFD meint, wir sollten wieder die D-Mark einführen, dann hätten die Bürger doppelt so viel auf dem Konto und würden sowieso mehr konsumieren. Dann wären sowohl Deutsche als auch die EU glücklich.

Geschehen ist das noch nicht, aber man traut es ihnen zu…

Dienstag, 30. Juli 2013

Daniel Vedder

Am Tag vor dem Verkaufsbeginn des neuen iPhone fängt sie an: die Belagerung der Apple Stores. Die ganze Nacht warten die treuen Applefans, trotzen Kälte und Müdigkeit, während sie stundenlang Schlange stehen. Und das alles, damit sie auch ja unter den ersten 100 Besitzern des neuen Wundergeräts sind. Dass sie in nur 18 Monaten das ganze Theater noch einmal mitmachen werden, wenn die nächste Generation Smartphone erscheint, stört sie nicht. Ihre Mitbürger schütteln über so viel Markentreue nur den Kopf. Woher kommt dieser Neuheitswahn?
Auf den ersten Blick scheint er der Gipfel der Irrationalität zu sein. Schließlich ist das iPhone 4S noch keine zwei Jahre alt, und auch das iPhone 4 funktioniert noch prima. Und so viel Neues lässt sich im iPhone 5 auch nicht finden. Der Bildschirm wurde leicht vergrößert, es ist ein paar Millimeter dünner und die Sprachsteuerung ist verbessert worden. Dafür darf man sich sämtliche externen Lautsprecher und Ohrstöpsel neu anschaffen, da die Apple Techniker beschlossen haben, die Steckerform zu verändern. Und doch blättern die Kunden, ohne sich zu beklagen, mehrere Hundert Euro hin für ein Gerät, das sie nicht brauchen, das keinen nennbaren Fortschritt darstellt, und das in ihren Augen in zwei Jahren schon wieder veraltet sein wird.
Dabei darf man keineswegs nur Applekunden in diese Gruppe der Neuheitsfanatiker einordnen. Sie finden sich quer durch das Spektrum der Computerindustrie. Sei es das nächste „Call of Duty“-Spiel oder der neue Windows Tabletcomputer, es gibt stets ein paar „Verrückte“, die keine Mühen und Kosten scheuen um es sich postwendend zu beschaffen. Und doch, so unverständlich dieser Neuheitswahn Außenstehenden erscheint, spielt er eine wichtige Rolle für unsere Wirtschaft, und sogar für die Menschheit insgesamt.
Simon Sinek, ein amerikanischer Betriebsberater, spricht in diesem Zusammenhang von der „law of diffusion of innovation“, dem Gesetz über die Verbreitung von (technischen) Neuheiten. Laut diesem Marktgesetz wird ein neues Produkt nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn es mindestens 15-18 % der Bevölkerung erreicht hat. Erst nach Überschreiten dieser Hürde kann man sich sicher sein, dass aus ihm ein echtes Massenprodukt wird. Doch wie erreicht man diese goldene Zahl? Hier kommen nun unsere Neuheitsfanatiker ins Spiel. Sie sind es, die ein neues Produkt kaufen, einfach weil es neu ist. Sie sind die „Innovatoren“. Erst nachdem sie das Produkt getestet haben, lässt sich die nächste Bevölkerungsgruppe, die „frühen Übernehmer“, überzeugen, es auch zu kaufen. Wenn diese Gruppe erreicht ist, hat man die 15 % Hürde geschafft, und das Produkt wird allgemein bekannt. Somit spielen die Innovatoren eine zentrale Rolle in der Akzeptanz eines neuen Produkts. Und da die gesamte milliardenschwere Computerindustrie darauf beruht, stets neue Technologien auf den Markt zu bringen, wäre sie ohne diese kleine Gruppe aufgeschmissen.
Doch nicht nur die Computerindustrie würde ohne die Innovatoren leiden. In den letzten 50 Jahren hat die Menschheit eine Entwicklung mitgemacht, wie sie noch nie zuvor gesehen wurde. Die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der diese vorangeschritten ist, beruht samt und sonders auf dem rasanten Fortschritt der Computertechnologie. Unsere heutigen Smartphones haben schon jetzt mehr Rechenleistung als der Bordcomputer der Apollokapsel, die Neil Armstrong auf den Mond brachte, und laut dem Moore'schen Gesetz wird sich diese Leistung weiterhin alle zwei Jahre verdoppeln. „Ohne fortwährenden Wachstum und Fortschritt verlieren Wörter wie Verbesserung, Leistung und Erfolg ihre Bedeutung“, sagte einst Benjamin Franklin. Wenn also der Fortschritt unserer Gesellschaft auf der Computerindustrie beruht, und der Erfolg der Computerindustrie auf den Innovatoren basiert, können wir es uns leisten, über diese „Neuheitsfanatiker“ zu lästern?
Wir stehen hier vor einem der Paradoxe der modernen Gesellschaft. Der Neuheitswahn, so irrational er für den Einzelnen sein mag, ist gleichzeitig von fundamentaler Bedeutung für den Fortschritt unserer Zivilisation. Es ist an der Zeit, dass wir ihn akzeptieren. Die Belagerung der Apple Stores wird so oder so weitergehen. Und das ist gut so.

CATOteam 2013
Ceterum censeo...