Donnerstag, 13. November 2014

Russischer Fanblock beim WM-Quali-Spiel in Dortmund



    


Philip Oppenländer
Monatsthema 11/14

Wir alle haben in letzter Zeit wohl intensiv die politisch-gesellschaftlichen Geschehnisse rund um die Ukraine und Russland verfolgt. Viele mögen sich zudem fragen, ob uns Ereignisse wie die Annexion der Krim oder die daraus resultierenden Konflikte zwischen der Ukraine und dem übermächtigen Russland überhaupt tangieren oder betreffen. Offenbar tun sie das in nicht unerheblichem Ausmaß, denn die Mehrheit der Deutschen hat laut einer Studie des German Marshall Fund Angst vor Russland oder konkret vor Wladimir Putin




 
Gesellschaftlich und moralisch hohe Güter wie die Pressefreiheit, die Meinungsfreiheit oder zusammenfassend die Demokratie in dem flächenmäßig größten Land der Welt nehmen gefühlt ab. Auch die Angst vor möglichen kriegerischen Auseinandersetzungen nimmt zu.
Wie realistisch ist jedoch diese Vorstellung? Befindet sich Russland tatsächlich auf Expansionskurs und werden sich die Konflikte auf andere Länder fortpflanzen? Denkbar wären ja beispielsweise Auseinandersetzungen mit den baltischen Staaten, die an der strategisch interessanten Ostsee liegen. Aber auch Polen fühlt sich von dem starken Nachbarn bedroht, so fordert man dort die Stationierung von 10.000 Soldaten der NATO Bodenstreitkräfte.
Zumindest provoziert der Kreml durch ständig neue Aktionen wie zuletzt die Endsendung von vier Kriegsschiffen nach Australien, wo am 15. November das G20 Treffen stattfindet. Auch sollen laut eines Berichtes der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wieder einmal russische U-Boote vor der schwedischen Küste gesichtet worden sein, ein Umstand, der dem ein oder anderen aus den Kalten Krieg bekannt sein sollte.
Weiterhin kündigte man seitens des Kremls Patrouillenflüge der Langstreckenbomber bis in die Karibik und in den Golf von Mexiko an. Man wolle die „Militärpräsenz im westlichen Atlantik und im östlichen Pazifik, den Gewässern der Karibik und im Golf von Mexiko sicherstellen“, so der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Diese Umstände wertet das Weiße Haus in Washington als klare Geste der Provokation und als potentiell destabilisierend. All das sind klare Machtspiele Putins, der die Grenzen seiner Handlungsmöglichkeiten austestet und bisweilen womöglich auch ausreizt.
Führt man sich nun die Zeit des Kalten Krieges von 1945 bis 1990 vor Augen, so lassen sich deutliche Parallelen erkennen. Auch damals demonstrierte die Sowjetunion ihre Macht und militärische Präsenz zum Beispiel durch ein ständiges militärisches Aufrüsten. Es wurden Stellvertreterkriege in Ländern wie Afghanistan oder Korea geführt.
Es bleibt wohl zu hoffen, dass der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht zu einem solchen Stellvertreterkrieg ausartet und dass der Weltgemeinschaft kein erneuter globaler Konflikt zugemutet wird. Momentan jedenfalls sind die Aussichten düster.

 Foto:"Dennis Ernst" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)
http://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/deed.de

3 Kommentare:

  1. Die zurzeitigen Machtspielchen Putins zeigen zwar nach Außen eine große Konfliktbereitschaft Russlands, wirkliche militärische Maßnahmen werden jedoch wohl kaum ergriffen werden. Schon durch die jetzigen wirtschaftlichen Sanktionen der EU ist das Wirtschaftswachstum Russlands gefährdet. In der heutigen Zeit ist die globale Vernetzung einfach zu groß, als das sich Russland auch nur direkte Drohgebährden gegen den Westen leisten könnte.

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    1. Ich bin mir nicht sicher ob diese Einschätzung nicht doch zu optimistisch ist. Es kommt darauf an, welche Risikobereitschaft Putin hat, und welche Leidensfähigkeit er seinem Volk beimisst.
      Vergleichen wir Hitlerdeutschland und Nordkorea. Auch 1939 war die Wirtschaft schon vernetzt. Nicht so intensiv wie heute, aber Rohstoffe und Chemieprodukte wurden auch damals schon importiert und exportiert. Trotz unsicherer Rohstoffversorgung hat Hitler den Krieg gewagt. Und er hat - die Erfahrung von 1914-1918 vor Augen – dem deutschen Volk trotzdem unsägliche Entbehrungen und Leiden zugemutet. Auch die Führer Nordkoreas halten an ihrer Politik fest und lassen ihr Volk leiden. Menschen verhungern aber der Führung ist dies egal.
      Auch die Russen sind leidensfähig. Die meisten der heute lebenden Russen sind immer noch unter den bescheidenen Bedingungen des Kommunismus aufgewachsen. Sie sind belastbar , demütig und vor allen Dingen obrigkeitshörig. Das weiß Putin. Daher fürchte ich, dass er den längeren Atem hat als wir im Westen.

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    2. Mit Nordkorea hast du ein modernes Beispiel für ein Land auf dem Stand der 50er Jahre gewählt, welches man wohl kaum auf Russland anwenden kann.
      Die russischen Militärs wissen, dass sie eine direkte militärische Konfrontation mit dem Westen nicht überstehen können (das MIlitärbudget der NATO ist zehnmal so groß wie das des russischen Militärs). Außerdem hat das Internet viel dazu beigetragen, einen zweiten Eisernen Vorhang zu verhindern.
      Stattdessen ist meiner Meinung nach das Ziel ein Propagandakrieg. Der Westen soll provoziert werden, Fehler machen und als Aggressor wirken, Russland als Wohltäter. Mit diesem Image kann man die unentschlossene Bevölkerung in den Grenzstaaten zu Russland gewinnen und so den Machtbereich ausweiten.

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