Donnerstag, 23. Oktober 2014

Lea Heinrich
Monatsthema 10/14 



Rechts oder links. Progressiv oder konservativ. Sozial oder weniger sozial. Jede größere Partei lässt sich mehr oder weniger gut nach diesen und anderen Kriterien beurteilen, sodass jeder Interessierte einen einigermaßen genauen Überblick über das Grundkonzept einer jeden politischen Kraft  bekommen kann.


  

Jedoch gibt es heutzutage neue, kleine Parteien die sich wegen ihrer  fehlenden Seriösität nicht in diese Schemen einteilen lassen. Eine der bekanntesten ist  sicherlich „ Die Partei“, eine politische Kraft die es bei der Europawahl dieses Jahr tatsächlich geschafft hat einen der 96 deutschen Sitze im Europaparlament zu ergattern.

Wenn man sich das Konzept der „Partei“ anschaut, scheint es zuerst unvorstellbar wie eine solche, eindeutig satirische Partei fast 1 Prozent der Wählerstimmen bekommen konnte. Das inhaltliche Programm der „ Partei “ (http://www.die-partei.de/regierungsprogramm/) ist von Ironie durchtränkt: Beispielsweise gibt es die Forderung, Managergehälter nur 25000mal so hoch wie Arbeitergehälter sein zu lassen. Eine andere Idee der Partei ist, Kinderpornos nur noch von Markus Lanz moderieren zu lassen, die „würde dann ja niemand mehr sehen wollen…“ Auch gibt es den Vorschlag, das Gymnasium auf  nur ein Jahr zu verkürzen.

 Auf den ersten Blick mögen diese Forderungen lächerlich scheinen, setzt man sich jedoch ernsthaft mit dem Programm der „Partei“ auseinander, entdeckt man hinter den unsinnig klingenden Phrasen ernsthafte Kritik. Um zum Beispiel des G1 am Gymnasium zurückzukommen: Die deutsche Schulpolitik ist in sich total diffus und föderalistisch. Anstatt aber wie andere politische Kräfte dumpf mit immer gleichen Parolen und Schimpfattacken auf die Verantwortlichen einzuhacken, nimmt „die Partei“ die Sache mit Humor. Durch gezielte Ironie zieht sie  politische Entscheidungen ins Lächerliche und provoziert so weitaus mehr Aufmerksamkeit als Andere.

Die Grenze zur kompletten Sinnlosigkeit ist auch bei „der Partei“ nicht immer eindeutig geklärt. Die Forderung die Berliner Mauer wieder aufzubauen, ist eindeutig vollkommen absurd. Aber vielleicht entscheiden sich gerade deswegen einige Menschen dazu „die Partei“ zu wählen. Aus Protest gegen die fortschreitende Homogenität der großen Parteien kann man durch Wählen einer Spaßpartei ein Zeichen für seine Unzufriedenheit mit der deutschen Politik setzen.

3 Kommentare:

  1. Wie viele Menschen riskieren täglich ihr Leben um sich in ihrem für Demokratie stark zu machen. So wie aktuell in Hongkong. Wie viele Menschen sind im Kampf für Demokratie gestorben. Im 19ten Jahrhundert bei uns in Deutschland, später dann in der DDR oder kürzlich beim Arabischen Frühling.
    Da ist es traurig zu sehen wie Wähler mit Ihrem Recht auf freie, geheime und gleiche Wahlen umgehen. Jede stimme für „Die Partei“ war ein Schlag ins Gesicht derer die für dieses Recht gestorben sind. Und da zählt auch die Ausrede Satire nicht. Schließlich sind freie Wahlen keine Spaßveranstaltungen.

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    1. Wahlen sind eine ernsthafte Angelegenheit. Satire mag ja schön und gut sein. Aber zu einer Landtags- oder Bundestagswahl dürfte DIE PARTEI nicht zugelassen werden. Schaut man sich auf Wikipedia nur mal an, was hinter DIE PARTEI steckt, fragt man sich: Ob die Leute, die für so was Zeit aufbringen - Sind diese Leute im Leben anders nicht ausgelastet?

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  2. Eine Anmerkung zum Thema Spaßpartei.
    Im UK hat sich 1983 die "Official Monster Raving Loony Party" (etwa: Amtliche Partei der rasenden verrückten Ungeheuer) etabliert. Sie stellt absurde Forderungen, z. B. die Abschaffung der Einkommensteuer, hat aber auch einiges bewirkt, z. B. Pässe für Haustiere, Senkung des Wahlalters auf 18 Jahre, keine Sperrstunden für Pubs.

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