KW 12
Während Russland mit der Annektion der Krim längst vergessene Erinnerungen an die Sowjetunion wiedererweckt, ist der Sozialismus in anderen Teilen der Welt nie gestorben - wie in Venezuela. Aber auch hier beginnt der Niedergang.
Wort der Woche: Kaufrausch
Venezuela ist ein Land, das nicht wirklich verständlich ist für auswärtige Beobachter. Es könnte reich sein wie die Golfstaaten dank reichhaltigen Ölreserven - und ist doch bekannt für seine Mangelwirtschaft. Es gibt - zumindest theoretisch - eine Demokratie, sogar mit Opposition. Und dennoch wird es seit 16 Jahren von den Sozialisten regiert, mit zweifelhaften Erfolg. Rechnerisch kostet ein Kaffee in Venezuela 40 Dollar-Cent, aber verglichen mit dem Wert der venezuelanischen Währung und dem Verdienst wären das 11 Dollar.
Gerade die Wirtschaft zerbricht im Brückenkopf des Sozialismus in Südamerika. Venezuela verdient sein Geld quasi nur mit Öl, aber dessen Preis hat sich halbiert. Die restliche Produktion schrumpft seit Jahren. Um die enormen Staatsausgaben zu decken, wird Geld gedruckt, was eine Inflation von 60% verursacht. Dies schädigt die Wirtschaft schwer, wodurch sich die Mängel in der Produktion verschärfen - ohne Vertrauen in die Währung wird nichts investiert, weniger produziert und aufgrund geringerer Steuereinnahmen noch mehr Geld gedruckt.
Dies trägt absurde Blüten - so mangelt es an Plastik. Da jedoch das Leitungswasser wie in vielen Teilen Südamerikas nicht trinkbar ist, gibt es nun auch kein Flaschenwasser mehr - Menschen drohen zu verdursten. Kaum händelbar sind auch die riesigen Geldmengen, da 100 Dollar 18000 Bolivares entsprechen - da der größte Schein 500 Dollar umfasst, sind das 180 Scheine. Bei einer solchen Geldschwemme ist verständlich, dass die Menschen ihr sämtliches Geld in Haushaltsgüter anlegen - aber wie, wenn diese ständig knapp sind? Ein Schwarzmarkt wie bei der Inflation während der Weltwirtschaftskrise hat sich ebenfalls entwickelt. Die Geschäfte in Caracas sind leergeräumt, nicht einmal mehr Drogerieprodukte gibt es.
Wie aber geht die Regierung damit um? In althergebrachter diktatorischer Tradition wird die Opposition der Sabotage beschuldigt, oder schärfer noch, die USA. Viele Unternehmer wurden schon wegen Produktionsmangel verhaftet, sie hätten mit der Opposition kooperiert, die über einen Versorgungsmangel die Regierung stürzen will. Daneben sollen große Militärparaden über die Schwäche des Landes hinwegtäuschen.
Die Hoffnung dahinter ist, die Bevölkerung hinter dem Präsidenten zu vereinen, um die Macht zu erhalten. Das Parlament wird schon seit längerem nicht mehr befragt, eine Ein-Mann-Regierung hat sich gebildet. Doch der Plan geht nicht auf, bei den nächsten Wahlen droht die Macht der Sozialisten zu brechen. Gleichzeitig ist die Opposition aber zersplittert - das Land könnte führungslos zu werden.
Die Vermutung, die USA hätten ihre Hände im Spiel, ist nicht ganz aus der Welt zu weisen, angesichts jüngster Sanktionen, wie Einreiseverbote für venezuelanische Politiker. Dies bezieht sich jedoch weniger auf Sabotage als auf den fallenden Ölpreis, der schließlich vielen Gegnern der USA, wie Russland, IS und Venzeuela, schadet. Mittlerweile zweifelt kaum einer daran, dass der Einbruch des Ölpreises keine normale wirtschaftliche Entwicklung ist.
Sollte dies wirklich ein Versuch zur Einflussnahme sein, wird er zum Scheitern verurteilt sein: Die Sozialisten werden bei diesem wirtschaftlichen Zusammenbruch zwar vielleicht die Macht verlieren, aus Armut und Not wird jedoch keine weltoffene, demokratische Regierung hervorgehen. Die braucht nämlich Wohlstand, um zu gedeihen.
Immerhin gilt immer noch: erst kommt das Fressen, dann die Moral.
Niklas Götz
Während Russland mit der Annektion der Krim längst vergessene Erinnerungen an die Sowjetunion wiedererweckt, ist der Sozialismus in anderen Teilen der Welt nie gestorben - wie in Venezuela. Aber auch hier beginnt der Niedergang.
Wort der Woche: Kaufrausch
Venezuela ist ein Land, das nicht wirklich verständlich ist für auswärtige Beobachter. Es könnte reich sein wie die Golfstaaten dank reichhaltigen Ölreserven - und ist doch bekannt für seine Mangelwirtschaft. Es gibt - zumindest theoretisch - eine Demokratie, sogar mit Opposition. Und dennoch wird es seit 16 Jahren von den Sozialisten regiert, mit zweifelhaften Erfolg. Rechnerisch kostet ein Kaffee in Venezuela 40 Dollar-Cent, aber verglichen mit dem Wert der venezuelanischen Währung und dem Verdienst wären das 11 Dollar.
Gerade die Wirtschaft zerbricht im Brückenkopf des Sozialismus in Südamerika. Venezuela verdient sein Geld quasi nur mit Öl, aber dessen Preis hat sich halbiert. Die restliche Produktion schrumpft seit Jahren. Um die enormen Staatsausgaben zu decken, wird Geld gedruckt, was eine Inflation von 60% verursacht. Dies schädigt die Wirtschaft schwer, wodurch sich die Mängel in der Produktion verschärfen - ohne Vertrauen in die Währung wird nichts investiert, weniger produziert und aufgrund geringerer Steuereinnahmen noch mehr Geld gedruckt.
Dies trägt absurde Blüten - so mangelt es an Plastik. Da jedoch das Leitungswasser wie in vielen Teilen Südamerikas nicht trinkbar ist, gibt es nun auch kein Flaschenwasser mehr - Menschen drohen zu verdursten. Kaum händelbar sind auch die riesigen Geldmengen, da 100 Dollar 18000 Bolivares entsprechen - da der größte Schein 500 Dollar umfasst, sind das 180 Scheine. Bei einer solchen Geldschwemme ist verständlich, dass die Menschen ihr sämtliches Geld in Haushaltsgüter anlegen - aber wie, wenn diese ständig knapp sind? Ein Schwarzmarkt wie bei der Inflation während der Weltwirtschaftskrise hat sich ebenfalls entwickelt. Die Geschäfte in Caracas sind leergeräumt, nicht einmal mehr Drogerieprodukte gibt es.
Wie aber geht die Regierung damit um? In althergebrachter diktatorischer Tradition wird die Opposition der Sabotage beschuldigt, oder schärfer noch, die USA. Viele Unternehmer wurden schon wegen Produktionsmangel verhaftet, sie hätten mit der Opposition kooperiert, die über einen Versorgungsmangel die Regierung stürzen will. Daneben sollen große Militärparaden über die Schwäche des Landes hinwegtäuschen.
Die Hoffnung dahinter ist, die Bevölkerung hinter dem Präsidenten zu vereinen, um die Macht zu erhalten. Das Parlament wird schon seit längerem nicht mehr befragt, eine Ein-Mann-Regierung hat sich gebildet. Doch der Plan geht nicht auf, bei den nächsten Wahlen droht die Macht der Sozialisten zu brechen. Gleichzeitig ist die Opposition aber zersplittert - das Land könnte führungslos zu werden.
Die Vermutung, die USA hätten ihre Hände im Spiel, ist nicht ganz aus der Welt zu weisen, angesichts jüngster Sanktionen, wie Einreiseverbote für venezuelanische Politiker. Dies bezieht sich jedoch weniger auf Sabotage als auf den fallenden Ölpreis, der schließlich vielen Gegnern der USA, wie Russland, IS und Venzeuela, schadet. Mittlerweile zweifelt kaum einer daran, dass der Einbruch des Ölpreises keine normale wirtschaftliche Entwicklung ist.
Sollte dies wirklich ein Versuch zur Einflussnahme sein, wird er zum Scheitern verurteilt sein: Die Sozialisten werden bei diesem wirtschaftlichen Zusammenbruch zwar vielleicht die Macht verlieren, aus Armut und Not wird jedoch keine weltoffene, demokratische Regierung hervorgehen. Die braucht nämlich Wohlstand, um zu gedeihen.
Immerhin gilt immer noch: erst kommt das Fressen, dann die Moral.
Niklas Götz
Freude:
AntwortenLöschenIm vergangenen Hochschuljahr gingen mehr als 40000 Studierende mit Hilfe des „Erasmus-Programm“ ins europäische Ausland. Das ist ein neuer Höchststand.
Ärger
Die eher „europakritische“ Partei AfD gründet eine eigene Politische Stiftung. Der Name lautet „Erasmus-Stiftung "