Martin Lotter
Was
lernen wir nicht alles in unserer Jugend. Das fängt schon mit
dem Radfahren an. Ein Schwimmkurs ist auch obligatorisch, oft lernen
wir ein Instrument. Natürlich gehen wir zur Schule. Der Staat möchte
Bürger mit einer guten Allgemeinbildung. Mindestens 9 Jahre Schule
müssen sein. Später mit 18 machen wir dann einen Tanzkurs und den
Führerschein. Wer keinen Führerschein hat, darf nicht Autofahren.
Man soll ja im Straßenverkehr nicht das Leben anderer gefährden.
Die
meisten von uns gründen irgendwann in ihrem
Leben eine Familie und wir bekommen Kinder. Spätestens da stellen
wir fest: Wir haben in unserer Jugend viel
Sinnvolles und weniger Wichtiges gelernt,
aber habe ich je gelernt ein Kind zu erziehen?
Das
Widersprüchliche in unserer Gesellschaft
ist, dass es uns wichtig ist, pädagogisch gut ausgebildete Lehrer
und Erzieher in Schule und Kindergarten zu haben. Aber wenn die
Kinder von der Schule nach Hause kommen, treffen sie auf Eltern, die
auf diesem Gebiet brutale Laien sind.
Wann
und wo lernen wir, wie wir in optimaler Weise Kinder erziehen? Haben
sich unsere Eltern und wir als künftige Eltern jemals mit der Psyche
von Kleinkindern, Kindern oder Jugendlichen beschäftigt? Wie
motiviere ich Kinder in unterschiedlichen Lebensaltern oder
Lebensphasen? Lerne ich, wie ich Kinder bei schulischen oder sozialen
Problemen unterstützen kann? Oder noch viel einfacher: Haben wir
gelernt einen Haushalt zu führen? Kinder benötigen angemessene
Nahrung, Kleidung und Wohnung. Diese Rahmenbedingungen sind wichtig
für ein erfolgreiches Erwachsen werden. Wer kann schon sein Kind
altersgerecht und gesund bekochen? Wie viele Kinder gehen täglich
hungrig, falsch gekleidet und unvorbereitet zur Schule? Wir sehen
diese Lücken an unseren Eltern und wissen, dass wir genauso ratlos
sind. Und keiner tut etwas dagegen.
Fakt
ist: Wir wissen, wie wir Kinder zeugen. Aber sobald wir mit dem Kind
aus der Geburtsklinik nach Hause gehen, sind wir hilflos. Was ist die
Lösung?
Vor
einigen Jahrzehnten gab es noch Schulfächer wie Hauswirtschaft,
Handwerken, Erziehungskunde und dergleichen. Damalige Eltern haben
wenigsten ansatzweise grundlegende Kennnisse mitbekommen, die sie auf
ihre künftigen familiären Aufgaben vorbereitet haben.
Diese
elementare Vorbereitung gibt es heute nicht mehr. Leider. Unsere
Gesellschaft lässt ihre Kinder heute völlig unvorbereitet auf deren
Kinder los. Es gibt akuten Handlungsbedarf.
Ich
schlage vor, dass Eltern erzieherische Kenntnisse aktiv erwerben
sollten. Da die Schulen dies nicht vermitteln, sollten werdende
Eltern sie in der Freizeit erwerben. Die staatlichen Volkshochschulen
wären eine ideale Institution, die den jungen Eltern das fehlenden
Wissen vermitteln könnte.
An
dieser Weiterbildung sollten alle verantwortungsvollen Eltern ein
Eigeninteresse haben. Ignorante Eltern – man wird sie immer finden
– sollten erst dann Kindergeld erhalten, wenn Sie diese
Weiterbildung nachweislich und erfolgreich absolviert haben. Man
könnte so etwas auch „Elternführerschein“ nennen.
Dies
wäre zum Wohle der Kinder und damit letztendlich auch gut für die
Eltern und gut für unsere Gesellschaft.
Auch wenn ich es nicht für sinnvoll halte, Eltern mit Kindergeldentzug zu bestrafen, so kann ich nicht bestreiten, dass die Idee sich gut anhört.
AntwortenLöschenErziehen will gelernt sein, dafür braucht es normalerweise Zeit - in einer Gesellschaft der Drei-Personen-Familie hören Familien genau dann auf zu wachsen, wenn Eltern ihre ersten Erfahrungen gemacht haben.
Auf diese Weise wird ein Großteil der jetzigen Generation von relativ inkompetenten Eltern erzogen - keine optimale Situation.
Ich denke dass statt eines Elternführerscheins ein erziehungsbegleitender Kurs sinnvoller wäre - ansonsten müsste man zu viele Kompetenzen auf einmal vermitteln.
"Erziehungsbegleitende Kurse" finde ich ein gutes Konzept. Örtlich gibt es ähnliche Kurse ja auch schon - siehe Kisspäd in Bad Kissingen.
LöschenGuter Ansatz. Vielleicht auch über Anreize schaffen, was besser sein kann als bestrafen: wer an eine Elternbildungsmaßnahme teilnimmt wird mit höherem Kindergeld belohnt.
AntwortenLöschenweitere interessante Infos zum Thema vom Bundesministerium: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Familie/elternkompetenz.html
Ein sehr guter Link.
LöschenIch wusste nicht, dass man doch so bemüht ist, dass umzusetzen.
Ich kann Ihnen die Elternkurse Starke Eltern - Starke Kinder® des Deutschen Kinderschutzbundes empfehlen. Die gibt es bereits seit 2002 bundesweit.
AntwortenLöschenwww.sesk.de oder www.dksb.de