Samstag, 1. Februar 2014

Monatsthema 2/14

Es gibt ein Bewegung, die sich gegen Datenschutz und der Furcht vor dem Gläsernen Bürger wendet: die Post-Privacy-Bewegung. Für sie ist nicht nur der Kampf für Privatsphäre ein Kampf gegen Windmühlen - das Ende der Privatspäre wäre der Beginn eines neuen, wahrscheinlich besseren Zeitalters.
 
Markus Vogelbacher  / pixelio.de
 



Es ist nicht einmal ganz klar, was Post-Privacy ist. Und wer es vertritt. Bekannt ist die "Spackeria", eine Selbstbezeichunung einer Gruppe von Hackern. Jedoch wird diese Überzeugung auch von zahlreichen Internetgrößen, vor allem Bloggern, sowie vermutlich auch Marc Zuckerberg vertreten. Allgemein anerkannt ist jedoch: Regeln und Gesetze - inklusive Urheberrecht und Datenschutz - der analogen Welt sind in der digitalen nicht durchsetzbar. Dies geht oft einher mit der Überzeugung, dass man unweigerlich auf einen Kontrollverlust über seine Daten zusteuert - nicht alles ist für andere transparent, kann es aber sein.  Für viele ist Post-Privacy bereits eingetreten, genauso viele streiten nicht ab, dass diese theoretisch vollständige Transparenz Nachteile hat - jedoch wären diese Nachteile vernachlässigbar, wenn es eine Gesellschaftsordnung gäbe, in der keine Privatsphäre nötig ist. Konkret heißt das: Wenn ich absolute Meinungsfreiheit (dem Staat und den Mitmenschen gegenüber) genießen würde, dann könnte es mir vollständig egal sein, was die anderen von mir wissen. In einer absolut homophobiefreien Gesellschaft spielt ein Outing keine Rolle mehr.

CATO fragt euch diesen Monat nach eurer Meinung zu Post-Privacy. Es wurde in letzter Zeit viel über Datenschutz, Privatsphäre und Urheberrecht diskutiert - fast jedem ist klar, welche Daten man in 6 Minuten erzeugen kann, wenn man nur an Überwachungskamera, Kreditkarten, Smartphones & Co. denkt.
Sollte man wirklich noch versuchen, Privatsphäre zu erhalten? Oder sollte man der Post-Privacy-Bewegung folgen, und nicht die Technik, sonder Gesellschaft und Kultur ändern?
Es läuft zum Teil wieder auf die Kernfrage zurück: Datenschutz oder Freiheit?

2 Kommentare:

  1. In der Theorie kann man sich eine schöne und stressfreie Post Privacy Welt tatsächlich vorstellen. Stressfrei deshalb weil wir uns oft sehr darum bemühen bestimmte Informationen von uns geheim zu halten. Zum Beispiel unser Gehalt oder unser Vermögen. Wir Deutschen sind auf dem Gebiet der Finanzen sehr eigen. Kein Kollege darf erfahren was der andere verdient. Und das Bankgeheimnis ist uns heilig. Niemand soll wissen was ich auf dem Konto habe oder ich der Bank schulde. In den USA weiß jeder vom anderen was er verdient. In Schweden kann jeder die Steuererklärung seines Nachbarn oder jedes beliebigen Bürger einsehen. Die Bürger dieser Länder sind nicht unglücklicher als wir Deutschen. Somit bin ich sicher dass wir uns auch daran gewöhnen würden wenn solche Informationen künftig öffentlich zugänglich wären. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Irgendwann wäre es uns egal wenn der Nachbar unser Gehalt oder unser Vermögen kennen würde. Er kann mit dieser Information sowieso wenig anfangen. Was ich verdiene sieht er sowieso indirekt an meinen Statussymbolen wie Auto, Haus und Urlaub.

    Es gibt aber Bereiche unserer Privatsphäre die für den Nachbarn eine erhebliche Bedeutung haben können. Heute weiß mein Nachbar nicht welche Vorstrafen oder welche kriminelle Vergangenheit ich habe. Er müsste schon sehr intensiv recherchieren um diese Information über mich zu bekommen.
    In Schweden ist dies anders. Dort gibt es eine Internetseite nach dem Muster von Google-Earth. Darauf sind ortsgenau alle Personen verzeichnet die eine kriminelle Vergangenheit haben. Mit allen Details wie der Art des Verbrechens. Was ist die Konsequenz? Wie wird nun ein Nachbar – sagen wir Familienvater – reagieren wenn im Nachbarhaus ein verurteilter Pädophiler wohnt? Wie reagieren die Eltern wenn neben der Schule ein Pädophiler einzieht oder ein verurteilter Vergewaltiger neben einer Ballettschule? Die Bürger werden ignorieren dass der Täter seine Haftstrafe verbüßt hat und von Gutachtern als geheilt gilt. Sie werden seine Anwesenheit definitiv ablehnen.
    In der Post- Privatsphäre Zeit wird damit das Internet zum digitalen Pranger. Dessen Konsequenz ist das den ehemaligen Straftätern durch die Veröffentlichung Ihrer Vergangenheit die Chance genommen wird wieder in die Gesellschaft zurückzukehren und ein „normales“ Leben zu führen. Zu viele unserer angeblich toleranten Mitbürger haben Phobien und Vorurteile und wehren sich gegen die Anwesenheit von vorbestraften Personen in Ihrer Nachbarschaft. (die Toleranz gegenüber Steuerstraftätern ist höher…)
    Daher ist es gut, dass man in Deutschland nicht ohne Weiteres auf die Kriminalakte eines jeden Bürgers zugreifen kann.
    PS: Das Leben ist womöglich auch stressfreier wenn man nicht weiß wer der Nachbar ist oder war.

    http://www.netzwelt.de/news/117821-internetpranger-lexbase-se-zeigt-straftaeter-nachbarschaft.html

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  2. Dieser Betrachtung stimme ich zu - v.a. wenn man bedenkt, dass Privatsphere ja eine Errungenschaft der Moderne ist.

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