KW 29
Vor 19 Jahren scheiterte ein Traum: der Traum, Frieden ohne Gewalt schaffen zu können. Ist Gewalt generell zu verurteilen und niemals zu verwenden, eine ultima ratio oder gar Pflicht, um Leben zu retten?
Wort der Woche: Mitschuld
In den Wirren des Bosnienkrieges sollte von den Vereinten Nationen eine Schutzzone um einer kleine, aber mittlerweile von Flüchtlingen überlaufenen Stadt geschaffen werden. Durch die Entwaffnung aller dort vorhandenen Truppen und den Schutz durch internationale Blauhelmsoldaten würden die humanitären Notstände der Bevölkerung reduziert werden.
Um eine Eskalation zu vermeiden und bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen serbisch-bosnischen Truppen und Blauhelmen vorzusorgen, wurden die Blauhelme nur minimalst bewaffnet, obwohl sie laut Resolution 836 das Recht auf Selbstverteidigung hatten. Die Staaten, die die Blauhelme stellten, wollten keine Verluste.
Die serbisch-bosnischen Einheiten verweigerten eine Entwaffnung und stoppten Versorgungstransporte in die Schutzzone. Aus Kostengründen wurde das Kontingent an Blauhelmen nur geringfügig erweitert. Als Teile der Blauhelme die Schutzzone um jene Stadt verließen, um die Versorgung sicherzustellen, wurden sie nicht mehr hineingelassen.
Seit März liefen die Vorbereitungen für einen Angriff auf die Stadt. Ziel war es laut "Direktive 7" der serbischen Regierung, den Eingeschlossenen das Überleben in der Schutzzone unmöglich zu machen. Luftangriffe seitens der NATO auf die bosnisch-serbischen Stellungen wurden ausgeschlossen - dies würde als Angriff der UNO erscheinen.
Vor 19 Jahren marschierten die bosnisch-serbischen Truppen ein. Nun wäre zwar die Bereitschaft für Angriffe gegeben gewesen - allerdings drohte man mit Ermordung der als Geiseln genommenen Blauhelm, welche zuvor nicht zurück in die Schutzzone gelassen wurden.
In den darauffolgenden Tagen wurden Frauen, Kinder und Alte unter grausigen Bedingungen abtransportiert - Vergewaltigungen und Misshandlungen inbegriffen. Die Männer wurden exekutiert. 8000 Männer starben im Juli 1995 in jener Stadt, die unvergessen bleibt: Srebrenica.
Die noch vor Ort befindlichen niederländischen Blauhelme intervenierten nicht. Kampflos gaben sie die Schutzzone auf. Es ist umstritten, ob sie von dem Massaker wussten. Diese Woche wurde dem niederländischen Staat erneut Mitschuld an dem Massaker von Srebrenica zugesprochen.
Wie hätte man handeln sollen? Die Blauhelme sollten für Frieden sorgen, waren kaum bewaffnet. Sie sind auf Kooperation angewiesen und nicht dazu da, um Krieg zu führen - wie auch, schließlich sind sie im Auftrag der Vereinten Nationen. Aber müssen sie nicht angesichts solcher Gräuel einschreiten?
Gewalt mag kein Mittel sein, um Frieden zu schaffen. Gewalt ist aber oftmals das einzige Mittel, um sie zu begrenzen. Hätten die Blauhelme zumindest etwas Gegenwehr gezeigt, wäre das Massaker vielleicht zu verhindern gewesen. Gewaltlosigkeit ist nobles Konzept, das die Menschen immer wieder fasziniert und in vielen Fällen auch zum Erfolg führt.
Doch die Geschichte lehrt uns, dass sie manchmal auch katastrophal endet.
Niklas Götz
Was war euer Ärger und Freude der Woche?
Vor 19 Jahren scheiterte ein Traum: der Traum, Frieden ohne Gewalt schaffen zu können. Ist Gewalt generell zu verurteilen und niemals zu verwenden, eine ultima ratio oder gar Pflicht, um Leben zu retten?
Wort der Woche: Mitschuld
In den Wirren des Bosnienkrieges sollte von den Vereinten Nationen eine Schutzzone um einer kleine, aber mittlerweile von Flüchtlingen überlaufenen Stadt geschaffen werden. Durch die Entwaffnung aller dort vorhandenen Truppen und den Schutz durch internationale Blauhelmsoldaten würden die humanitären Notstände der Bevölkerung reduziert werden.
Um eine Eskalation zu vermeiden und bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen serbisch-bosnischen Truppen und Blauhelmen vorzusorgen, wurden die Blauhelme nur minimalst bewaffnet, obwohl sie laut Resolution 836 das Recht auf Selbstverteidigung hatten. Die Staaten, die die Blauhelme stellten, wollten keine Verluste.
Die serbisch-bosnischen Einheiten verweigerten eine Entwaffnung und stoppten Versorgungstransporte in die Schutzzone. Aus Kostengründen wurde das Kontingent an Blauhelmen nur geringfügig erweitert. Als Teile der Blauhelme die Schutzzone um jene Stadt verließen, um die Versorgung sicherzustellen, wurden sie nicht mehr hineingelassen.
Seit März liefen die Vorbereitungen für einen Angriff auf die Stadt. Ziel war es laut "Direktive 7" der serbischen Regierung, den Eingeschlossenen das Überleben in der Schutzzone unmöglich zu machen. Luftangriffe seitens der NATO auf die bosnisch-serbischen Stellungen wurden ausgeschlossen - dies würde als Angriff der UNO erscheinen.
Vor 19 Jahren marschierten die bosnisch-serbischen Truppen ein. Nun wäre zwar die Bereitschaft für Angriffe gegeben gewesen - allerdings drohte man mit Ermordung der als Geiseln genommenen Blauhelm, welche zuvor nicht zurück in die Schutzzone gelassen wurden.
In den darauffolgenden Tagen wurden Frauen, Kinder und Alte unter grausigen Bedingungen abtransportiert - Vergewaltigungen und Misshandlungen inbegriffen. Die Männer wurden exekutiert. 8000 Männer starben im Juli 1995 in jener Stadt, die unvergessen bleibt: Srebrenica.
Die noch vor Ort befindlichen niederländischen Blauhelme intervenierten nicht. Kampflos gaben sie die Schutzzone auf. Es ist umstritten, ob sie von dem Massaker wussten. Diese Woche wurde dem niederländischen Staat erneut Mitschuld an dem Massaker von Srebrenica zugesprochen.
Wie hätte man handeln sollen? Die Blauhelme sollten für Frieden sorgen, waren kaum bewaffnet. Sie sind auf Kooperation angewiesen und nicht dazu da, um Krieg zu führen - wie auch, schließlich sind sie im Auftrag der Vereinten Nationen. Aber müssen sie nicht angesichts solcher Gräuel einschreiten?
Gewalt mag kein Mittel sein, um Frieden zu schaffen. Gewalt ist aber oftmals das einzige Mittel, um sie zu begrenzen. Hätten die Blauhelme zumindest etwas Gegenwehr gezeigt, wäre das Massaker vielleicht zu verhindern gewesen. Gewaltlosigkeit ist nobles Konzept, das die Menschen immer wieder fasziniert und in vielen Fällen auch zum Erfolg führt.
Doch die Geschichte lehrt uns, dass sie manchmal auch katastrophal endet.
Niklas Götz
Was war euer Ärger und Freude der Woche?
Ärger: Die Bodenoffensive der Israelis wird die Lage nicht im geringsten verbessern. Zum einen können die Raketen der Hamas kaum Schaden anrichten - die Verluste der Bodenoffensive werden für Israel um ein Vielfaches größer sein als die durch die Raketen. Zum anderen gibt das radikalen Kräften im Gaza-Streifen nur mehr Zulauf.
AntwortenLöschenFreude: Auch wenn allen klar sein sollten, dass die Attentäter vom 20. Juli keine wahren Demokraten waren - dass ihnen so viel gedacht wurde, ist ein Zeichen dafür, dass Deutschlands Wunden in der Geschichte langsam vernarben. Vielleicht lernt Deutschland damit auch, bewusster mit der eigenen Geschichte umzugehen.
Ärger:
AntwortenLöschenIm Norden des Irak werden Christen, Kurden und Schiiten von der ISIS vertrieben. Gleichzeitig gibt es Verbote an die verbliebenen „Heiden“ Lebensmittel zu verkaufen. Wer noch nicht vertrieben wurde muss Schutzgeld oder eine „Kopfsteuer“ bezahlen. Nur wer zum Islam konvertiert kann auf Gnade der ISIS hoffen. All das erinnert an längst vergangene Zeiten in Europa als auch hier noch religiöse Intoleraz herrschte
In den USA beträgt die Summe aller Studentendarlehen 1,2 Bill. USD. Rund 2 Drittel aller Studenten in den USA beenden Ihr Studium verbunden mit einem großen Schuldenberg.
Freude:
AntwortenLöschenDer Verkauf von Schreibmaschinen ist in diesem Jahr um 30% angestiegen. Die Hersteller Olympia und Triumph melden erstmals seit Jahren steigende Umsätze. Ursache soll die NSA sein. Die Menschen versenden lieber Briefe als email. Sicher ist sicher.
Nur noch 12 % aller Jugendlichen ( bis 17 Jahre) aus Bayern rauchen. Im Jahr 2001 waren es noch 28 %. Eine tolle Entwicklung.