Sonntag, 29. März 2015

KW 13

Arbeitskraft wird schon immer als Ware gesehen - eine Ware, die man nicht nur kaufen, sondern auch rauben kann. Früher war dies ein Privileg der Starken, heute ist es eines der Reichen.

Wort der Woche: Sklaverei 2.0 

Das römische Reich wäre nie so groß geworden, hätte Krieg nicht die wohl wichtigste Ressource erzeugt: Sklaven. Damit sind nicht Haussklaven gemeint, für die man sowieso weniger Kriegsgefangene, als lieber Schuldner oder griechische Gelehrte nahm. Man brauchte Sklaven für die Wirtschaft, also auf den Feldern, als Schiffsbesatzung und für niedere Dienstleistungen. Ein Feldzug konnte den Bedarf für wenige Jahre stillen, war der Markt aber leergekauft, musste Nachschub geschaffen werden. Dies ging nur mit Waffengewalt außerhalb des Reiches, denn man wollte die Bevölkerung eigener Provinzen nicht verstimmen, diese generierte immerhin die zweitwichtigste Ressource: Geld.

Zu Zeiten der Kolonialisierung war Krieg gar nicht mehr nötig - die Europäer waren den Afrikanern technisch so weit überlegen, dass eine Auseinandersetzung schnell vorbei war. Einzig entscheidend war die wirtschaftliche Macht des Kolonialherren, die nötige Logistik zu organisieren, um aus freien Menschen Sklaven am anderen Ende der Welt zu machen. Wer genug Geld hatte, um eine Treibjagd auf Menschen zu veranstalten, hatte auch Sklaven - eine Legion Italiener war nicht mehr nötig.

Sklaverei ist mittlerweile in der westlichen Welt geächtet. Das was aber nicht ihr Ende. Arbeitskraft ist immer noch eine der wichtigsten Ressourcen, aber sie ist knapp und teuer. Braucht man sie in großem Umfang, um ein Produkt von geringem, aber trotzdem essentiellem Wert zu erzeugen, und hat effizienter arbeitende Konkurrenz, ist Sklaverei ein naheliegendes Mittel. Zumindest, wenn der Staat nicht genug kontrolliert oder es eine sowieso ausgegrenzte Minderheit gibt, deren Rechte bereits beschnitten sind.

Wie einfach Sklaverei heute ist, sieht man an Nepalesen in Katar: Das Bauen von Stadien ist arbeitsaufwendig und teuer, doch lockt man Menschen ins Land und verweigert ihnen die Ausreise, wird dies deutlich billiger. Oder in Fabriken in China; hier sind die Menschenrechte schon so aufgeweicht, dass die Werkbank der Welt leicht mit Sklaven füllbar ist. Jüngstes Beispiel ist die See von Indonesien und Thailand. Sie ist fast leergefischt, aber der Westen dürstet nach billigem Fisch. Aufgrund zurückgebliebener Technologie braucht man viele Hände, um Fischkutter zu bedienen, also beraubt man arbeitssuchende Menschen ihrer Freiheit, oft auch ausgegrenzte Muslime, und fesselt sie an Bord. Dem Fisch kann man das nicht ansehen - wer fragt schon, ob er freiwillig gefangen wurde? Die westliche Welt schämt sich für die Sklaverei, die sie in ihren Kolonien betrieb. Aber sie schämt sich nicht dafür, Produkte zu kaufen, die durch Sklaverei in autonomen Staaten gewonnen werden. Hauptsache billig und Blut an anderen Händen.

Was war euer Ärger und Freude der Woche?

1 Kommentar:

  1. Freude:
    Die Belastung unseres Grundwassers mit Pflanzenschutzmitteln hat sich stark vermindert. Heute sind mehr als 83 % des Grundwassers belastungsfrei. 1990 waren es nur 71 %. Auch die Überschreitung von Grenzwerten bei Rückständen an Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln sinkt. Waren es 2005 noch 4% an gemessenen Überschreitungen, sind es heute nur weniger als 2%

    Ärger:
    Das Deutschlandstipendium ist ein Flop. Die Zielmarke 8% aller Studenten mit einem Deutschlandstipendium zu fördern ist meilenweit weg. Tatsächlich wurden Ende 2013 nur 19740 Studenten gefördert, was eine Quote von 0,76 % ausmacht.

    Zum Wort der Woche:
    Ich denke nicht, dass Menschen in Deutschland kein Interesse am Schicksal derer haben, welche die Produkte herstellen die wir konsumieren.
    Eher ist es eine Frage wie das Schicksal der Menschen also ein bestimmtes Thema in den Medien präsentiert und damit im Bewusstsein der Menschen präsent ist.

    Der Flugzeugabsturz in Frankreich hat wieder einmal gezeigt, dass ein besonderes Ereignis die Medienkarawane in eine andere Richtung lenken kann. Wer spricht noch von Griechenland und Varoufakis und der Griechenlandkrise? Beide waren noch letzte Woche die beherrschenden Themen, inkl. Brennpunkt in der ARD. Beide sind auch noch existent, aber in den Medien verschwunden. Wir reden nur noch über Flugsicherheit und kennen mittlerweile die Türe in einem Airbus-Cockpit so gut wie unsere Haustüre.
    Dies heißt im Umkehrschluss, wenn ein Thema durch die vielen Medien gepusht wird, kann es auch etwas in den Köpfen der Menschen bewirken.

    Viele Jahre wurden kontinuierlich die Arbeitsbedingungen beim Drogeriekonzern Schlecker moniert und gleichzeitig die besonders guten Bedingungen beim Konkurrenten DM gelobt. Viele Konsumenten haben Schlecker gemieden. Heute ist Schlecker pleite.
    Früher waren Pelzmäntel ein Statussymbol. Heute traut man sich nicht mehr damit gesehen zu werden. Die langjährigen Medienkampagnen vieler Tierschutzorganisationen haben ein Umdenken bei uns Bürgern bewirkt.
    Shell wollte eine Ölplattform BrentSpar im Meer versenken, Greenpeace und die Medien haben es verhindert. Während der Medienkampagne ist der Umsatz in Europa drastisch gesunken.

    Das waren nur einige Beispiele. Ich denke durch ausreichende Medienpräsenz ist ein Umdenken der Bevölkerung und damit der Konsumenten machbar. Aber das Umdenken muss zunächst bei den Journalisten und Medienmachern beginnen. Sendezeit ist genug da. Etwas weniger „Bauer sucht Frau“ und dafür eine Sendung wie „Mensch sucht Würde“ wären notwendig.

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