Sonntag, 21. September 2014

KW 38

Einst herrschte eine Nation über ein Drittel der Welt - gestern stand sie kurz vor dem Verlust eines Drittels ihres verbliebenen Terretoriums. Viel fehlte nicht, nur ein letztes Zaudern rettete die einstige Großmacht.

Wort der Woche: Rule Britannia

So viel Erleichterung hatte man in London lange nicht gesehen. Am Freitagmorgen stand fest, dass das Vereinigte Königreich vorerst nicht zu "Little Britain" mutiert und seine Macht über Schottland behält. Es lag wohl an einigen Unentschlossenen, die sich erst am Wahltag entschieden und zu große Bedenken hatten - wohl zu Recht, eine Separation ist stets mit großem Risiko verbunden.
Londons Aufatmen darf jedoch nur von kurzer Dauer sein. Auch wenn Cameron es als seinen Erfolg verbucht - er hat wenig dazu beigetragen, im Gegenteil, dadurch dass er die Abstimmung zuließ, riskierte er die Integrität des Königreichs - auch wenn es politisches Fair Play war, den Schotten die Wahl zu lassen. 
Die nächsten Monate werden jedoch eine Zerreißprobe für die Tories. Schottland hat nun Selbstvertrauen, eine neu erstarkte nationale Identiät, hat seine Muskeln spielen lassen und die Versprechen Camerons auf mehr Souveränität. Gleichzeitig ist die YES!-Bewegung zwar niedergeschlagen, aber nicht am Ende. Ihr Ziel wird es sein, sich mittels der nun zu erfechtenden Rechte immer weiter von der Zentralregierung zu entfernen. So steht nun die konservative Regierung in London zwischen ihren Versprechen und der grundsätzlichen Ablehnung der Parteibasis gegen ein souveräneres Schottland.
Nicht zu verachten ist die enorme Wahlbeteiligung von über 80%. Die Diskussionen in den letzten Monaten haben fast jeden Schotten politisiert, aber auch die Gesellschaft gespalten. Nun nach dem Ende der Abstimmung muss die Bevölkerung wieder an einem Strang ziehen. Gerade die neuen Forderungen an London werden dazu dienen. Fast ganz Schottland hat das Feindbild London - nur einen eigenständigen Staat traute man sich nicht zu.
Auch die anderen separatistischen Bewegungen Europas sind damit nicht am Ende, wird man doch nun sehen, dass eine verlorene Abstimmung nicht das Ende, sondern der Anfang eines souveränen Staates sein kann.
Ob dies jedoch zu unterstützen ist, ist eine nichtriviale Frage, die am Ende wohl jeder für sich selbst beantworten muss.
Niklas Götz

Und was war euer Ärger und Freude der Woche?

3 Kommentare:

  1. Ärger: Die Unfähigkeit der afghanischen Regierung lässt die Taliban immer mehr erstarken und die Disziplin der afghanischen Polizei weiter sinken - wer von beiden krimineller ist, lässt sich nicht mehr sagen. Auch die neue Einheitsregierung ist wohl nur das Ergebnis eines Machtpokers. Es braucht eine pragmatische, integre Führung, um das Land zu retten.

    Freude: Heute wird es eine Friedensdemonstration in Moskau geben. Hoffentlich zeigt dies dem Westen, dass der Ukraine-Konflikt eben kein Werk Russlands als Ganzes oder gar der Russen ist, sondern der russischen Führung unter und um Putins.

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  2. Freude: Muslime in Deutschland veranstalten einen Aktionstag gegen Rassismus und Gewalt.

    Ärger: Blitzermarathon: Die Polizei jagt Autofahrer. Als ob wir nicht größere Probleme haben. Stattdessen sollte die Polizei einen Einbrechermarathon durchführen. Alle 3 Minuten wird in Deutschland ein Einbruch verübt, mit stark steigender Tendenz. Und nur jeder 9te Einbruch wird aufgeklärt.

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  3. Zu Rule Britannia
    Vordergründig kann man meinen, das Ergebnis der Abstimmung ist für Europa gut ausgegangen. Schließlich hat sich ein Volk für die Einheit des Landes ausgesprochen.
    Das große Problem liegt aber tiefer. Eine Zentralregierung hat dem abtrünnigen Volk das Recht gegeben darüber abzustimmen ob sie eine eigene Nation werden wollen. Dieses Recht werden nun auch die anderen Völker wie Basken oder Katalanen von ihrer Zentralregierung einfordern.

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