Daniel Vedder
Was
ist ein „Hacker“? Denken wir an einen blassen Teenager, der im
Keller seiner Eltern vor einem Computer hockt und einen Virus
schreibt? Oder an die organisierten Cyberkriminellen, die jedes Jahr
Millionen an Euro wirtschaftlichen Schaden verursachen? Weder noch!
"Barbara
Stanik" / www.jugendfotos.de,
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Der
Hacker ist heute weitgehend mit negativen Assoziationen verbunden und
leider folgen dieser Sichtweise mittlerweile die meisten Medien. Die
wenigsten wissen jedoch, dass diese Bedeutung des Wortes gerade
einmal 20 Jahre alt ist. Das Wort selbst gibt es jedoch schon seit
über 50 Jahren – wen bezeichnete es denn ursprünglich?
Die
erste Gruppe Menschen, die sich selbst als Hacker bezeichneten,
entstammte dem Tech Model Railroad Club am Massachusetts Institute of
Technology (MIT) Ende der 1950er Jahre. Sie waren begabte Studenten
mit einer Faszination für Technik – und dem großen Glück, gerade
zu der Zeit zu studieren, als die ersten Computer an die
Universitäten kamen. Bald hatten sie diese neuen Maschinen für sich
entdeckt und waren von ihnen begeistert. Sie genossen es, die
Fähigkeiten dieser riesigen Apparate so weit wie möglich
auszureizen, sie Dinge machen zu lassen, die noch niemand zuvor
gemacht hatte. Einen besonders cleveren Erfolg nannten sie einen
„Hack“; sie selbst waren dann also „Hacker“.
Natürlich blieben sie
nicht allein. Im Laufe der folgenden Jahre bekamen mehr und mehr
Universitäten Computer, an vielen Orten bildeten sich ähnliche
Gruppierungen. Aus Studenten wurden Computerwissenschaftler, die sich
untereinander vernetzten und ihre Erfahrungen und Ideen austauschten.
Ein Gemeinschaftsgefühl entwickelte sich, eine eigene Umgangssprache
bildete sich und gemeinsame Werte traten hervor. Eine neue Subkultur
hatte sich gebildet, mit ihrem eigenen Humor, ihren Helden und
Antihelden.
Diese Hacker stellten
viele der besten Programmierer ihrer Zeit. Danke ihrer Faszination
und ihrer Liebe zu Computern trieben sie die Entwicklung des
elektronischen Zeitalters immer weiter voran. Sie entwarfen immer
mächtigere Betriebssysteme und Programme, verbesserten sie ständig
und erfanden schließlich in den 80ern die ersten Computernetzwerke.
Diese wuchsen und wuchsen und schließlich entstand – das Internet.
Das war in den 1990ern.
Zur selben Zeit entstand, dank der aufkommenden weiten Verbreitung
von Heim-PCs, eine andere Gruppe, die sich ebenfalls Hacker nannte.
Dies waren die oben genannten Kriminellen. Leute, die zwar auch an
Computern interessiert waren, sie aber lieber dazu gebrauchten,
Schaden anzurichten als Neues zu erschaffen. Die ursprünglichen
Hacker verwehrten sich heftig gegen diesen verunglimpfenden Gebrauch
ihres Namens; sie nannten diese neue Gruppe „Cracker“. Leider
konnten sie sich nicht durchsetzen, fortan hatte das Wort „Hacker“
in der öffentlichen Wahrnehmung einen schlechten Beigeschmack.
Doch
das war nicht das Ende der ursprünglichen Hacker. Eines der höchsten
Ideale der Subkultur ist schon immer Freiheit gewesen. Diese Freiheit
offenbarte sich auch im Bereich der Computersoftware: Anders als
kommerzielle Firmen schreiben Hacker, wo möglich, Programme die frei
verfügbar sind. Frei bedeutet in diesem Fall, dass die Programme
beliebig kopiert und weitergegeben werden können, aber vor allem,
dass der Quellcode offen liegt, sprich dass das Programm von
jedermann verändert werden kann. Solche Programme werden als „free
software“ oder „open source software“ (freie oder quelloffene
Programme) bezeichnet, bekannte Beispiele sind etwa das
Linux-Betriebssystem, der VLC-Mediaplayer oder die OpenOffice Suite.
Entsprechend sammelten sich die Hacker nun unter dem neuen Banner der
Open-Source Bewegung.
Dort verbleiben sie bis
heute. Obwohl kaum noch jemand weiß, dass „Hacker“ eigentlich
ein Ehrentitel war und viele auch noch nie von Open Source gehört
haben, leisten sie weiterhin wertvolle Arbeit in unserer digitalen
Welt. Man bedenke dabei etwa, dass weit über die Hälfte aller
Webserver mit Linux laufen und auf quelloffene Programme für einen
Großteil ihrer Funktionalität angewiesen sind, dass das populäre
Mobilbetriebssystem Android selbst auf Linux basiert ist und dass
Millionen Menschen jeden Tag Open Source Programme benutzen.
Hacker
arbeiten aus Leidenschaft an diesen Sachen. Sie investieren oftmals
ohne jegliche Bezahlung viel Zeit in ihre Projekte; Projekte wie das
Apache Webserverprogramm, auf dem ein signifikanter Teil unserer
Internet-Infrastruktur beruht. Wir nutzen die Errungenschaften und
Leistungen der Hackerkultur jeden Tag, ohne es zu merken. Vielleicht
ist es an der Zeit, uns bewusst zu machen, dass „Cracker“ nicht
gleich „Hacker“ ist – der erste ist der Gangster, der zweite
der Pionier des digitalen Neulandes.
Weiterführende Literatur
"How to become a hacker", Eric S. Raymond -
http://catb.org/~esr/faqs/hacker-howto.html
<http://catb.org/%7Eesr/faqs/hacker-howto.html>
"Hackers", Stephen Levy - Anchor/Doubleday 1984
Netter Artikel ...
AntwortenLöschenSchön dass du mal die unwissende Mehrheit der Computernutzer über diesen Unterschied aufklärst. Ich finde es interessant, wie schnell sich dieser Begriff in seiner Bedeutung geändert hat. Vllt wäre es einfacher, wenn sich diese Subkultur einen neuen Begriff sucht, bzw. ihre Bedeutung mehr nach außen trägt. Der normale OO-Nutzer weiß wohl kaum wer hinter dem ganzen steht.
AntwortenLöschenzwei passende Artikel aus dem Netz:
AntwortenLöschenhttp://t3n.de/news/chaosdorf-586564/
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/hacker-angriffe-sind-nicht-die-wahre-gefahr-im-internet-13345184.html