Montag, 16. März 2015

KW 11



Jedes Jahr ereignen sich Millionen von Jahrestagen: seien es Hochzeitstage, Geburtstage oder Feiertage. Unbewusst legen wir uns gerne auf ein einziges Datum fest, an dem wir uns an ein in unseren Augen besonderes Ereignis erinnern. Leider sind aber nicht alle Jahrestage so fröhlich wie beispielsweise das Feiern einer langjährigen Ehe oder eines Kindergeburtstages. In diesen Tagen jährt sich der Bürgerkrieg in Syrien zum 4ten Mal.



  
 Daher der Satz der Woche: Zeit zu handeln.
 Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind laut englischen Medien mindestens 200 Tausend, laut deutschen Medien sogar mindestens 250 Tausend Menschen durch den Krieg in Syrien umgekommen, mehr als die Hälfe der Einwohner hat keinen festen Wohnsitz mehr oder ist ins Ausland geflohen. Doch auch dort sind die Lebensbedingungen der Flüchtlinge meist nicht besser, abgesehen davon das sie nicht ständig Angst  vor der nahenden  physischen Zerstörung haben müssen. Vor allem der Libanon und die Türkei nehmen Syrer auf, und das ihrer Größe entsprechend so überproportional, das die Entstehung von sogenannten Flüchtlings-“lagern“ nur logisch erscheint. Menschen werden, wie der Name schon sagt, „gelagert“.  Um beim Libanon zu bleiben: Wie kann ein Land, das selber in  wirtschaftlicher Entwicklung steht, in der Lage sein ein Viertel der eigenen, ursprünglichen Bevölkerungsanzahl zusätzlich aufzunehmen?
 Dabei liegt das Problem ja nicht bei dem syrischen Nachbarstaat. Wir sollten uns eher fragen was die UN im Sinne der gerechten Verteilung von Flüchtlingen falsch gemacht hat. Was ist eigentlich  mit unserem Gewissen los? Erst schlimm wird es nämlich immer erst wenn es um einen selbst geht, im bequemen Bett liegend und fernsehschauend dröhnt einen das Feierabendbier alle Probleme weg. Aber drehen wir das Blatt doch einmal um. Stellen wir uns vor, in Deutschland wäre Bürgerkrieg, bilden wir eine deutsche Dystupie. Eine kleine, neu aufkommende Partei gewinnt immer mehr Einfluss und kommt nach einem Putschversuch an die Macht. Andere Kräfte wehren sich jetzt  gegen die neuen Machthaber, es kommt zum Chaos. Auf den Straßen bricht eine unvorstellbare Gewalt aus, Menschen bekriegen sich. Nun entstehen weitere kleine Gruppierungen, die alle ein Stück vom Kuchen der süßen Macht haben wollen. Der Bürgerkrieg eskaliert, Häuser werden besetzt, zerbombt, auseinandergenommen, kurz gesagt zerstört und unbewohnbar gemacht. Es hängt eine so grauer Himmel über Deutschlands Dächern, das alle Bürger nur noch eines wollen: weg. Aber kein Land möchte Fliehende aufnehmen. Niemand kümmert sich  wirklich um gut 80 Millionen psychisch und physisch kaputte Menschen.  Die Welt wendet sich Deutschland den Rücken zu, ignoriert das Leid der Bevölkerung bis auf wenige, halbherzig formulierte Hilfsversprechen, die nur Schall und Rauch sind.
 Fänden wir das gerecht? Das kann doch nicht sein, bei den westlichen Werten die wir vertreten.. Diese westlichen Werte sind geprägt vom Christentum, ob man dieses nun anbetet oder nicht, der Grundsatz unserer Gesellschaft nennt sich, zum ersten Mal  konkret für uns formuliert vor 2000 Jahren durch Jesus:  Nächstenliebe. Zumindest sollte er das. Und nicht Kapitalismus oder Eigeninteressen. Und würde ein einzelner Bürger jemanden der blutend am Straßenrand liegt einfach ignorieren und weitergehen, wäre das laut dem BGB unterlassene Hilfeleistung. Man kann sich ungefähr überlegen, was das für die UN heißen würde, würden solche Gesetze auch international und für Staaten gelten. 
Wenn sich in Syrien nicht bald etwas ändert, kommt es zu einer wirklichen Katastrophe. Mittlerweile ist das Land in verschiedene kleine Teile zersplittert. Da gibt es zum einen den noch amtierenden Diktator Assad, zum anderen von Rebellen besetzte Gebiete. Hinzu kommt seit geraumer Zeit auch noch der angeblich so „islamische“ Staat, der in Syrien den perfekten Nährboden für Samen terroristischer Akte gefunden hat. Es ist nur eine Frage der Zeit bis auf Grund territorialer Verschiebungen andere Länder vom syrischen Bürgerkrieg betroffen sind, die Türkei ist es bereits indirekt durch die Ausbreitung der ISIS.
Natürlich ist die Lösung des Problems nicht einfach. Deswegen aber nicht einmal einen Ansatz zu suchen, ist purer Sarkasmus. Zumindest mehr humanitäre Hilfe muss geleistet werden, wir müssen  mehr Flüchtlinge aufnehmen. Militärisch gesehen ist das Ganze natürlich nicht so einfach. Wer in diesem Konflikt ist gut, wer ist böse? Wenn man Rebellen bewaffnet, was machen die dann mit den Waffen?  Was genau fordern die unterschiedlichen Rebellengruppen überhaupt? Sind sie im Falle eines Friedens in der Lage miteinander zu kooperieren oder schweißt sie nur der Hass auf Assad zusammen?
Und wie kann man garantieren, dass  Waffen nicht in die falschen Hände geraten?
Das alles sind Fragen, die das militärische Eingreifen in Frage stellen. Andererseits: Wenn nicht durch Waffengewalt, wie kann den armen Syrern denn sonst auf Dauer geholfen werden? Wie kann das Land vor dem vollkommenen Zerfall geschützt werden? Mit Diplomatie sieht es zurzeit eher schlecht aus.
Die Lösung ist komplex, aber früher oder später muss trotzdem eine gefunden werden. Der syrische Bürgerkrieg kann nicht auf ewig so weitergehen wie jetzt. Und wird er auch nicht. Zum Glück.

Einen interessanten Artikel mit anschaulichen Graphiken und Luftaufnahmen zum Thema Syrien hat die New York Times veröffentlicht:

http://www.nytimes.com/interactive/2015/03/12/world/middleeast/syria-civil-war-after-four-years-map.html?mc_cid=bbef5eadb7&mc_eid=236cd449ae&_r=0

 Lea Heinrich

Was war euer Ärger und Freude der Woche ?

 

1 Kommentar:

  1. Ärger:


    Wie die „WELT“ herausgefunden hat, sind die Restschulden aus den Zwangsanleihen welche das Deutsche Reich Griechenland auferlegt hat frei erfunden.
    http://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article138498430/Griechenlands-476-Millionen-Anleihe-gibt-es-nicht.html


    Studentenwerke sollen „Studierendenwerke“ heißen. Alleine die Umstellung des Namens in der gesamten Bürokratie wird Millionen kosten. Nur: wo ist der Nutzen ? Das Geld sollte man lieber in die Lehre stecken.


    Nur 15 % der Eltern empfehlen ihren Töchtern eine MINT-Karriere, aber 40 % empfehlen es ihren Söhnen. Kein Wunder, dass Frauen in MINT Berufen unterrepräsentiert sind.




    Freude:

    Das Image deutscher Universitäten ist schweinbar besser als wir es selbst glauben wollen:

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article138294076/Deutsche-Unis-gewinnen-weltweit-an-Prestige.html

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Ceterum censeo...