KW 14 Stellt man
sich eine Prostituierte vor, hat man meist das Bild einer osteurpäischen,
spärlich bekleideten Frau im Kopf, die zusätzlich noch drogenabhängig und willenlos
handelt. In Australien gibt es dazu jetzt eine Gegenbewegung: Unter dem Hashtag
#facesofprostitution stellen Prostituierte Bilder von sich selber auf Twitter.
Die Gesichter der Frauen zeigen stets Gelassenheit und Freude, Sinn der
Kampagne ist es, möglichst viele Menschen darauf hinzuweisen, dass Prostitution
auch ein anderes Geischt haben kann, als dass das in den Köpfen der Menschen
vorherrscht. Aber kann Prostitution wirklich so gesehen werden?
Das Wort der Woche : Spiel, Spaß, Prostitution ?
Für das
australische Mädchen, die ihre Freiheit demonstrieren wollte, ist Prostitution
einfach nur eine Möglichkeit ihr Leben zu finanzieren. Aus ihrer Sicht der
Dinge ist Sex eine Ware, jede persönliche Verbindung mit der anderen, fordernden Person
kann sie scheinbar abschalten. Folglich hat sie auch kein Problem damit ihren
Körper anzupreisen. Als entwürdigend Geld dafür zu erhalten das andere mit ihr
schlafen könnnen, empfindet sie Prostitution jedenfalls nicht.
Darüber lässt sich
nichts schlechtes sagen, die Hemmschwelle für schlechte Empfindungen wie Scham
oder eben Würdelosigkeit scheint bei ihr sehr hoch zu liegen. Warum also nicht? Für Tilly Lawless ist Sex eine gute Einnahmequelle um Geld zu verdienen.
Die Frage
ist nur, wie Tilly Lawless und die anderen Frauen die übrigen Prostituierten
vergessen konnten. Auf der ganzen Welt gibt es abertausende von Frauen, die aus
einem bestimmten Zwang dazu genötigt sind sich zu prostituieren. Diese Frauen
haben aus materiellen Gründen oft keine andere Wahl als ihren Körper zu
verkaufen. Und was ist mit denen, die sogar gefangen gehalten werden, die nicht
mehr frei leben können? Oder den Kinderprostituierten, die vor allem in Asien
bei den Freiern sehr beliebt sind ? Wie können Menschen wie Tilly Lawless, die
in ihrer kunterbunten, australischen Girlie-Welt lebt, dies vergessen.
Natürlich sind die westlichen, reichen Mädchen „no victims“, wie sie alle in ihren Posts betonen, nein, sie haben
die Möglichkeit weil es ihnen ihr Wohlstand erlaubt Sex für Geld anzubieten,
aber deswegen Prostitution allgemein als etwas darzustellen was freiwillig ist
und Spaß macht, ist abwertend und verachtend. Verschärft wird das noch von den
zynischen Kommentaren, die unter vielen der „Selfies“ stehen. Eine blonde,
durchtrainierte Frau postet über ihrem Foto ironisch „so drug addled/unhealthy“
(so drogenabhängig/ungesund). Selbstverständlich sieht man das Ava Grace, so
heißt die Tweeterin, das nicht ist, lustig macht sie sich mit ihrer Überschrift
aber über diejenigen, die sich wegen ihrer Abhängigkeit und damit ihrer Not
prostituieren. Und so ist ein Punkt erreicht an dem es gefährlich wird.
Statt Prostitution durch Zwang zu verspotten, sollte man sie bekämpfen.
Und solange die Follower und Nachahmer von Tilly Lawless das nicht verstehen,
kann man die Nachricht, die sie eigentlich vermitteln wollen, nicht
ernstnehmen.
Der Link zum Hashtag #facesofprostitution :
https://twitter.com/hashtag/facesofprostitution
Lea Heinrich
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