Sonntag, 6. April 2014

KW 14
Jeden Sonntagmorgen gibt es hier das Wort der Woche und die Möglichkeit für jeden, mit uns den Ärger und Freude der Woche zu teilen.

Das Wort der Woche:

Le mystère française



Die Struktur der französischen Gesellschaft ist selbst für uns Nachbarn und beste Freunde gelinde gesagt verwirrend - selbst Franzosen verstehen sie nicht ganz, und so ist unser Wort der Woche auch von einem französischen Demographen erfunden worden.
Aus diesem Grund fehlt es auch oft an Verständnis, wenn man so manch Nachrichten aus dem Westen hört. Aber wie sieht die politische Situation in Frankreich wirklich aus?
Um dies zu verstehen, muss man einsehen, dass der politische Mainstream zwar sehr konservativ ist, aber dennoch eine staatliche gelenkte Wirtschaft bevorzugt. In diesem Sinne war Sarkaocy gegen Ende seiner "Herrschaft" ein Feindbild: exzentrisch und reformierend, marktwirtschaftlich orientiert und einem ausschweifenden Lebensstil fröhnend, wollte gerade die erzkonservative Landbevölkerung einfach einen Machtwechsel - und wählte deshalb Hollande.
Genau dieser versagt aber auf ganzer Linie. Er hat auch keine bessere Antwort auf Wirtschafts- und Europafragen, die moralische Erneuerung der politischen Eliten scheiterte an Jerôme Cahuzac. Einzig der Einsatz in Mali stieß auf Zustimmung - nicht gerade eine Zierde für einen Sozialisten.
Stattdessen setzte er auf die "Mariage pour tous". Damit konnte er zwar endlich etwas im Sinne seiner Partei erreichen, vergraulte aber eben jene Erzkonservativen, die ihn an die Macht brachten. Mehr noch: er verwirrte die demonstrationsfreudige Linke, die sich zum ersten mal mit konservativen Demonstranten in großer Zahl auseinandersetzen musste und nicht sicher war, ob sie sie unterstützen sollten.
Doch die Erschütterung in Frankreich ist noch tiefer. Angesichts des großen Erfolgs Deutschlands wird die gesamte französische Herangehensweise in Frage gestellt. Aus der Sicht der französischen Gesellschaft herrschen hier aufgrund der Sparpolitik und der "ungezügelten" Marktwirtschaft unsoziale Verhältnisse - dennoch ist das Endresultat aufgrund geringeren Arbeitslosigkeit und des höheren Wachstums deutlich sozialer.
Dadurch wird die sozialistische Partei tief gespalten - in jene, die "Madame Merkels" Politik kopieren wollen und andere, die die althergebrachte französische Subventionspolitik verfolgen. Dadurch gibt es auch eine Diskrepanz in dem Bild Deutschlands - während die radikal Linke in Deutschland einen egoistisch-kapitalistischen Hegemon sieht, der die EU-Staaten verbluten lässt, um seine Macht zu steigern, sehen die rechten Sozialisten in Deutschland ein Vorbild.
Der neue Premier Valls gehört zu dieser Rechten. Dadurch wird sich die Realpolitik bald kaum von der der UMP unterscheiden. Mehr noch: Valls ist sehr dominant und wird versuchen, Macht zu konzentrieren. Da Hollande kaum noch Einfluss auf das Parlament hat, wird seine Macht weiter schwinden - zwar kann er so noch seine Amtszeit zu Ende bringen, da der Präsident vom Parlament sehr unabhängig ist. Eine weitere Amtszeit wird so aber unmöglich.
Niklas Götz

6 Kommentare:

  1. Freude: Es war zu erwarten, nur eine Frage der Zeit. Man wollte es nur nicht wahrhaben. Endlich jedoch hat man es akzeptiert: Lanz hat "Wetten, dass...?" ruiniert, ein Stück Mediengeschichte ist am Ende. Nun hat das ZDF die Chance, endlich ein neues, niveauvolles Format mit einem kompetenten Moderator zu entwerfen.

    Ärger: Der Nahost-Friedensprozess stockt weiter. Es fehlt immer noch an politischem Willen. Meiner Meinung nach scheitert es v.a. an Israel. Wenn es sich mehr für eine Verbesserung der Zustände in den besetzten Gebieten einsetzen würde, so hätte dort auch Extremismus weniger Nährboden. Dies wäre letztendlich auch im Sinne Israels und würde eine diplomatische Lösung ermöglichen.

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    1. ich sehe in "Wetten dass ?" Niveau. Es ist eine Unterhaltungssendung und keine wissenschaftliche Vorlesung. Daher muss man den Maßstab von solchen Sendungen anlegen. Und da ist „Wetten dass“ immer noch weit niveauvoller als das was man von anderen Unterhaltungssendungen zu sehen und hören bekommt. Denke man nur an Big Brother, Dschungelcamp oder die vielen sinnfreien Castings.
      Das Konzept von „Wetten dass.?“ ist nun 33 Jahre alt. Ich denke es hat sich schlichtweg überholt. Daher ist es sinnvoll diese Sendung abzusetzen. Die Erwartungshaltung des Publikum an Unterhaltung hat sich geändert. Das ZDF sollte das Konzept modifizieren und eine andere Samstagabendshow erfinden.
      Aber man muss dem ZDF ein Lob aussprechen. 33 Jahre ist eine lange Zeit. Das Dschungelcamp wird nicht so lange gesendet werden. Zum Glück

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    2. Man muss das Niveau relativ zum Sender (und Sendeauftrag) sehen. Das ZDF hat sich zunehmend verramscht. Mit dem Moderatorenwechsel zu Lanz hatte dies auch dieses Format erfasst. Man denke nur an die "Lanz-Wetten".

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  2. Freude: Der Innenminister (wir erinnern uns an seine Aussage ""Ich rechne seit Jahren damit, dass mein Handy abgehört wird. Allerdings habe ich nicht mit den Amerikanern gerechnet.") hat messerschaft festgestellt: die USA handeln unverhältnismäßig.

    Ärger: Die Formel 1 hat in den letzten 10 Jahren trotz massiver Verletzung von Menschenrechten den Großen Preis von Bahrain nur einmal ausgesetzt. Heute fahren die Millionäre wieder stundenlang im Kreis und ignorieren das Leid der Bevölkerung.
    Wie wäre es mit dem Großen Preis von Nordkorea?

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  3. Freude
    Im letzten Jahr ist weniger Ritalin verodnet worden als in den Vorjahren. Irgendwann kapieren ja vielleicht die Eltern dass sie sich mit Kindern beschäftigen sollten statt sie mit Medikamenten ruhigzustellen.

    In einer Umfrage haben sich 80 % von 1832 befragten Schülern dafür ausgesprochen lieber Ethik- oder Religionsunterricht zu haben als eine Freistunde.


    Ärger:
    In Berlin soll ein Lebenfriedhof eingerichtet werden und es sollen dort nur Lesben beerdigt werden. Welch ein Widerspruch. Einerseits demonstieren Lesben und Schwule immer wieder dafür „gleiche Rechte „ zu bekommen und in der Gesellschaft gleich behandelt zu werden, andererseits grenzen sie sich auf diese weise aktiv aus. So wird das nichts.

    Lufthansa-Piloten verdienen als Berufsanfänger 70.000 . In der Spitze liegt dasGehalt bei 255.000 p.a. Damit liegen sie deutlich über den Gehältern von Swiss Air, Air Berlin spanischen Piloten. Trotzdem fordern Sie 10 % mehr und sonstige Vergünstigungen und streiken 3 Tage.. Diese Raffgeier sollten sich was schämen. Eine Zeitung schrieb: Der Streik der Unersättlichen.

    Erdogan und die Türkei: jetzt wird immer deutlicher dass die Wahlen gefälscht wurden. Interessanterweise ist landesweit in vielen Wahllokalen kurz nach der Stimmabgabe der Strom ausgefallen.Stimmzettel der Opposition wurden auf dem Müll, gefunden.

    Im Übrigen bin ich der Meinung dass die Türkei nicht Mitglied der EU werden sollte.

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    1. Die Umfrage zum Religionsunterricht fand in Österreich statt (wenn wir von der gleichen reden).
      Abgesehen davon, dass das System nicht mit dem bayerischen vergleichbar ist, war die Frage, ob sie, wenn sie den Religionsunterricht nicht besuchen möchten, lieber eine Freistunde hätten oder Ethikunterricht.
      Eine beliebte Alternative war auch der verpflichtende Ethikunterricht und der optionale Religionsunterricht.
      Der Ethikunterricht wird in Österreich stark vernachlässigt. Zudem neigt er auch eher dazu, Meinungen vorzugeben, als Meinungsbildung zu unterstützen.
      Ich halte es auch für Deutschland für sinnvoll, zwischen Ethikunterricht (dessen Aufgabe es wäre, Logik und philosophische oder zumindest ethische Argumentationmodelle zu vermitteln und Grundzüge der Weltreligionen darzustellen) und Religionsunterricht (der optional sein und die Positionen der jeweiligen Kirche vermitteln sollte) zu differenzieren.

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CATOteam 2013
Ceterum censeo...