Martin Lotter
Monatsthema 10/2013
Kürzlich
wurde das neue Videospiel GTA 5 auf den Markt gebracht. Spiele im
Wert von mehr als 1 Mrd. USD wurden in den ersten 3 Tagen verkauft.
Das ist ein neuer Rekord für ein Spiel dieser Art. Dies ist leider
nicht die einzige Schlagzeile zu diesem Spiel. Denn über den
Spielinhalt wird auch diskutiert: über die in dieser Version
vorhandenen Folterszenen.
Der
menschliche Spieler praktiziert im Laufe des Spieles mit seiner
Spielfigur Folterungen an anderen Spielfiguren. Die Medien, Experten
und vor allen Dingen Käufer fragen sich : müssen die Folterszenen
in diesem Spiel sein ?
Zunächst
ein paar Worte zum Spiel GTA5. Im Spiel – Grand Theft Auto 5, auf
Deutsch in etwa „Großer Autodiebstahl“, schlüpft der Spieler
in die Rolle eines Kriminellen. Die zu verübenden Straftaten können
„harmlos“ wie ein Autodiebstahl sein. Man verübt Banküberfälle
, hat Schießereien mit der Polizei und dergleichen. Man erlebt die
„übliche“ Kriminalität, die man auch Sonntags im Tatort sieht.
Schlimm
aber ist die 10 minütige Folteraufgabe, die der menschliche Spieler
ab einer bestimmten Spielstufe zwingend an seinen künstlichen
Spielfiguren „erledigen“ muss. Zu diesen Foltermethoden gehört
Waterboarding, das Zertrümmern der Kniescheiben, Zähne ziehen oder
Elektroschocks.
Warum
haben die Spieleentwickler in der nun fünften Version des Spieles
diesen Part eingebaut?
Eine
mögliche Erklärungen könnte sein, dass Foltern als Spiel nicht
mehr verpönt ist, nachdem auch das US-Militär bzw. die CIA im Irak
gefoltert hat. Was die US-Regierung macht, kann auch in einem
Videospiel nicht verboten sein. Eine weiterer Grund kann sein, dass
die Spieleentwickler eine neue Stufe in der Spannungshierarchie
benötigten. Nach den GTA Versionen 1-4 musste ein neuer Kick
eingebaut werden. Die Folterszene ist ein zusätzlicher Kaufanreiz
für erwartungsvolle Käufer.
Es
kann aber auch sein, dass der Hersteller die Empörung in den Medien
vorhergesehen und einkalkuliert hat. Auch schlechte Reklame ist
Publicity. Wäre das der Fall, hätte man die Folterszene eingebaut,
um zum Verkaufs-start viele Diskussionen in den Medien zu erzeugen.
Egal
welches Argument – oder alle – richtig ist, bleibt die Frage:
darf man spielerisch foltern, auch wenn es nur virtuell ist? Und
welche Folgen hat das für die Psyche der Spieler?
Bekannt
und nachgewiesen ist, dass so genannte „Ego-Shooter“ Spiele
vereinzelt dazu führen, dass die jugendlichen Spieler in der
Realität Verbrechen begehen, die sie im Spiel erlebt haben. Die
Amokläufe in den Schulen von Erfurt und Winnenden sind Beispiele.
Was,
wenn der nächste Amokläufer nicht „nur“ wild um sich schießt,
sondern die Opfer – meist Mitschüler - foltert? Was, wenn
Jugendliche die Anreize solcher Videospielen in der Praxis umsetzen ?
GTA5
ist sicher nicht der letzte Spielehersteller, der mit Folterungen
eine weitere Hemm-schwelle überschritten hat.
Ich
halte Folterszenen in Videospielen für überflüssig und falsch. Wie
seht ihr das?
Ich stimme dir zu: GTA5 sprengt die ethischen Grenzen. Es ist ein Unterschied, ob ich unpersönliche auf dem Bildschirm herumlaufende Figuren abschieße oder ob ich eine lebensechten, winselnden Mensch foltere.
AntwortenLöschen"Ich halte Folterszenen in Videospielen für überflüssig und falsch. Wie seht ihr das?"
AntwortenLöschenGenauso.
Mal ganz abgesehen von dem Argument der gesteigerten Aggressivität, finde ich so etwas auch eine Verletzung der Menschenwürde. Ein Spiel, dessen "Spassfaktor" darauf basiert, Menschen (wenn auch virtuelle) zu erniedrigen und zu quälen verdient diesen Namen meiner Ansicht nach nicht mehr.
Ein Journalist der auch schon als Kriegsreporter gearbeitet hat, vergleicht hier mal echte Bilder von Kriegsszenen mit Schnappschüssen aus Videospielen: http://www.bbc.co.uk/news/in-pictures-16745015 Die Realitätsnähe, die da erreicht wird, ist schon verrückt.
AntwortenLöschenUnd wenn man sich jetzt vorstellt, dass Folterszenen genauso realistisch dargestellt werden, dann reicht FSK 18 glaub ich nicht mehr aus...
Ich kann nachvollziehen, dass diese Folterszene heftige Kritik nach sich zieht und finde sie für meinen Teil ebenfalls nicht notwendig. Ihre Befürchtug, diese Folterszene könne auch in der Realität nachgeahmt werden, weil sie in diesem Spiel gezeigt wurde, teile ich jedoch keinesfalls. Es gibt meines Wissens bisher keinen wissenschaftlichen Beleg, dass die von Ihnen angesprochenen Amokläufe eine Folge von Ego-Shootern sind. Vielmehr ist der Grund für solche Taten Bullying in ihrem sozialen Umfeld. Obwohl auch ich solchen Spielen eher abgeneigt bin, halte ich dieses Argument dementsprechend für wenig aussagekräftig. Viel erschreckender finde ich es, wie leicht Minderjährigen ein Amoklauf gemacht wird. Wenn jemand aus rechtlicher Sicht eine Waffe besitzen darf, kann er dies meiner Meinung nach auch tun, jedoch sollte er sich der damit einhergehenden Verantwortung bewusst sein. Ebenfalls finde ich fragwürdig, dass Filme von Kritik an Gewalt meist verschont bleiben. Was manche Filme nämlich zu bieten haben, steht Elektroschocks, Zähne ziehen, Kniescheiben bearbeiten und Waterboarding in nichts nach (z.B. Saw). Ich verstehe nicht wirklich, was ein Spiel, bei dem man eine Folterszene aktivieren kann, von einem Film (den man zuvor auch erst einschalten muss) unterscheidet. Letztendlich ist es jedem selbst überlassen, ob er sich dieses Spiel kaufen möchte oder nicht. Ich für meinen Teil verzichte.
AntwortenLöschenDas Amokläufe Folge von Killerspielen sind, halte ich ebenfalls für nicht richtig.
AntwortenLöschenDer kritische Punkt ist jedoch, dass ich selbst foltere und nicht ein Verrückter auf der Leinwand.
Ich für meinen Teil bin der Meinung, dass Spiele (ungeachtet des Inhalts) nach wie vor Spiele bleiben - und somit völlig fiktiv sind. Jeder Spieler identifiziert sich stärker oder weniger stark/gar nicht mit bestimmten Charakteren, was jedoch völlig subjektiv ist und stark variiert. Was aber ist mit Konsumenten von Filmen/Büchern: Es ist absolut nicht ungewöhnlich, dass man sich als Leser bzw. Zuschauer mit fiktiven Charakteren identifizieren kann. Jedoch ist auch dies wieder absolut subjektiv und wird von verschiedenen Personen verschieden wahrgenommen. Nach wie vor halte ich dementsprechend Filme o. Ä. mit kritischen Inhalten nicht mehr oder minder verwerflich als Spiele.
AntwortenLöschenIn der Süddeutsche Zeitung war am Donnerstag über die Firma welche GTA 5 herausgebracht ein Artikel . Unter anderem wird Hillary Clinton verwiesen. Sie will untersuchen lassen ob ein Zusammenhang zw. Spielen wie GTA und Schießereien an Schulen zu erkennen ist. Die Regierung will 90 Mio. $ hierfür investieren. Genrell meint Clinton, solche Spiele seien eine Gefahr.
AntwortenLöschenWeiterhin wird im Artikel erwähnt, dass besonders ekelhafte Szenen im Spiel die Neugier der Käufer wecken. Solche Szenen einzubauen sei eine bewusste Strategie der Firma.
Ich finde solche Spiele sollte man boykottieren.