Sonntag, 8. Dezember 2013

 KW 49

Wieder einmal gibt es ein unterhaltsames und kritisches Wort der Woche und die Möglichkeit für jeden Besucher von CATO, uns seinen Ärger und seine Freude der Woche zu verraten!


Wort der Woche:
Luftverteidigungszone

Die "gelbe Gefahr", wie China oft von engstirnigen Europäern genannt wird, schlägt wieder zu. Es geht um ein paar Fetzen Land, die bereits seit Jahrzehnten das westlich gesinnte Japan und die kommunistische Volksrepublik China in eine Art asiatischem Kalten Krieg in Atem hält: Die Inselgruppe Diayoyu bzw. Senkaku, je nachdem, welche Sprache man bevorzugt. Beide Länder erheben aus verschiedenen Gründen (z.B. die angebliche Entdeckung vor fast 1000 Jahren) Anrecht auf dieses Archipel. Doch natürlich hat es nichts mit den von Vogeldung gepflasterten Felsen zu tun, weshalb sich diese globalen Wirtschaftsmächte gegenseitig anfeinden. 
Wer im Besitz dieser Inseln ist, erhält auch Hoheitsrechte über das umgebende Gebiet, dem Ostchinesischen Meer. Und um eben dieses Meer ranken sich Sagen von unglaublichen Schätzen wie Öl, Gas und Seltene Erden. Dadurch sind diese Felsen ware Schatzinseln.
Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Erbfeindschaft zwischen Japan und China seit dem 2. Weltkrieg, ebenso wenig wie die Antikommunistische Asiatische Achse, wie zumindest ich sie nenne, bestehend aus den ASEAN-Staaten, Südkorea, Japan und Singapur, alles unter der Schirmherrschaft der USA. Diese Staaten haben nur ein Ziel: die offensichtliche Bedrohung durch die chinesische Großmacht abzuwenden. Dies ist auch mehr als nur verständlich, den die Super- und Atommacht China ist eine ernst zunehmende Gefahr für die Souveränität dieser Staaten.
Doch auch diese Achse kennt eine Grenze: Nicht nur China und Japan streiten sich um die Rohstoffe der Region, auch die Philipinnen, Südkorea und Co. wollen ein Stück vom Dollarkuchen. Und so gibt es die verschiedensten Vorschläge dazu, wem welcher Teil des Ostchinesischen Meeres gehören solle. Um jeden Quadratkilometer wird gestritten.
Diese Woche entbrannte der Konflikt aufs Neue: China erklärte das Gebiet um die Inseln als Luftverteidigungszone, d. h. jedes Flugzeug, dass die Region betritt, muss sich vorher anmelden. Dies ist natürlich eine Demonstration der eigenen Überzeugung, rechtmäßiger Besitzer des Gebiets zu sein, jedoch auch gleichzeitig eine militärische Provokation. Kein Wunder, dass über Japan dunkle Wolken aufzogen.
Auch der amerikanische Vizepräsident Biden, der auf asiatische Rufe viel schneller reagiert als auf die der Alten Welt, tauchte unverzüglich in Peking auf, um mit seinem guten Draht zum chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping (sozusagen dem "Roten Kaiser") auszunutzen und die Sorgenfalten glatt zu bügeln. Doch all der Honig um den Mund der chinesischen Führung brachte nichts.
Und so griff man zum uramerikanischen Mittel: Mit stählerner Faust drohen und zusammen mit Stellvertreterstaaten eine Militärübung machen - direkt im umstrittenen Gebiet.
Direkt nach der Erklärung der Luftverteidigungszone schickte man mit subtilen Endzeithumor Kampfflugzeuge unangemeldet in die Region, und heute begann eine amerikanisch-britisch-südkoreanische Militärübung direkt vor der Haustür.
Als wären vierzig Jahre Kalter Krieg nicht genug gewesen.
Niklas Götz


IN MEMORIAM: NELSON MANDELA

Donnerstag Nacht erreichte uns eine Nachricht, die  alle tief erschütterte: Der Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela ist mit 95 Jahren im Kreise seiner Familie entschlafen. 
Nelson Mandela wird immer - auch wenn er der Gewalt nicht ganz entsagte - eine Ikone des Strebens nach Freiheit, Gleichheit und Demokratie bleiben. 
Er stammte zwar aus einem königlichen Geschlecht, war aber dennoch einfacher Hirtenjunge.  Sein frühes Interesse für Politik sollte ihm eine Laufbahn ermöglichen, die ihn zum Vater eines Volkes machte. Er hatte den Mut, für seine Meinung einzutreten und sich gegen das menschenverachtende Apartheidsregime einzusetzen, auch wenn er dafür zahlreiche Repressalien und zuletzt 27 Jahre lang Gefangenschaft ertragen musste. Doch seine Überzeugungen waren stärker als die Macht des Regiemes, das er letztlich friedlich zu Fall brachte. Innerhalb weniger Jahre wurde aus einem politischen Gefangenen der erste schwarze Präsident Südafrikas.
Am Ende des Lebens eines Menschen sollte man nicht nur fragen, was er geleistet hat, sondern auch, was sein Leben uns lehren könnte.
In diesem Fall ist es, dass jeder etwas verändern kann, sei der Missstand noch so etabliert oder verteidigt. Mit "jeder" ist dabei wirklich jede einzelne Person gemeint. Oder wer hätte 1939 gedacht, dass ein einfaches Mitglied des Studentenrates, das gegen schlechte Verpflegung kämpft, später eines der grausamsten Regime der Welt entmachten wird? Dazu kommt noch etwas, an das selbst Mandela, einst Verfechter des Gewaltverzichts, wieder erinnert werden musste: Nichts ist stärker als Worte.
Den Abschluss dieses Nachrufs sollen die legendären Worte Mandelas selbst bilden,  die auch stark an den Namensgeber unserer Initiative erinnern: 
"Ich habe gegen weiße Vorherrschaft gekämpft, und ich habe gegen schwarze Vorherrschaft gekämpft. Ich habe das Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft hochgehalten, in der alle Menschen in Harmonie und mit den gleichen Chancen zusammenleben. Das ist ein Ideal, für das ich zu leben und es zu erreichen hoffe. Wenn es aber notwendig werden sollte, ist es ein Ideal, für das ich auch bereit bin, zu sterben."
Niklas Götz
 
Und nun seid ihr an der Reihe: Erzählt uns in den Kommentaren von eurem Ärger und Freude der Woche und fühlt euch frei zu diskutieren!  

8 Kommentare:

  1. Ärger: ständig hört man von betrügerischen Banken. Großrazzia bei der Commerzbank: 270 Steuerfahnder haben diese Woche die Bank durchsucht. Die Deutsche Bank muss für Manipulationen an der Börse( Libor) 770 Mio. € Strafe zahlen. Selbst über die Sparkasse Ulm wird in den Medien negativ berichtet weil sie Kunden übervorteilen will. Wo bleibt da der „ehrbare Kaufmann“?


    Freude: Die Deutsche Justiz und die EU-Kommission kommen den Großbanken auf die Schliche. Die Bankenaufsichtsbehörden sollen sogar personell noch gestärkt werden. Vielleicht werden die Banken durch verhängte Strafen und mehr Aufsicht wieder seriös. Ich wollte als Jugendlicher nicht in einer Branche mit solch einem schlechten Image arbeiten.

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  2. Freude: Sturm und Sturmflut Xaver haben in Hamburg keinen nennenswerten Schaden angerichtet, obwohl die Sturmflut höher war als die große Flut im Jahr 1962.

    Ärger: als Franke muss ich sagen: Ich ärgere mich über die Leistung des Club

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  3. Freude: Normalerweise bin ich kein Fan von Westerwelle, aber endlich hat er mal Putin die Strin geboten. Als sich Westerwelle mit den ukrainischen Demonstranten solidarisierte, kritisierte dies Russland sehr. Westerwelles Reaktion: "Wir lassen uns von niemandem vorschreiben, wie wir als Europäer zusammenfinden. Das muss auch Moskau verstehen. Wenn wir Europäer mit Europäern in der Ukraine reden, ist das keine Einmischung in innere Angelegenheit, sondern eine Selbstverständlichkeit.Wir sind nicht Partei in der Ukraine für eine Partei, sondern für die europäischen Werte."
    Bravo, Westerwelle!

    Ärger: Die Luftverteidigungszone bleibt aktuell. Südkorea will jetzt seine auch ausweiten - und zwar mitten in die Chinas hinein. Humoristische Qualität hat das Faktum, dass dies von Südkorea durch eine Felsformation unterhalb des Meeresspiegels begründet wird, die angeblich zum Südkoreanischen Festland gehört.
    Es ist wohl für jeden offensichtlich, dass es hier schon lange nicht mehr um eine durch den Klimawandel bedrohte Inselgruppe geht.

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  4. Ärger/Freude: Ich weiß nicht, wo ich es einordnen soll: Die neue Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung. Einerseits ist es eine Freude zu erfahren, dass Deutschland kaum Rechtsextremisten hat. Andererseits ist der Grund dafür und die Empfehlung fragwürdig: Wir sollen weiterhin kaum Ausländer aufnehmen und Asylanten abweisen!
    Das ist ein ziemlicher Bruch der Logik, weil das ja die Forderung von Rechts ist! Wir sollen machen was die Rechten sagen, um keine Rechten zu haben?
    Wäre es nicht sinnvoller, Solidarität mir den Ausländern zu verbreiten und mündige Bürger zu schaffen?
    Auf jeden Fall Ärger ist Holger Apfel, Vorsitzender der NPD (weshalb man ihn nicht kennen muss): Zu den Verbotsverfahren gegen die NPD zitiert er Hitler persönlich, nämlich sein Kommentar zur Anfangszeit der NSDAP, als diese noch verfolgt wurde.
    Dies zeigt mal wieder, dass sich Rechtsextremisten durch Verbotsverfahren noch bestätigt fühlen und aus der erhöhten Aufmerksamkeit auch noch Vorteile ziehen.

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  5. Ärger: Es wird von der Großen Koalition als Erfolg verkauft, dass die Neuverschulung nicht steigt. Wie erbärmlich. Ein Erfolg wäre gewesen wenn man es geschafft hätte die Schulden zu senken. Die Pläne der neuen Regierung gehen zu unseren Lasten, also der jungen Generation

    Freude: Es gibt noch Leben in der CDU - neben Mutti. Endlich melden sich mutige junge Mitglieder und monieren den verschwenderischen Koalitionsvertrag. www.cdu2017.de

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  6. Freude: Gauck fährt nicht nach Sotschi. Damit protestiert er gegen die Menschenrechtsverletzungen und der Behinderung der Opposition - zumindest wird diese Entscheidung so interpretiert, den wirklich zugeben möchte er dies nicht und verweist auf die Nicht-Anwesenheit Köhlers 2010 in Vancouver. Außerdem war der Besuch offiziell gar nicht geplant. Jedoch hat Gauck - ohne dass dies in den Medien war - Russland in letzter Zeit recht oft kritisiert.

    Ärger: (auch @Dominik): Die Gesamtstrage sind 1,7 Milliarden für alle Banken, die kooperiert haben. Der Gesamtertrag waren jedoch 14 Milliarden. Insofern ist die Strafe selbst unter dem Gesichtspunkt, dass einige Banken geständig waren, sehr gering.
    Deutschland erhält übrigens 29,7% des Strafgeldes, da es in den EU-Haushalt fließt und dieser mit diesem Prozentsatz von Deutschland finanziert wird.

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  7. Ein paar Sachen am Rande:
    Gerade ist anlässlich 100 Jahre 1. Weltkrieg (was neben der Europawahl nächstes Jahr auf CATO eine große Rolle spielen wird) eine Umfrage für große Teile Europas am laufen, wofür die Menschen heute ihr Leben geben würden. Macht mit! http://www.deutschlandradio.de/interaktiv-sein-leben-opfern-fuer-wen-fuer-was.1933.de.html?dram:article_id=270187

    Zur anbrechenden Weihnachtsstimmung gibt auch das zu denken:http://www.youtube.com/watch?v=d6N1K91Ag0Q#t=32

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  8. Ulrike Schreibweis8. Dezember 2013 um 19:48

    Mal was aus der Wissenschaft:
    Freude: Wissenschaftler konnten aus Oberschenkelknochen 400 000 Jahre alte DNS des homo heidelbergensis entschlüsseln. Zuvor war die Entschlüsselung bei nur wenigen zehntausend Jahre alten Objekten möglich. http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.aelteste-dna-entschluesselt-forscher-praesentieren-400000-jahre-altes-erbgut.48d22f42-8cb3-4ec3-a491-fc415637df21.html

    Ärger: Der Komet ISON, von dem einst gesagt wurde, er würde so hell werden wie der Vollmond, ist beim Periheldurchgang zerbrochen und zu Staub zerfallen. Pech für Hobbyastronomen, Glück für die Wissenschaft, denn so kann man nun vielleicht sein innerstes untersuchen, denn die Staubwolke verliert sich im Sonnensystem.

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CATOteam 2013
Ceterum censeo...