Sonntag, 29. Dezember 2013

KW 52

Zum letzten Mal dieses Jahr rufen wir euch dazu auf, euren Ärger und Freude der Woche mit uns zu teilen. Zusätzlich dürft ihr auch über euren Ärger und Freude des Jahres berichten, dazu gibt es dieses Mal das Wort des Jahres.

Wort des Jahres 2013:
Hassliebe

Hassliebe ist doch kein außergerwöhnliches Wort, oder?
Das stimmt. dennoch beschreibt es die wichtigsten als auch die kaum beachteten Ereignisse dieses Jahres wie kein anderes Wort - erst recht nicht wie das offizielle Wort des Jahres, "GroKo", dass durch sein Majuskel innerhalb des Wortes die deutsche Hassliebe zu ihrer Sprache beweist.
Was waren die großen Ereignisse des Jahres? Da hätten wir den erneuten politischen Umsturz in Ägypten, der von der Hassliebe der Bevölkerung für den gestürzten Präsidenten zeugt (die einen lieben, die anderen hassen ihn), ebenso wie dessen Hassliebe zur Demokratie, die ihn einerseits an die Macht brachte und sie dennoch beschneidet. Das funktiniert aber auch, wenn man Ägypten durch Russland ersetzt und die Bevölkerung durch Europa, das Putin für die Stabilität und das Gas liebt, aber sein despotische Verhalten seinerseits mit Argwohn betrachtet - und deshalb nicht mit ihm "spielt", heißt seine Präsidenten nicht zu den Olympischen Winterspielen schickt.
Europa ist sowieso die Heimat der Hassliebe. War es letztes Jahr noch die Hassliebe zu Deutschland, so ist es dieses Jahr die Hassliebe zu den USA. Edward Snowden hat mit den Geschichten der fragwürdigen "foreign affairs" der USA die innige Ehe der beiden Westimperien schwer erschüttert. Fast vergessen sind hier die ähnlichen Eskapaden des Vereinigten Königreichs, doch dies wurde durch den neuen Königsspössling überdeckt, sodass der Hassausbruch durch kollektive Mutterliebe verwässert wurde - zudem hat man von der James-Bond-Nation nichts anderes erwartet.
In der Alten Welt hat sich aber auch eine alte Tradition der Hassliebe beugen müssen, nämlich jene, dass der päpstliche Kündigungsschutz (von der Kirche aus gesehen) bis zum Tod währt. Der deutsch Papst liebte sein Amt und hasste es aufgrund der Bürde, die er damit zu tragen hatte.
Hassliebe erfüllte auch die deutsche Politik dieses Jahr, z.B. jene zwischen der mittlerweile verstorbenen FDP und der Union (die Liberalen waren zugleich Lieblingskoaltionspartner wie Kasperletheater), jene zwischen Steinbrück under der Basis (kein Kommentar) oder jene innerhalb der GroKo - die Zeit wird zeigen, welche Emotion gewinnt.
Auch in dieser Woche war Berlin von Hassliebe erfüllt - nämlich jene zwischen den Grünen und dem ADAC, welche neuerdings - ich konnte es selbst kaum glauben - kooperieren!
Der letzte Beweis ist erbracht, dass die Fundis an Macht verlieren und die Grünen etabliert sind, denn im ehrwürdigen Kampf gegen die Ausländermaut verbünden sich einstigen Erzfeine - fast wie wenn sich Freddy Krueger und Jason Voorhees verbünden, nur dass niemand sein Leben, sondern höchstens Anhänger verliert. 
Erstaunlich ist vor allem, dass der ADAC als Pfand an dieses Bündnis eingesteht, bei Erfolg des Kampfes eine Erhöhung der Mineralölsteuer zu akzeptieren. Hauptsache, Dobrindt stoppt den Vorstoß der Vignette für alle ab 2015 und belastet stattdessen die LKWS mehr - was auch Sinn macht, denn ein LKW verursacht ungleich mehr Schaden als ein Kleinwagen.
Niklas Götz

Nun seid ihr dran: Was waren eure Ärger und Freude der Woche und des Jahres?
Und nicht vergessen: Stimmt mit ab, welcher Beitrag zum Text des Jahres werden soll!    

8 Kommentare:

  1. Freude der Woche: McDonalds rät auf einer Website für US-Angestellte vom Verzehr von Fastfood ab. Anscheinend ist da irgendwas schief gelaufen, schließlich versucht Ronald McDonald schon Jahrzehnte, uns einzureden, dass der Fraß essbar sei.
    Zusätzlich rät die Website den Angestelllte auch, ihren Hausangestellten Trinkgeld zu geben - weil man sich für einen Hungerlohn auch Putzkräfte leisten kann.

    Ärger der Woche: Erdogan gefährdet die Gewaltenteilung in der Türkei - als Exekutive entlässt er einen Teil der Justiz, der Judikativen, weil sie gegen mit ihm verwandte korrupte Politiker ermittelt hat. Das Volk geht auf die Straße - Erdogan will an der Macht bleiben. Kulturdifferenzen hin oder her - die Demokratie in der Türkei ist noch nicht bereit für die EU - die Ungarns aberauch nicht.

    Freude des Jahres: In diesem Jahr gingen wieder viele Menschen für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte auf die Straße - ob in der Arabischen Welt, in der Ukraine oder gegen Putin und seine Homosexuellenpolitik oder wegen der NSA-Affäre. Es ist immer wieder ein Hoffnungsschimmer zu sehen, dass nicht die ganze Welt auf dem Sofa sitzt, den Tatort schaut und höchstens einen populistischen Halbwissenskommentar bei der BILD-Lektüre ablässt, wenn es um Politik geht.

    Ärger des Jahres: Dieses Jahr hat Bertelsmann beschlossen, den Brockhaus nicht mehr zu drucken und nur noch 6 Jahre digital weiterzuführen. Damit endet eine 200jährige Lexika Geschichte. Eine Schande für die Wissennation Deutschland.

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  2. Freude: soziales Engagement wird gerade an Weihnachten sichtbar. So zum Beispiel das Essen für 1100 Bedürftige in Würzburg welches von S’Egidio am Weihnachtstag organisiert wurde. Warum bin nicht auch ich sozial aktiv?

    Ärger: Bombenanschläge gegen christliche Einrichtungen in muslimischen Ländern gerade zu Weihnachten dem Fest des Friedens. Warum gibt es so viel Hass in der Welt ?

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  3. Wort des Jahres - lokal: CATO
    Euer Team hat in kurzer Zeit einen anspruchsvollen Blog aufgebaut. Die Beiträge sind hochinteressant und sehr inspirierend. Weiter so – und viel Erfolg 2014.

    Wort des Jahres - global: NSA.
    Die Diskussion um die bis dahin unvorstellbaren Möglichkeiten der Datenspionage durch den NSA haben den weltweiten Nutzern von Internet und Handy die Augen geöffnet.

    Freude der Woche: die GroKo diskutiert die Verlängerung der Wahlperiode von 4 auf 5 Jahre. Das war auch mal Zeit. Wahlkampf und Koalitionsverhandlungen dauern zusammen schon 1 Jahr. Also wurde bisher effektiv nur 3 Jahre regiert.

    Ärger der Woche: Egal ob Tageschau oder Heute: die wichtigste Nachricht an jedem Adventsamstag war: Wie zufrieden war der Einzelhandel mit dem Konsum der Bundesbürger. Gibt es keine wichtigeren Nachrichten zum Thema Weihnachten und Advent?

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    1. Im Namen des CATOteam vielen Dank für diese Ermutigung! Wir freuen uns, wenn der Blog unseren Lesern gefällt!

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  4. Freude des Jahres: Dass die NSA-Affäre viele Deutsche gründlich aufgerüttelt hat

    Ärger des Jahres: Dass der Krieg in Syrien weitergeht - ohne Anzeichen auf Frieden, und ohne Anzeichen auf Besserung, sollte der Frieden doch noch kommen

    Ärger der Woche: Wie viele Formel-1 Unfälle hat Michael Schumacher überlebt? Und jetzt wird ihm eine Skifahrt zum Verhängnis!

    Freude der Woche: CATO wird 14 000 Aufrüfe erreichen! Erst vor ein paar Monaten freuten wir uns über die ersten Tausend...

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    1. 14 000 ... kaum zu fassen.

      Wobei es mich bei Schumacher ärgert, dass plötzlich die halbe Welt bestürzt ist, obwohl so viele Menschen jeden Tag Unfälle erleiden ...

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  5. Ärger der Woche: Die überzogene Panikmache der CSU über die Freizügigkeit der Rumänen und Bulgaren - zumal es ja nun nur einfacher wird, eine Arbeit aufzunehmen, und gerade das sollen sie ja - ein Problem sind ja nur jene, die das Sozialversicherungssystem ausnutzen, und von denen gibt es nur wenige - deutlich weniger als Deutsche, die so etwas tun.

    Freude der Woche: Natürlich ist das ganze mal wieder ein CSU-Phänomen. Die Regierung weist das ganze klar in die Schranken, schließlich sei die Freizügigkeit, ein Kerninhalt der Union, wichtiger als kleinbürgerliche Auswüchse.

    Ärger des Jahres: Das ganze kann man auch übers Jahr betrachten: Immer wieder die Hetze gegen Ausländer und Asylanten. So weit ist es wieder in Deutschland - dabei profitieren wir doch davon! Da hätten wir einerseits die qualifizierten Einwanderer (gegen die hat niemand was - nur gegen ihre Verwandten, die dem Steuerzahler auf der Tasche liegen), andererseits die weniger qualifizierten, die sich gerne ausbeuten lassen (für sie ist das ein guter Lohn, verglichen zur Heimat) und damit den Billiglohnsektor in unserem Land aufrechterhalten und damit auch die Wirtschaft.

    Freude des Jahres: Gedankensprung! Das erste menschgemachte Objekt, so wurde dieses Jahr bekannt, hat unser Heimatsystem verlassen - unterwegs in die unendlichen Weiten.

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CATOteam 2013
Ceterum censeo...