Sonntag, 25. Januar 2015

KW 4

Manche Dinge ändern sich - andere beiben so, wie sie sind. Zu letzterem gehört sicherlich das Bangen um Griechenland, denn auch in diesem Jahr darf man wieder gespannt auf die Wiege der europäischen Kultur schauen.

Wort der Woche: GREXIT


Manch einer würde es gerne, aber es geht nunmal - zum Glück - nicht: den Griechen das Wählen verbieten. Immerhin zeigen Umfragen, was der gesunde Menschenverstand bereits diktiert: ein am Boden liegendes, in Armut verfallenes Land wählt sicher nicht die Regierung wieder, die es verschuldet oder unverschuldet dorthingebracht hat. Gemäßigte Parteien dürfen sich warm anziehen - wir kennen das von der Weimarer Republik.
Während die Sozialdemokraten um den Einzug ins Parlament bangen dürfen und die konservative NeaDemokratia immer mehr den Anschluss verlieren, beginnt der Siegeszug der Sozialisten und Neonazis.

Glücklicherweise können letztere keine Mehrheit hinter sich bringen. Natürlich haben sie immer mehr Zustrom angesichts der massiven Verarmung der Bevölkerung, ganz besonders der Rentner einerseits und einem großen Zustrom an Flüchtlingen aufgrund der Lage am Rande der Union andererseits. Dennoch können sie mit ihren radikalen Forderungen nur in kritischen Vierteln mit hohem Ausländeranteil Wähler gewinnen. Dies liegt zuletzt nicht daran, dass viele Funktionäre der "Goldenen Morgenröte" hinter Gittern sitzen. So tief ist Griechenland nicht gesunken, als dass es sich den Nationalsozialisten in die Arme wirft.

Gänzlich anders sieht es auf der anderen Seite des Parteienspektrums aus. Die Sozialisten der Syriza sind in einem legendären Aufwind. Ihre Kritik an der Sparpolitik und den massiven Steuerhöhungen sprechen genau das aus, was viele Bürger in Griechenland am Rande und unterhalb des Existenzminimums gebracht hat. Wem ein gewisser Lebensstandard unmöglich gemacht wurde, der denkt nicht über Fragen nach, ob es notwendig war, diesen zu opfern, um die Zukunft das Landes zu sichern.
Syriza will eine große Strukturreform, zeigt sich ehrgeizig und kann mit ihrem charismatischen Spitzenkandidaten Alexis Tsipras sehr viele Wähler der Konservativen auf ihre Seite bringen. Er richtet sich dezidiert gegen seine Feindbilder Brüssel, Merkel und die Altparteien, die allesamt den Märkten nachgegeben und damit die griechische Bevölkerung ihrem Schicksal überlassen hätten.

Bei den Geldgebern Griechenlands wird der Vormarsch einer so streitbaren Partei ungern gesehen. Die angestrebten Reformen könnten die bisherigen Rettungsversuche Griechenlands zunichte machen und die Stabilität gefährden. Sehr groß war das Aufsehen natürlich, als von manchen Seiten angemerkt wurde, ein Austritt Griechenlands würde den Euro nicht mehr gefähren. Manche sahen dies als einen Hinweis, nicht in Panik zu verfallen, andere als einem Vergehen an der europäischen Solidarität, wieder andere sogar als Wahlmanipulatin - in meiner Sicht ein bisschen von allem. Natürlich ist die Währung stabiler geworden in den letzten Jahren, es wurde viel getan - Ziel ist aber eigentlich, die Märkte angesichts der Wahl zu beruhigen. Außerdem darf man nicht vergessen: Syriza spuckt während des Wahlkampfs große Töne. Ist die Partei aber an der Regierung, wird sie angesichts der Realität deutlich vorsichtiger und vor allem zahmer reagieren.
Niklas Götz

Was war euer Ärger und Freude der Woche? 

1 Kommentar:

  1. Ärger:
    der russische Parlamentspräsident ist der Meinung die DDR wurde von Westdeutschland annektiert und damit wäre die Wiedervereinigung illegal. Der Wodkakonsum in Russland ist im letzten Jahr stark angestiegen. Vieleicht ist der deshalb dieser Meinung….

    Griechenland will einen Schuldenschnitt. Was würde bedeuten die anderen EU-Länder zahlen die Schulden der Griechen. Deutschland würde mindestens 50 Mrd. übernehmen. Wie erklären wir das einem deutschen Arbeitnehmer der Steuern hohe Steuern zahl t ( prozentual mehr als die Griechen) oder einem deutschen HarzIV Empfänger? Jedes Land muss seine Schulden selbst bezahlen. Alles andere ist unsolidarisch.Es kann nicht sein, dass einer das großzügig Geld ausgibt und der andere bezahlt dann.

    Im Kölner Rosenmontagszug wird es keinen „Je suis Charlie“ Wagen geben. Die radikalen Islamisten haben somit gegen die Meinungsfreiheit doch noch einen Sieg errungen. Schade.


    Freude:
    Kobane ist von der IS befreit. Der Nimbus der Unbesiegbarkeit der IS ist dahin. Gleichzeitig wollen sich internationale Staaten stärker im Kampf gegen Boko Haram engagieren.

    AntwortenLöschen

CATOteam 2013
Ceterum censeo...