Donnerstag, 10. Juli 2014

Lea Heinrich
„Einnahmen 2008“ von Deutsche Rentenversicherung Schwaben - Geschäftsbericht 2008 der Deutschen Rentenversicherung Schwaben. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons - http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Einnahmen_2008.jpg#mediaviewer/File:Einnahmen_2008.jpg.
 

Stolz und mit einem breiten Lächeln im Gesicht präsentierte sich Andrea Nahles
vor gut fünf Monaten vor einem großen Plakat. Auf diesem Plakat war Folgendes zu sehen: neben einem Schriftzug, der die verschiedenen, neu von der großen Koalition beschlossenen Rentenerneuerungen auflistete (Rente mit 63, Mütterrente, Erwerbsminderungsrente, sowie ein höheres Reha-Budget) war dreidimensional ein knallrotes, glänzendes Paket mit der Aufschrift "Das neue Rentenpaket. So packen wir Gerechtigkeit." abgebildet.


 
Natürlich ist es gerecht Menschen für ihren Beitrag zum deutschen Bruttosozialprodukt zu belohnen, es ist aufgrund der Inflation auch sicherlich notwendig und angemessen die Renten anzuheben, allerdings sind die Kosten der zukünftigen Altersvorsorge immens. Bis 2030 beispielsweise werden die Gesamtkosten hierfür ungefähr 160 Milliarden Euro betragen. Der Bundeshaushalt ist jedoch nicht ausgeglichen, 2013 betrug die gesamtdeutsche Verschuldung  2.044 Milliarden Euro.
Zum ersten wird durch das Rentenpaket also die staatliche Verschuldung der BRD noch vergrößert. Zurzeit mag das, auch angesichts der finanziell weitaus schlechteren Lage vieler unserer europäischen Nachbarstaaten, noch nicht dramatisch erscheinen, doch sollte das Paket über Jahrzehnte weitergeführt werden
was für den jüngeren Teil der Gesellschaft ja durchaus fair wäre wären die ökonomischen Folgen schwerwiegend. Das deutsche Rentensystem basiert auf dem sogenannten Umlageverfahren – die aktuellen Arbeitnehmer unterstützen die Ruheständler durch Sozialabgaben in Rentenversicherungen. Durch die niedrige Geburtenrate sinkt in Zukunft die Anzahl der Arbeitnehmer. Gekoppelt mit dem teuren Rentenpaket – vor allem der Rente mit 63 – die ja viele Beschäftigte schon früher in den Ruhestand schickt, ergibt sich also ein gewaltiges Finanzierungsproblem. Zudem steigt aufgrund des medizinischen Fortschritts die Lebenserwartung. Zusammengefasst müssen dann wenige Arbeitnehmer für viele, oft lang Pensionierte aufkommen.
Ein weiterer, sofort auftretender Nachteil, der zwar nicht nur, jedoch auch durch das "gerechte" Rentenpaket entsteht, ist die ungleiche Verteilung von Geldern. Wie oben bereits erwähnt, ist der deutsche Haushalt noch längst nicht ausgeglichen. Das deutsche Finanzministerium hat deswegen vor,  zumindest die Neuverschuldung ab 2015 zu stoppen. Zwar meint die Regierung all ihre Koalitionsversprechen (Investitionen in verschiedene Bereiche: Infrastruktur, Verteidigung, Bildung, Forschung, Familie…) durch Steuereinnahmen finanzieren zu können, sicher  gewährleistet sein kann dies aber nicht. Nur bei fortlaufender guter Konjunktur, die hohe Steuereinnahmen bringt, und einem niedrigen Zinssatz kann das erreicht werden. Hinzu kommt, dass die Regierung versprochen hat den generellen Steuersatz für „Normalbürger“  nicht zu heben.  Das Problem das jetzt mit dem Rentenpaket aufkommen könnte, ist: Angenommen die deutsche Wirtschaft erleidet beispielsweise durch die Eurokrise, die in einigen Staaten
wie zum Beispiel Frankreich – stärkere Auswirkungen hat als bislang vermutet, einen schweren Schlag. Wenn der Export sinkt, werden in vielen Firmen weniger Arbeiter gebraucht werden, da weniger produziert wird. Diese Arbeitnehmer sind jetzt nicht mehr in der Lage Steuern zu zahlen, die Konjunktur wird schlechter. Auch eine größere Klimaschwankung oder irgendwelche sonstigen unvorhersehbaren Probleme könnten auftreten. Der deutsche Staat müsste sparen, um das Ziel des ausgeglichenen Haushalts nicht zu verfehlen. Gelder, die beispielsweise ins Bildungssystem hätten investiert werden sollen , könnten nicht aufgebracht werden. Darunter leiden muss der junge Teil der Gesellschaft. Es ist also unfair, den älteren Teil der Bürger so zu bevorzugen.
Natürlich muss sich die Regierung Gedanken machen, wie Altersarmut vermieden werden kann, und natürlich ist das Rentenpaket an sich keine schlechte Sache. Allerdings ist es, meiner Meinung nach, einfach nicht richtig durchdacht. Die meisten Ruheständler leben durchaus komfortabel. Um effizient und gerecht vorgehen zu können, braucht es einen strukturierte Vorgehensweise damit Geldnot im Alter vermieden werden kann. Von dieser betroffen sind vor allem Geringverdiener, welche aber von den Rentenreformen kaum bis gar nicht profitieren.
Zusammengefasst wäre also ein komplettes Umdenken im deutschen Finanzministerium notwendig. Anstatt Politik zu machen, die nur kurzlebig Erfolg haben kann, sollten lieber Maßnahmen ergriffen werden, die jetzt und langfristig gesehen sinnvoll sind. Einen genauen Plan dazu zu erarbeiten, wäre zwar sicherlich zeit- und personalaufwendig, im Endeffekt würden aber alle davon profitieren
Junge wie Alte.

3 Kommentare:

  1. "Zusammengefasst wäre also ein komplettes Umdenken im deutschen Finanzministerium notwendig. Anstatt Politik zu machen, die nur kurzlebig Erfolg haben kann, sollten lieber Maßnahmen ergriffen werden, die jetzt und langfristig gesehen sinnvoll sind."
    Um mal etwas zynisch zu sein: es sind die kurzlebigen Erfolge, die Wahlen gewinnen...

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  2. Die Rente mit 63 ist in meinen Augen ein der Logik entbehrendes Wahlgeschenk, eine Parodie auf die Werte der SPD. Es erscheint sozial, aber bleibt dennoch nicht konsequent.
    Niemand solle länger als 45 Jahre arbeiten müssen, dennoch wurde zB G8 eingeführt, damit die Menschen länger arbeiten anstatt zur Schule zu gehen.
    Wir brauchen die Menschen nicht dafür zu belohnen, dass sie gearbeitet haben. Dafür gibt es schon ein sehr effizientes Belohnungssystem: das Gehalt. Allerdings sollte niemand arbeiten, der nicht mehr arbeiten kann. Das hat aber nichts mit der Länge des Arbeitslebens zu tun, sondern mit der psychischen und physischen Verfassung. Diese erlebt keine große Wende zwischen 44 und 46 Arbeitsjahren.
    Ein sinnvolles Konzept wäre meines Erachtens: Allgemeine Rente ab 70, jedoch mit Ausnahmen, wenn die Arbeitnehmer nicht mehr in der Verfassung zu Arbeit sind - in diesem Fall volle Rentenauszahlung inkl. Teilboni für die verpassten Arbeitsjahre.
    Darüber hinaus sollte die Rente das Auskommen sichern und kein Luxuspaket sein. Wer sehr viel verdient hat, braucht nicht unbedingt eine sehr hohe Rente. Menschen mit hohem Einkommen können sich privat versichern oder anlegen.
    Deshalb kommt zu meinem Konzept: Eine Deckelung der Maximalrentenbezüge beim Doppelten oder Dreifachen der Eckrente (im Moment bei rund 1300€), dazu ein deutliches Anheben der Beitragsbemessungsgrenze. Die frei werdenden Summen sollten zum Anheben vor allem der niedrigen Renten dienen, um die Altersarmut zu bekämpfen.

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  3. Es ist aus vielen Gründen unfair den älteren Teil der Gesellschaft zu bevorzugen

    a) Sie haben die 2 Bil. € Schulden gemacht. Die wir heute haben
    b) Sie hinterlassen der nächsten Generation eine marode Infrastruktur
    c) Sie erhalten heute eine Rente von der künftige Generationen nur träumen können
    d) Sie haben eine geringere Lebensarbeitszeit als die künftige Generation. Niemand sagt es, aber jeder weiß, dass die Rente mit 63 nur vorübergehend tragbar ist. Künftige Generationen werden bis 67 oder 70 oder noch länger arbeiten müssen

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