Mittwoch, 6. November 2013

Martin Lotter

Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

Was lernen wir nicht alles in unserer Jugend. Das fängt schon mit dem Radfahren an. Ein Schwimmkurs ist auch obligatorisch, oft lernen wir ein Instrument. Natürlich gehen wir zur Schule. Der Staat möchte Bürger mit einer guten Allgemeinbildung. Mindestens 9 Jahre Schule müssen sein. Später mit 18 machen wir dann einen Tanzkurs und den Führerschein. Wer keinen Führerschein hat, darf nicht Autofahren. Man soll ja im Straßenverkehr nicht das Leben anderer gefährden.
Die meisten von uns gründen irgendwann in ihrem Leben eine Familie und wir bekommen Kinder. Spätestens da stellen wir fest: Wir haben in unserer Jugend viel Sinnvolles und weniger Wichtiges gelernt, aber habe ich je gelernt ein Kind zu erziehen?
Das Widersprüchliche in unserer Gesellschaft ist, dass es uns wichtig ist, pädagogisch gut ausgebildete Lehrer und Erzieher in Schule und Kindergarten zu haben. Aber wenn die Kinder von der Schule nach Hause kommen, treffen sie auf Eltern, die auf diesem Gebiet brutale Laien sind.
Wann und wo lernen wir, wie wir in optimaler Weise Kinder erziehen? Haben sich unsere Eltern und wir als künftige Eltern jemals mit der Psyche von Kleinkindern, Kindern oder Jugendlichen beschäftigt? Wie motiviere ich Kinder in unterschiedlichen Lebensaltern oder Lebensphasen? Lerne ich, wie ich Kinder bei schulischen oder sozialen Problemen unterstützen kann? Oder noch viel einfacher: Haben wir gelernt einen Haushalt zu führen? Kinder benötigen angemessene Nahrung, Kleidung und Wohnung. Diese Rahmenbedingungen sind wichtig für ein erfolgreiches Erwachsen werden. Wer kann schon sein Kind altersgerecht und gesund bekochen? Wie viele Kinder gehen täglich hungrig, falsch gekleidet und unvorbereitet zur Schule? Wir sehen diese Lücken an unseren Eltern und wissen, dass wir genauso ratlos sind. Und keiner tut etwas dagegen.
Fakt ist: Wir wissen, wie wir Kinder zeugen. Aber sobald wir mit dem Kind aus der Geburtsklinik nach Hause gehen, sind wir hilflos. Was ist die Lösung?
Vor einigen Jahrzehnten gab es noch Schulfächer wie Hauswirtschaft, Handwerken, Erziehungskunde und dergleichen. Damalige Eltern haben wenigsten ansatzweise grundlegende Kennnisse mitbekommen, die sie auf ihre künftigen familiären Aufgaben vorbereitet haben.
Diese elementare Vorbereitung gibt es heute nicht mehr. Leider. Unsere Gesellschaft lässt ihre Kinder heute völlig unvorbereitet auf deren Kinder los. Es gibt akuten Handlungsbedarf.

Ich schlage vor, dass Eltern erzieherische Kenntnisse aktiv erwerben sollten. Da die Schulen dies nicht vermitteln, sollten werdende Eltern sie in der Freizeit erwerben. Die staatlichen Volkshochschulen wären eine ideale Institution, die den jungen Eltern das fehlenden Wissen vermitteln könnte.
An dieser Weiterbildung sollten alle verantwortungsvollen Eltern ein Eigeninteresse haben. Ignorante Eltern – man wird sie immer finden – sollten erst dann Kindergeld erhalten, wenn Sie diese Weiterbildung nachweislich und erfolgreich absolviert haben. Man könnte so etwas auch „Elternführerschein“ nennen.
Dies wäre zum Wohle der Kinder und damit letztendlich auch gut für die Eltern und gut für unsere Gesellschaft.

Das ist mein Vorschlag. Was haltet Ihr davon?

5 Kommentare:

  1. Auch wenn ich es nicht für sinnvoll halte, Eltern mit Kindergeldentzug zu bestrafen, so kann ich nicht bestreiten, dass die Idee sich gut anhört.
    Erziehen will gelernt sein, dafür braucht es normalerweise Zeit - in einer Gesellschaft der Drei-Personen-Familie hören Familien genau dann auf zu wachsen, wenn Eltern ihre ersten Erfahrungen gemacht haben.
    Auf diese Weise wird ein Großteil der jetzigen Generation von relativ inkompetenten Eltern erzogen - keine optimale Situation.
    Ich denke dass statt eines Elternführerscheins ein erziehungsbegleitender Kurs sinnvoller wäre - ansonsten müsste man zu viele Kompetenzen auf einmal vermitteln.

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    1. "Erziehungsbegleitende Kurse" finde ich ein gutes Konzept. Örtlich gibt es ähnliche Kurse ja auch schon - siehe Kisspäd in Bad Kissingen.

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  2. Guter Ansatz. Vielleicht auch über Anreize schaffen, was besser sein kann als bestrafen: wer an eine Elternbildungsmaßnahme teilnimmt wird mit höherem Kindergeld belohnt.
    weitere interessante Infos zum Thema vom Bundesministerium: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Familie/elternkompetenz.html

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    1. Ein sehr guter Link.
      Ich wusste nicht, dass man doch so bemüht ist, dass umzusetzen.

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  3. Ich kann Ihnen die Elternkurse Starke Eltern - Starke Kinder® des Deutschen Kinderschutzbundes empfehlen. Die gibt es bereits seit 2002 bundesweit.
    www.sesk.de oder www.dksb.de

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