Mittwoch, 8. Oktober 2014

Theresa Kruse
Monatsthema 9/14

Noten gibt es schon seit etwa 500 Jahren. Doch sind sie überhaupt noch zeitgemäß? Und wie gerecht kann die Benotung sein? Ein Beitrag zur Debatte.
Dr. Klaus-Uwe Gerhardt  / pixelio.de



Eine drei also. Und was heißt das? Es soll so etwas wie „befriedigend“ bedeuten. Eine befriedigende Leistung. Das klingt nicht so nett. Keine Frage: Die Terminologie hinter den Zensuren ist aus der Zeit gefallen. Befriedigend. Mangelhaft. Ungenügend. So spricht jedenfalls kein Schüler von heute. Und eigentlich auch kein Lehrer.

Trotzdem gibt es diese Begriffe und Zahlen immer noch. Sie werden zur Beurteilung benutzt. Das heißt dann Note oder Zensur. Haben nun also Musik und Verbot von Inhalten etwas miteinander zu tun? Eine komische Mischung jedenfalls.

Aber helfen Noten denn wirklich? Lassen sich die Leistungen der Schülerinnen und Schüler wirklich in sechs oder fünfzehn oder wie viel Kategorien auch immer pressen? Besonders deutlich wird das Dilemma zwischen Mathematik- und Sportnoten. Ich erinnere mich, dass im Sportunterricht auch oft die Leistungsentwicklung beurteilt wurde, denn natürlich waren diejenigen in Leichtathletik besser, die auch privat zweimal pro Woche trainierten. In Mathe hingegen spielte die Leistungsentwicklung selbst nie eine Rolle – vielleicht weil alle im Grunde auf dem gleichen Stand waren und sich vor Beginn des Schuljahres noch niemand Gedanken über Binomische Formeln gemacht hatte? Es ist jedenfalls alles undurchsichtig. Gerade auch die mündlichen Noten: Mal geht es um Qualität. Mal um Quantität. Und ganz oft um irgendetwas dazwischen.

Aber hätten Schüler von einer persönlichen Bewertung nicht viel mehr? Die Klasse kann und muss ja gar nicht unbedingt hierarchisch unterteilt werden. Dafür müssten sich die Lehrer natürlich genauer mit den einzelnen Schülern auseinander setzen. Eine drei in Geschichte ist schneller ins Notenheft eingetragen als ein paar genaue Sätze formuliert. Natürlich darf das ganze nicht dazu führen, dass nur noch Satzbausteine aneinander gereiht werden. Dann könnten genauso gut auch wieder Ziffern, Buchstaben oder Sternchen auf den Zeugnissen stehen.

Dann heißt es wieder Arbeitgeber könnten mit Notenzeugnissen besser vergleichen. Dabei sind die Noten von Abgängern verschiedener Schulen ohnehin kaum vergleichbar. Viel zu viel hängt da wieder von der Lehrkraft oder der Lerngruppe ab. Ja sogar die Noten zwischen Parallelklassen derselben Schule sollten nicht ohne Weiteres nebeneinander gelegt werden. Mit einer persönlichen Bemerkung hingegen müssen sich auch Arbeitgeber wieder mehr mit dem Menschen hinter dem Zeugnis beschäftigen. Ein Schritt in eine gute Richtung.

3 Kommentare:

  1. Das Kernproblem, das hier angesprochen wird, ist in meinen Augen die Subjektivität der Leistungsbewertung in unserem Schulsystem. Auf dem noch relativ hohen Betreuungslevel bei Schulen (in Universitäten wird bei den großen Studierendenzahlen die Subjektivität ja durch große Jahrgänge teilweise aufgehoben) ist dies ein ernsthaftes Problem.
    Eine Umstellung von Noten zu schriftlichen Beurteilungen halte ich aber für keine Lösung. Noch imer ist das Anforderungsniveau zwischen Lehrern verschieden, noch immer spielen Sympathie und Empathie eine Rolle. Darüber hinaus ist eine Note zwar nicht gleichwertig, aber zuminest eindeutig - in eine schriftliche Bemerkung kann nach Belieben hineininterpretiert werden.
    Ich denke, eine Kombination von beidem wäre am sinnvollsten, denn die wäre eindeutig und maßgeschneidert auf den einzelnen Schüler.

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  2. Verbale Zensuren sind für Schulanfänger geeignet, Bemerkungen etwa zum Sozialverhalten, zum Konzentrationsvermögen, zur Leistungsbereitschaft. Sie ermöglichen aber keine vergleichbaren Durchschnittsbewertungen, die erforderlich werden beim Übertritt in eine weiterführende Schule. Da sind Ziffernnoten, wie unterschiedlich auch immer sie zustandegekommen sind, unentbehrlich. Auch bei internationalen Vergleichen versagen verbale Zensuren, weil zum Beispiel die Begriffe "ausreichend", englisch "sufficient", französisch "suffisant" vermutlich ganz unterschiedlich konnotiert sind. Dann fragt man eben doch: Welcher Note entspricht denn das?
    Bei Bewerbungen um einen Studienplatz sind Durchschnittsnoten entscheidend. Bei der Bewerbung um eine berufliche Position sind in der Regel genau definierte Schulabschlüsse - Abitur, Fach- oder Hochschulabschluss - Voraussetzung, die Prüfungsnote aber nicht immer entscheidend. Entscheidend ist jetzt das Ergebnis des Assessments, die sprachliche, soziale, fachliche Kompetenz ad hoc, bezogen auf die firmeninternen Anforderungskriterien. Vorgängige Zensuren, in welcher Form auch immer erteilt, spielen keine Rolle mehr.

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  3. Man kann auch die Gegenfrage stellen: warum gibt es seit 500 Jahren Noten und es gibt bis heute keine bessere Alterative als Zensuren mittels einer Zahl oder eines Begriffes wie 3 oder eben befriedigend.
    Scheinbar ist es ein gute Methode oder zumindest “ unter allen schlechten Methoden die Beste“.
    Sicher sind Zensuren nicht absolut gerecht. Es gibt natürlich die Subjektivität von Lehrer, Rahmenbedingungen an der Schule, jeweiliges Bundesland und politische Einflüsse, Zufälligkeiten wie der Einführung von G8 und der Abschaffung wenige Jahre später usw.
    Noten unterliegen also der externen Subjektivität. Gleichzeitig muss man aber auch sagen dass Noten auch von „intern“ beeinflusst werden. Gemeint sind damit der Schüler selbst, seine Eltern und seine private Umgebung.
    Zwei gleich begabte Schüler an der gleichen Schule mit dem gleichen Lehrer können doch unterschiedliche Noten haben weil der eine Schüler sehr wenig Unterstützung von Eltern hat oder selbst wenig Eigenmotivation. Der Andere hat eben mehr.
    Das bedeutet nun, dass die Gesamtverantwortung für gerechte Noten und optimal und objektiv vergleichbare zum einen nicht nur bei der Schule liegt, und zum anderen nie möglich ist.
    Wäre dies nun mit individuellen „Bewertungen“ besser? Dies hat Vorteile, denn eine Bewertung ermöglicht nicht nur die Beschreibung des Leistungsstandes, sondern auch die Rahmenbedingungen wie es dazu kam. Wenn Schüler während eines ganzen Schuljahres unter den Umbaumaßnahmen an einer völlig desolaten der Schule gelitten haben, während andere Schüler eines gleichen Jahrganges in einem optimal ausgestatteten Neubau den gleichen Stoff pauken konnten oder mussten, dann wäre es durchaus möglich diese benachteiligende Anmerkungen zur Bewertung hinzuzufügen.
    Auf der anderen Seite kann man bei den Bewertungen den Lehrern nicht freie Hand lassen. Im beruflichen Umfeld gibt es für Arbeitszeugnisse klare Formulierungsregeln. Solche Standardbegriffe oder vorgefertigte Formulierungen wären auch an Schulen notwendig. Sonst ist der Interpretation eines Zeugnisse Tür und Tor geöffnet.

    Letztendlich wird man wohl nie die beste Lösung finden. Ob Bewertung in Textform oder Note mittels einer Zahl – beides hat wohl Vorteile und Nachteile. Und in jeder Generation wird man darüber diskutieren.

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