Samstag, 24. August 2013
Mittwoch, 21. August 2013
Mittwoch, August 21, 2013
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Martin Lotter (Pseudonym)
Städtepartnerschaften
leisten einen wertvollen Beitrag zur Völkerverständigung. Dies war
wohl eine der wesentlichen Intentionen, als sie im letzten
Jahrhundert etabliert wurden. Durch die unzähligen Kriege in Europa
war es notwendig geworden, neben der offiziellen Diplomatie, ein
verbindendes Element - quasi an der Basis - zwischen den Bürgern
verschiedener Nationen zu etablieren. Erwünschter Nebeneffekt der
Völkerverständigung war der kulturelle Austausch, aber auch die
Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit.
Was
wussten die einfachen Bürger Mitte des letzten Jahrhunderts denn
schon von Ihren Nachbarn? Wer verreiste, wer hatte einen Fernseher?
Kaum jemand. Wenige Bürger hatten eine höhere Schulbildung im
Rahmen derer man zumindest ansatzweise etwas von den Nachbarvölkern
erfahren konnte. Ohne Kenntnisse über fremde Länder und deren
Sitten aber war es vor dem ersten und zweiten Weltkrieg der Politik
ein Leichtes, Ressentiments gegen die Nachbarvölker aufzubauen. Und
dies wurde leider zu oft ausgenutzt.
Diesen
Vorurteilen wollte die Nachkriegspolitik entgegenwirken und förderte
Städtepartnerschaften. Und die Kommunen - selbst die kleinsten
Einheiten - haben rege von der Förderung Gebrauch gemacht und sich
mit einer oder mehrerer Partnerstädte zusammen geschlossen Größere
Städte wie Nürnberg oder Köln haben heute bis zu 20
Partnerschaften. Selbst kleinste Kommunen wie Oerlenbach oder Bad
Kissingen haben eine oder mehrere Partnerstädte in Europa.
Nunmehr
stellt sich die Frage, ob fast 70 Jahre nach Kriegsende und in einer
globalisierten Welt die Sinnhaftigkeit dieser staatlich
subventionierten Verbindungen noch gegeben ist. Kulturelle Bildung
über diverse Medien wie Fernsehen oder Internet sind in Europa
Standard. Reisen ist für die meisten Bürger erschwinglich und
technisch kein Problem mehr. Mit Billigfliegern wie Ryanair kann man
die meisten Städte des europäische Kontinents zum Schnäppchenpreis
besuchen. Deutsche sind sowieso „Reiseweltmeister“. Waren noch
vor 2 Generationen Auslandsaufenthalte nur der vermögenden
Oberschicht vorbehalten, reisen heutzutage schon Schulklassen
standardmäßig durch Europa. Fast jeder Schüler fährt zum Skikurs
nach Österreich.
Wozu war
überhaupt jemals eine Partnerschaft zwischen Deutschen und
österreichischen Städten notwendig? Sind wir so verschieden, dass
wir deren Kultur kennenlernen müssen? Hatten wir jemals miteinander
Krieg? Wozu also eine Städtepartnerschaft zwischen Eisenstadt und
Bad Kissingen? Noch irrationaler scheint mir der heutige Nutzen von
Städtepartnerschaften zwischen deutschen Städten wie Oberhof und
Bad Neustadt oder Suhl und Würzburg.
Selbst
Italien hat Partnerschaften mit Deutschland! Die Strände von Rimini
oder der Gardasee sind fest in „deutscher Hand“. Und auf den
Rängen der Arena von Verona wird fast nur deutsch gesprochen. Wir
Deutschen kennen Italien und die Italiener kennen uns. Das zweite
Oktoberfestwochenende wird das Italienische genannt, weil Zigtausend
Italiener über die Alpen nach München kommen. Wozu heute noch eine
Partnerschaft zwischen Verona und München? Wo ist der Nutzen der
Partnerschaft von Cerro Maggiore und Bad Neustadt?
Die
gleiche Frage könnte man auch zu Partnerschaften mit französischen
oder britischen Städten stellen. Die Kulturen globalisieren sich
stetig. Die Völker verständigen sich auch ohne Städtepartnerschaft
auf vielfältige Weise. Der internationale Kontakt der europäischen
Bürger ist enger denn je. Und auch die wirtschaftliche
Zusammenarbeit, als ein ursprünglicher und übergeordneter
Nebeneffekt der Städtepartnerschaften, ist durch die EU gegeben.
Somit
stellt sich die Frage, warum deutsche Kommunen im 21. Jahrhundert
überhaupt noch Städtepartnerschaften pflegen. Warum verschwenden
der Bund und die Kommunen hierfür Steuergelder?
Weil die
Partnerschaften nun mal da sind und kein Kommunalpolitiker den Mut
hat diese aufzulösen? Es wäre ja politisch unkorrekt. Und zudem:
Welcher Bürgermeister möchte in den Annalen der Stadt als der
dastehen, der die Städtepartnerschaft aufgelöst hat. Oder gibt es
die Städtepartnerschaft deshalb noch, weil es ganz nett ist, auf des
Steuerzahlers Kosten mit den Kollegen aus der Kommunalpolitik zu
verreisen und Urlaub zu machen? Oder will der (Ober-)Bürgermeister
zur Abwechslung auch gerne mal Mini-Außenminister auf
Sandkastenniveau spielen? Schließlich sind ja die üblichen
Tagesthemen wie Abwasserbeseitigung, Abfallentsorgung oder Auftritte
bei Seniorennachmittagen nicht gerade der Traumjob.
Kommunen
in Deutschland und noch viel mehr die Kommunen im europäischen
Ausland leiden unter Finanznöten. Ist spätestens dies nicht ein
Grund zu fragen, warum man heute noch Städtepartner- schaften
subventioniert? Ihr originärer und historischer Zweck ist schon
lange weggefallen. Bedarf es nicht einer offenen Diskussion über
deren Fortsetzung im 21. Jahrhundert?
Wie auch
immer. Es benötigt immer einen Mutigen der die Wahrheit offen
ausspricht. Und die Wahrheit ist: Europa braucht keine
Städtepartnerschaften mehr.
Mittwoch, 14. August 2013
Mittwoch, August 14, 2013
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Anonym
Wie
mittlerweile jeder weiß, erregte der ehemalige CIA- und
NSA-Mitarbeiter Edward Snowden dieses Jahr enormes Aufsehen, als er
der Washington
Post bzw.
dem Guardian
geheime
Daten über die NSA offenbarte. Laut Snowden habe der US-Geheimdienst
NSA einerseits via Upstream Daten direkt an Glasfaserkabeln
entnommen, andererseits mit dem Überwachungsprogramm
PRISM auf
die Server der Unternehmen Microsoft, Yahoo, Google, Facebook,
PalTalk, AOL, Skype, YouTube und Apple zugegriffen. Hierbei wurden
jedoch nicht nur verdächtige Personen überwacht, sondern auch
solche, auf die keinerlei Verdacht deutet. Darüber hinaus wurden
auch Bürger anderer Länder, insbesondere Deutschland, überwacht.
Der Whistleblower ersuchte nach seinem Outing Asyl; die US-Regierung
machte indes mehr als nur deutlich, dass Snowden für seinen
Landesverrat belangt werden muss. Auf der anderen Seite wird Edward
Snowden in den USA von zahlreichen Aktivisten als Nationalheld
gefeiert. Hier stellt sich nun folgende Frage: „Ist es legitim,
Edward Snowden als Landesverräter zur Rechenschaft zu ziehen, oder
sollte er als Patriot und Kämpfer für die Freiheit verschont
bleiben?“ Die Antwort ist für die meisten klar. Aber nicht für
alle die gleiche.
Meiner
Meinung nach ist es jedoch offensichtlich, dass Edward Snowden bestraft
werden muss. Zwar ist er kein Hochverräter, da er weder gezielt den USA
schaden wollte, noch einen Feind unterstützen wollte; dennoch hat er sich strafbar gemacht.
Wie
sieht es aber mit der NSA aus? Es wurden nämlich Daten von
unverdächtigen Personen und von fremden Ländern abgefangen. Zum
einen ist die Überwachung aller US-Bürger ein Verstoß gegen das
Fourth Amendment, den vierten Zusatzartikel zur Verfassung der
Vereinigten Staaten. Dieser verspricht Bürgern der USA, dass sie vor
staatlichen Übergriffen geschützt sind.
Darüber
hinaus überwacht die NSA auch andere Länder: Deutschland, welches
in einer Präsentation als „Partner dritter Klasse“ beschrieben
wird, misst monatlich rund 500 Millionen überwachte
Kommunikationsverbindungen, worunter Telefonate, E-Mail, etc. zählen.
Besonders überwacht werden Süd- und Westdeutschland. Frankreich
muss täglich „nur“ zwei Millionen Überwachungen von
Kommunikationsverbindungen verbuchen. Darüber hinaus bedeutet
„Partner dritter Klasse“, dass Deutschland zwar ein Verbündeter
der USA, jedoch ebenso ein Spionageziel ist. Dies ist ein Umstand,
den Deutschland weder in Kauf nehmen muss noch darf. Die Spionage von
Kommunikationsverbindungen kommt einer Provokation
verdächtig nahe. Deutschland muss den Vereinigten Staaten deutlich
machen, dass solche Überwachungsaktionen nicht geduldet werden. Auch
sollten wir, als deutsche Bürger, uns überlegen, was wir gegen
diesen Eingriff in unsere Souveränität unternehmen können. Denn
schließlich gilt (frei nach Louis XIV): „L'état, c'est nous - Der
Staat sind wir“.
Quellen
- http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/nsa-ueberwacht-500-millionen-verbindungen-in-deutschland-a-908517.html
- http://uspolitics.about.com/b/2013/06/24/why-edward-snowden-isnt-charged-with-treason.htm
Samstag, 10. August 2013
Samstag, August 10, 2013
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Dorothee Bär, MdB
Gastbeitrag
Das Thema des Monats auf
CATO ist klug gewählt, zumindest für mich als Familienpolitikerin. Denn
ein großer Teil der Familiendebatten dreht sich immer wieder darum, ob
die Familienpolitik sich dem Individuum widmen soll – aus meiner Sicht
der individuellen Familie mit ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen -
oder der Gesamtgesellschaft, innerhalb derer die Familien sich bewegen.
Das
ist eine legitime Frage, denn beide Seiten – Individuum bzw.
individuelle Familie und die Gesellschaft – haben Ansprüche, die sich
manchmal widersprechen. Eine Familie handelt nicht immer ökonomisch
optimal. Wenn ein Elternteil beruflich zurücksteckt, um mehr Zeit für
die Kinder zu haben, ist das nicht ökonomisch optimal im Sinne der
Arbeitsteilung. Frei nach Ricardo (der das allerdings auf Länder bezogen
hat) sollten die Eltern beruflich das tun, was sie am besten können und
die Kindererziehung denjenigen überlassen, die sich eben darauf
spezialisiert haben.
Aber
werden wir so dem Individuum – der Familie, dem Kind, der Mutter, dem
Vater – gerecht? Und ebenso wichtig: Nutzt das auf lange Sicht wirklich
der Gesellschaft? Ist alles Handeln ökonomisierbar? Die Ökonomie befasst
sich mit der Verteilung knapper Güter zur Schaffung größtmöglichen
Nutzens, im oben genannten Fall der Zeit und der Arbeitskraft der
Eltern. Und der Nutzen für ein Individuum – wenn sich Eltern zum
Beispiel Zeit für ihre Kinder nehmen – kann unmittelbar in Konkurrenz
stehen zum Nutzen für die Gesellschaft – zum Beispiel ein geringeres
Bruttoinlandsprodukt, weil die Eltern weniger arbeiten, weniger
verdienen, weniger konsumieren.
Was die Frage nach dem Schützenswerten angeht, glaube ich nicht an den Gegensatz, der durch die Worte „Individuum versus Gesellschaft“
suggeriert wird. Vieles, was dem Individuum nützt, nützt auch der
Gesellschaft. Kinder, die Zeit hatten, um Bindungen mit ihren Eltern
aufzubauen, sind emotional gefestigter und resilienter. Damit verliert
die Gesellschaft heute etwas vom Bruttoinlandsprodukt, dafür gewinnt sie
in der Zukunft wertvolle Bürger.
Darum
lautet meine Antwort auf die Frage von CATO: Beide sind schützenswert,
Gesellschaft wie Individuum. Aber beide müssen auch voreinander
geschützt werden. Das Individuum muss vor einer Gesellschaft geschützt
werden, die nur den gegenwärtigen Nutzen kennt. Die Gesellschaft muss
vor Individuen geschützt werden, die der Gesellschaft zu viel
abverlangen. Ein guter Mittelweg findet sich im Artikel 2 des
Grundgesetzes: „Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner
Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt...“
Die
Individuen – Familien, Eltern, Kinder – sollen ihren Weg gehen, so lang
sie nicht die Rechte der Gesellschaft verletzen. Ein geringerer Beitrag
zum Nationaleinkommen ist aber keine Rechtsverletzung. Und die
Gesellschaft muss sich weiterentwickeln, um neuen Herausforderungen zu
begegnen – dabei darf sie aber nicht die Entfaltung der Persönlichkeiten
in Familien durch ein Ökonomisierungsdiktat verhindern. So können
sowohl Individuen als auch die Gesellschaft profitieren.
Samstag, August 10, 2013
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Monatsthema August
„Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen.“ Wie sich in diesem Zitat von Hermann Hesse zeigt, gilt die freie und unabhängige Entfaltung des Individuums in westlichen Ländern, insbesondere den Vereinigten Staaten, als bestrebenswertes Ideal. In kollektivistisch geprägten Ländern, wie etwa China, orientiert man gemäß dem Sprichwort „Der Nagel, der heraussteht, wird in das Brett geschlagen“ vor allem am Wohl der Gruppe.
Historisch
gesehen äußert sich das Wertesystem auch im politischen,
ideologischen und wirschaftlichen System eines Landes. So ist etwa im
Kommunismus der Staat quasi-allmächtig, um das Wohl des gesamten
Volkes am Besten gewährleisten zu können. Im Kapitalismus hingegen
herrscht das Prinzip der minimalen Einmischung in die Freiheiten des
Individuums. Beide Herangehensweisen haben Vor- und Nachteile. Die
Frage ist, welches in unserer deutschen Gesellschaft vorteilhafter
ist, wobei natürlich auch Mischformen möglich sind, die ja auch
schon umgesetzt werden. Was denkt ihr dazu? Wir wollen dieses Thema
zu unserem ersten Monatsthema machen, deshalb laden wir euch alle
ein, uns eure Gedanken dazu in einem Artikel zu schreiben.
Als
Tipp: Letztendlich können diese Wertesysteme sehr verschieden
analysiert werden. Mögliche Ansätze für einen Text sind
beispielsweise eine geschichtliche, soziologische, ethnologische,
rechtliche, politische oder psychologische Betrachtung der Thematik.
Probiert es einfach mal! Schreibt einen Artikel und schickt ihn uns!
Samstag, August 10, 2013
No comments
Heute haben wir unser erstes Monatsthema bekannt gegeben, sowohl als auch unseren ersten Gastbeitrag veröffentlicht. Diese beiden Konzepte wollen wir Euch hier kurz erklären:
Wir als CATOteam haben vor, jeden Monat einen Themenbereich aufzugreifen, der von besonderer Bedeutung für unsere Gesellschaft ist, entweder wegen seiner derzeitigen Relevanz oder weil er von grundlegender Wichtigkeit ist. Ihr seid alle eingeladen, hierzu einen Beitrag zu schreiben. Wir wünschen uns bewusst möglichst viele Beiträge, da diese Themen auch öfters kontrovers sein werden, und weil eine Vielfalt von Autoren ein breites Spektrum an Sichtweisen einbringt. So wollen wir zu diesem Thema einen Austausch starten, der hoffentlich alle Beteiligten (egal ob Autoren oder Lesern) bereichert. Natürlich bedeutet das nicht, dass jeden Monat nur Texte zum derzeitigen Monatsthema veröffentlicht werden. Nach wie vor sind sämtliche gesellschaftsrelevanten Texte herzlich willkommen. Das Monatsthema ist nur als Anregung zu verstehen, sich verstärkt mit diesem Thema auseinander zu setzen.
Auch wollen wir versuchen, zu jedem Monatsthema einen Gastbeitrag zu veröffentlichen. Zwar sind wir ein Blog, der ganz bewusst für junge Schreiber da ist. Jedoch können uns ältere Personen, die sich lange mit einem Thema beschäftigt haben, oftmals wertvolle Gedankenanstösse geben. Deshalb haben wir vor, jeden Monat eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu bitten, für uns einen Gastbeitrag zum jeweiligen Monatsthema zu schreiben, um unsere Diskussionen weiter anzuregen.
Also Euch viel Spass beim Schreiben, und wir freuen uns auf Eure Texte!
Euer CATOteam
Wir als CATOteam haben vor, jeden Monat einen Themenbereich aufzugreifen, der von besonderer Bedeutung für unsere Gesellschaft ist, entweder wegen seiner derzeitigen Relevanz oder weil er von grundlegender Wichtigkeit ist. Ihr seid alle eingeladen, hierzu einen Beitrag zu schreiben. Wir wünschen uns bewusst möglichst viele Beiträge, da diese Themen auch öfters kontrovers sein werden, und weil eine Vielfalt von Autoren ein breites Spektrum an Sichtweisen einbringt. So wollen wir zu diesem Thema einen Austausch starten, der hoffentlich alle Beteiligten (egal ob Autoren oder Lesern) bereichert. Natürlich bedeutet das nicht, dass jeden Monat nur Texte zum derzeitigen Monatsthema veröffentlicht werden. Nach wie vor sind sämtliche gesellschaftsrelevanten Texte herzlich willkommen. Das Monatsthema ist nur als Anregung zu verstehen, sich verstärkt mit diesem Thema auseinander zu setzen.
Auch wollen wir versuchen, zu jedem Monatsthema einen Gastbeitrag zu veröffentlichen. Zwar sind wir ein Blog, der ganz bewusst für junge Schreiber da ist. Jedoch können uns ältere Personen, die sich lange mit einem Thema beschäftigt haben, oftmals wertvolle Gedankenanstösse geben. Deshalb haben wir vor, jeden Monat eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu bitten, für uns einen Gastbeitrag zum jeweiligen Monatsthema zu schreiben, um unsere Diskussionen weiter anzuregen.
Also Euch viel Spass beim Schreiben, und wir freuen uns auf Eure Texte!
Euer CATOteam
Samstag, August 10, 2013
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Daniel Vedder
Viele Eltern
verfluchen sicherlich Sir Tim Berners-Lee. Vorausgesetzt, sie wissen,
wer er ist. Denn dieser Mann, bekannt als Erfinder des World Wide
Web, ist verantwortlich für die größte Herausforderung, der sich
Eltern heutzutage stellen müssen. Das Internet ist das große
Unbekannte, ein Neuland voller Gefahren für sie, die ältere
Generation der „Digital Immigrants”. Das Schlimmste für sie ist
jedoch, dass sich ihre Kinder scheinbar sorglos und blauäugig in
diesem verseuchten Dschungel tummeln.
Schnell werden dabei Vorfwürfe laut.
Ob ihre Sprösslinge denn nicht wüssten, das Facebook & Co. der
reinste Spielplatz für Pädophile seien? Schließlich kennen heutige
Jugendliche sowieso keine ihrer Internetkontakte mehr persönlich.
Und ein soziales Leben in der „realen” Welt gibt es auch nicht
mehr.
Die Liste der Vorwürfe kann beliebig
fortgeführt werden. Sei es die unkritische Akzeptanz der „Fakten“
in einem Wikipedia-Artikel, die Nutzung von SMS-Deutsch im täglichen
Sprachgebrauch, oder einfach nur die vielen am Computer verbrachten
Stunden – von allen Seiten hagelt es Kritik. Ironischerweise kommt
die lauteste Kritik von denjenigen, die laut eigener Angabe nichts
von diesem neuen digitalen Medium verstehen.
Es würde ihnen guttun, sich selbst
ein wenig mehr mit der „größten Gefahr unserer Zeit“ zu
beschäftigen. Denn letztendlich ist es mit dem Internet nicht viel
anders als mit dem Straßenverkehr – je besser man sich auskennt,
desto sicherer fährt man. Man wirft uns, der heranwachsenden
Generation, vor, die vielen Gefahren „unseres“ Mediums zu
übersehen, ja, ihnen sogar Tür und Tor zu öffnen.
Doch heißen wir nicht umsonst
„Digital Natives“. Wir kennen die Gefahren gut, und wir wissen,
wie man mit ihnen umgeht. Entgegen den Vorstellungen vieler Eltern
haben Studien gezeigt, dass wir durchaus an dem Schutz unserer
Privatsphäre, auch online, interessiert sind. Und Onlinespiele
spielen wir auch viel lieber mit unseren echten Freunden als mit
irgendwelchen anonymen Kontakten.
Darum ärgert es uns, wenn Autoren wie
Manfred Spitzer („Digitale Demenz“) oder Axel Dammler („Verloren
im Netz – Macht das Internet unsere Kinder süchtig?“) uns
scheinbar kollektiv jede soziale und intellektuelle Lebenskompetenz
absprechen, sobald Computer im Spiel sind. Denn ja, wir kennen die
Gefahren. Und ja, wir wissen, wie man mit ihnen umzugehen hat.
Anstatt dauernd die vielen Gefahren zu
betonen, sollte man auch über die Möglichkeiten reden, die uns das
Internet bietet. „Digital Natives“ verfügen über eine
Medienkompetenz, von der viele unserer Eltern nur träumen. „Da
wird im Internet ausführlich recherchiert und tolle Präsentationen
in PowerPoint erstellt und vorgetragen“, meint beispielsweise die
Gymnasiallehrerin Dörthe Stockhaus. Und das ist nur die Spitze des
Eisbergs. Andere Jugendliche erstellen für ihre Familien Websites,
um der ganzen Verwandtschaft eine einfache und schnelle Kommunikation
zu ermöglichen. Mit 15 wurde ein Jugendlicher einer der
Chefentwickler des Firefox Webbrowsers, der von Millionen als
schnelles und sicheres Programm geschätzt wird. Mit 22 erfand Mark
Zuckerberg Facebook, das mittlerweile über eine Milliarde Menschen
weltweit verbindet. Diese Medienkompetenz ist von unschätzbarem Wert
in der heutigen Wirtschaft. Und sie wird großteils im Internet
gelernt.
Es gibt noch viele andere Vorteile des
Internets. Die atemberaubende Informationsfülle, die es bietet,
schlägt jede Bibliothek, wenn es um Menge und Einfachheit des
Zugriffs geht. In sogenannten „Massive Open Online Courses“
(MOOCs) kann man bequem von Zuhause aus gratis Universitätskurse auf
höchstem Niveau mitmachen. Auf sozialen Netzwerken kann man einfach
mit Freunden Kontakt halten, auch wenn diese über die ganze Welt
verstreut sein sollten.
Angst vor dem Unbekannten zu haben ist
völlig normal. Doch muss diese Angst dazu führen, dass eine ganze
Generation in ihrem Verhalten verteufelt wird? Zugegeben, schon
Aristoteles klagte zu seiner Zeit über „die Jugend von heute“.
Doch hat der Aufstieg des Internets dem Konflikt der Generationen
noch einmal Öl auf das Feuer gegossen. Um dem entgegenzuwirken,
brauchen wir Eltern, die bereit sind, die Welt ihrer Kinder wirklich
kennenzulernen. Nur so werden wir die vielen herrschenden Vorurteile
abschaffen können. Wir Jugendliche sind keine „Ausgeburt der
Cyberhölle“, weil es diese „Cyberhölle“ gar nicht gibt. Walt
Disney sagte: „We keep moving forward, opening new doors and doing
new things, because we're curious, and curiosity keeps leading us
down new paths.“ Darum lasst uns gemeinsam durch diese Tür gehen,
die Sir Tim Berners-Lee für uns geöffnet hat.
Quellen
- M. Hollstein, D. Steffan, P. Kuhn (2009). “Jugend 2.0 – Gefangen im virtuellen Netz?”, Die Welt. http://www.welt.de/politik/bildung/article3456343/Jugend-2-0-gefangen-im-virtuellen-Netz.html
- U. Gasser (2009). “Jugend und das Internet”, Frankfurter Allgemeine Zeitung. http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/computer-internet/jugend-und-das-internet-surfen-macht-schlau-1758040.html
Samstag, 3. August 2013
Samstag, August 03, 2013
4 comments
Niklas Götz
Jeder kennt sie, manche hassen sie: AfD und Piraten. Ihr Aufstieg und ihr (bald vollständiger) Verfall waren rasant. Gerade deswegen gehören sie zu einer neuen und auch gefährlichen Art von Parteien: den Hype-Parteien. Hier werden sie charakterisiert und kritisiert.
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