Viele Jugendliche sind leider politisch wie gesellschaftlich oft kaum informiert und deshalb auch oftmals nicht imstande, sich Meinungen zu bilden und diese zu vertreten. Hauptgrund hierfür ist, dass es wenige oder überhaupt keine ausreichenden Plattformen für Jugendliche gibt, um sich Meinungen zu bilden und diese qualifiziert zu vertreten. Außerdem traut man sich es  auch oftmals nicht zu, Überzeugungen gegenüber manchmal auch unnachgiebigen Erwachsenen darzulegen. Diese Situation ist für eine Demokratie inakzeptabel. Wenn die Jugend, die zukünftigen Erben des Staates, zu einem Großteil dem öffentlichen Leben desinteressiert gegenübersteht, so hat dieser keine wünschenswerte Zukunft. Ohne mündige Bürger kann aber kein freier Staat existieren. Solange sich die gesamte Jugend nicht mit der Gesellschaft befasst, hat die Demokratie nur noch ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Die Zukunft liegt auf den Schultern der Jugendlichen; doch diese droht wegzubrechen. Diesem Trend kann nur von Menschen entgegengewirkt werden, die diese Problematik persönlich regelmäßig beobachten und verstehen können, da sie die Lage aus eigener Erfahrung kennen.  Wir glauben, dass ein Großteil der jungen Bevölkerung fähig ist, sich eine qualifizierte Haltung zu verschiedensten gesellschaftlichen Themen zu bilden und ihren Standpunkt in einer sachlichen Diskussion – schriftlich wie mündlich – zu verteidigen. Oftmals fehlt nur der Anstoß. Wir wollen daher den ersten Schritt dazu vollbringen, unseren Altersgenossen via „learning by doing“ die Chance zu geben, diese Fähigkeit zu entdecken und zu entwickeln. Sie werden beginnen, eigene Meinungen zu bilden und zu vertreten – so entstehen mündige Weltbürger.  Dafür ist es notwendig, dass sie sich  praktisch mit selbstgewählten oder aktuellen Themen beschäftigen, ihre Meinung dazu entwickeln und diese argumentativ stützen. Hierfür werden wir eine Plattform errichten, welche sich ausschließlich an die Jugend richtet. Dort können sie ihre Meinung in Texten darlegen und daraufhin auch diskutieren.

Dies wird Schritt für Schritt ihr bisher kaum erregtes oder noch nicht artikuliertes Interesse an Politik wecken und sie so zu aktiven Mitgliedern der Gesellschaft machen. Ihre Fähigkeit, eigene Meinungen zu vertreten, wird ihnen während ihres ganzen Lebens und in allen Bereichen desselben Vorteile verschaffen. Gleichzeitig wird die Öffentlichkeit im gleichem Maße von ihrer Fähigkeit profitieren, sich mit allgemeinen Problemstellungen und Entwicklungen zu beschäftigen.

Die rationale Diskussion als zentrales Element der modernen Demokratie wird ihnen ebenso wichtig werden wie demokratische Werte selbst, da sie die Bedeutung ethischer Fragen in praktischen Belangen erkennen. Der Wunsch nach einer Regierung durch das Volk auf deutschen Boden wurde nicht um sonst in der Aufklärung geboren, jener Zeit, die unter Kants Motto „Sapere aude!“ - „Wage es, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ stand. Diese Aufforderung wollen wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Altersgenossen umsetzten. Immer wieder wird von den verschiedensten Teilen der Gesellschaft eine zweite Aufklärung gefordert. Diese muss sich jedoch umso mehr an die  Jugend richten, da wir mit der fragwürdigen Tendenz aufgewachsen ist, sich der Meinung von Medien und selbsternannten Experten anzuschließen. CATO soll eben deshalb auch in der Tradition der Aufklärung stehen, da es frei von Parteipräferenzen, Dogmen und Ideologien dazu aufruft, selbst kritisch zu denken und angebliche Wahrheiten zu hinterfragen.

Doch bereits der Titel unseres Projekts, CATO, impliziert noch einen weiteren Aspekt. Beide legendäre Senat0ren des alten Roms, die jenen Cognomen trugen, zeichneten sich durch ihre vorbildhaften Tugenden aus, sowie durch ihre Bereitschaft,  alles für ihre Überzeugungen wie für die Republik zu geben, der sie mit Leib und Leben verschrieben waren. Die Standhaftigkeit, die beide bei politischen Diskussionen im Senat bewiesen, wurde legendär durch die Phrase „Ceterum censeo … „ (Im Übrigen bin ich der Meinung, dass …) von Cato dem Älteren, welcher nie aufhörte, vor Gefahren für den Staat zu warnen. Aus diesem Grund haben wir uns CATO genannt, denn die argumentativen Fertigkeiten in Verbindung mit ihrer Achtung der Republik entspricht unseren Leitlinien.

Im Angesicht dieser historischen Vorbilder und der unterschätzen Problematik, welche sich durch die zunehmende politische Apathie der Jugend ergibt, fordern wir im Sinne der Worte Marx' „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an sie zu verändern“ nicht nur dazu auf, zu handeln, sondern wir tun es. Dies soll der erste Schritt dazu sein, zusammen mit der Kissinger Jugend – und hoffentlich auch den jungen Bewohner weiterer Städte – eine neue gesellschaftliche Kultur zu kreieren, um dadurch die Demokratie und Werte zu erhalten. Es ist kein Deut zu früh – die Entpolitisierung der Gesellschaft ist bereits weit fortgeschritten. Die Abnahme der Wahlbeteiligung - insbesondere bei der Jugend - belegt, dass die Warnung vor einer „Demokratie ohne Demokraten“ nicht aus der Luft gegriffen ist. Wohin dies führen kann, ist jedem bewusst. Deshalb ist es Zeit, zu mehr Engagement aufzurufen, damit sich die gesamte Jugend als Stütze der Demokratie für Solidarität zwischen den Mitbürgern und mehr Austausch und gemeinsamer Lösungsfindung  Problemen der Gesellschaft einsetzt. Der Einsatz hierfür fängt klein an; doch wie das Meer aus unzähligen kleinen Tropfen besteht, so muss auch dieses aus vielen kleinen, jedoch wirksamen Taten bestehen, zu dem jeder seinen Teil leisten muss. Wir wollen und werden unseren erbringen; hoffen wir, nicht die einzigen zu sein.

Das Ziel ist klar – eine bessere Gesellschaft. Wir wollen eine Öffentlichkeit, die von einer rationalen und qualifizierten Diskussion aller Altersgruppen und Schichten geprägt ist. Nur in  ihr können die Werte der Demokratie, wie Solidarität, Gerechtigkeit, Menschenrechte und Freiheit nicht nur akzeptiert, sondern auch verinnerlicht werden. Nur durch sie kann aus dem hohlen Wort „Demokratie“  eine Lebenskultur werden – nämlich die Verwirklichung demokratischer Werte im Alltag.

Der Weg dorthin ist weit, steil und uneben – das Ziel ist jedoch immer sichtbar. Vielleicht scheint es zu weit entfernt, als würde man es nie erreichen können. Trotzdem ist jeder  noch so beschwerliche Schritt einer näher zum Ziel. Wenn nur jeder von uns einen kleinen Schritt vollbringt, so ist kein Weg zu weit und kein Ziel zu groß. Nur zusammen kann diese Aufgabe bewältigt werden. Denn die Gemeinschaft ist mehr als die Summe ihrer Individuen.

Bad Kissingen, den 20. Juli 2013

CATOteam 2013
Ceterum censeo...